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Mit »Götter der Nacht« schreibt David Mack den Auftakt zur »Star Trek Destiny« -Reihe, die alles verändern wird!

Götter der Nacht
© Cross Cult

Wenn die Chancen gegen einen sind

Comicleser kennen es, dass wenn ein Großereignis angekündigt wird, es damit beworben wird, dass es alles verändern soll. Häufig handelt sich bei den Veränderungen jedoch nur um Augenwischereien, deren Halbwertzeiten noch dazu überschaubar sind. Dementsprechend groß ist die Skepsis gegenüber David Macks »Star Trek – Destiny«. Hinzu kommt auch noch die Tatsache, dass die Trilogie sich erneut mit den Borg befasst, die als Bedrohung nicht mehr ernstzunehmen sind. Dafür sorgten nicht unwesentlich ihre Auftritte in drei der letzten fünf »The Next Generation«-Romanen.

Es spricht also viel gegen »Destiny«. Der einzige Hoffnungsschimmer ist der Name des Autors. David Mack ist vor allem durch die »Vanguard«-Reihe bekannt, wo er gemeinsam mit Kevin Dilmore und Dayton Ward exzellente Unterhaltung präsentierte.

Die Borg sind zurück. Dieses Mal allerdings nicht mit einem einzigen Schiff, sondern gleich mit einer ganzen Armada. Ihr Ziel ist nicht mehr die Assimilierung, sondern vielmehr die Auslöschung ihrer Feinde, der Föderation und allen, die dem Sternenbündnis zur Seite stehen..

Es geschieht viel

Dieser Angriff hat große Auswirkungen auf die Föderation und ihre Raumschiffe. Die Enterprise versucht mehr über den Ursprung dieser Invasion herauszufinden und findet eine Spur, die in den Azur-Nebel führt. Die Aventine, unter dem Kommando von Captain Ezri Dax, hingegen untersucht die Überreste der NX-02, der Columbia, die sie auf einem abgelegenen Planeten im Beta-Quadranten finden.

Derweil ist William Riker mit seiner Titan in einem abgelegenen Teil der Galaxie, so dass er der Föderation nicht helfen kann. Stattdessen stoßen sie bald auf ein mysteriöses Ereignis, dem sie nachgehen.

In der Vergangenheit wird die Columbia während des Romulanischen Kriegs ohne eine Chance zurück nach Hause zu kommen, in den Beta Quadranten verschlagen. Dort stoßen sie auf eine hochentwickelte und isolationistische Spezies, die sich Caeliar nennen. Diese nehmen die Gestrandeten zwar bei sich auf, erlauben ihnen allerdings nicht, zurück zu reisen. Sie sind Gefangene in einem goldenen Käfig.

Die Bedrohung ist wieder da!

Es fällt schwer, “Götter der Nacht” zusammenzufassen, ohne allzu viel zu verraten. Denn David Mack hat hier eine dichte Geschichte geschrieben, in denen er scheinbar problemlos mit vielen unterschiedlichen Charakteren und Handlungsebenen jongliert, von der eine sogar in der Vergangenheit der Föderation stattfindet. Er bezieht viele Ereignisse aus Büchern, Film und Fernsehen mit in seinen Plot ein, ohne, dass man als Neuleser Probleme damit haben dürfte, alles nachzuvollziehen.

Und vor allem schafft er etwas, womit der Leser nicht mehr rechnete: Er lässt die Borg erneut bedrohlich und gefährlich wirken. Er begeht zum einen nicht den Fehler, ihnen eine distinktive Persönlichkeit zu geben. Zu keinem einzigen Moment liest man ihre Sichtweise der Dinge. Stattdessen wirken sie wie eine gesichtslose Masse, die alles niederwälzt, was sich ihnen in den Weg stellt.

Einzelne ihrer Schiffe können zwar gestoppt werden, doch wenn, geschieht dies unter einem massiven Verlust von Leben und es handelt sich mehr um Nadelstiche, die auf die Gesamtmasse keine Auswirkungen haben. Auch die Tatsache, dass sich die Mission der Borg änderte, trägt mit dazu bei, dass sie gefährlich und bedrohlich wirken. Sie assimilieren nicht mehr, sie vernichten! Ein Unterschied, dessen Effekte David Mack eindrucksvoll beschreibt.

Die daraus resultierende Hilflosigkeit ist überall zu verspüren. Auf der Erde, wo Nan Bacco mit ihrem Stab und der Sternenflotte versucht, zu retten, was zu retten ist. An Bord der Enterprise, wo Jean-Luc Picard ein Mal mehr von den Stimmen der Borg gequält wird. Oder an Bord der Titan, die zu weit entfernt ist, um aktiv eingreifen zu können.

Der Gipfel einer Karriere

Die »Neue« in dieser illustren Runde an Schiffen, ist die Aventine unter dem Kommando von Captain Ezri Dax. Wer »Deep Space Nine« liest, der weiß schon, dass die Trill beschloss, die Laufbahn eines kommandierenden Offiziers einzuschlagen. Mit der Aventine kommandiert sie jetzt ihr erstes eigenes Schiff, eine Entwicklung, die wirklich in der »Destiny«-Reihe das erste Mal auftaucht. Sie wird dabei als kompetent und auf Augenhöhe mit Jean-Luc Picard und William Riker charakterisiert.

Gleichzeitig nimmt sich David Mack die Zeit, für die kleinen, stillen Momente. In denen er zum Beispiel darüber schreibt, wie verzweifelt William Riker und Deanna Troi versuchen ein Kind zu bekommen. Der erste Versuch muss abgetrieben werden, um das Leben der Mutter zu retten und auch das zweite Baby bedroht sie, doch weigert sie sich hartnäckig, es aufzugeben, trotz aller Argumente dafür.

Und dann ist da noch die Geschichte der Columbia unter Captain Erika Hernandez, einem Charakter, den man schon aus der »Enterprise«-Serie kennt. Diese Handlungsebene ist vor allem wegen den Caeliar interessant und was der Captain und ihre Crew mit diesen erlebt. Es ist eine hochentwickelte Spezies, die an einem einzigen großen Projekt arbeitet und gleichzeitig extrem isolationistisch ist. Die Argumente, die sie für ihre Politik vorbringen ,wirken zwar einerseits einleuchtend. Aber andererseits auch irgendwo unlogisch und unpassend. Man darf gespannt sein, wie sich das hier weiterentwickeln wird.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Doch abseits der Hauptfiguren bekommt man mit, wie die Borg-Invasion sich auswirkt. Lebensformen sterben, Planeten gehen unter. Es gibt ebenfalls die kleineren Momente, in denen Helden entstehen und neue Allianzen geschmiedet werden. Die Lage mag hoffnungslos wirken. Denn bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.

Der Auftakt zu Destiny ist grandios. An »Götter der Nacht« stimmt alles, weshalb man es nur zum Kaufen empfehlen kann.

Übrigens glänzt die hiesige Version des Buches mit einem Cover von Martin Frei. Und Julian Wangler schreibt eine Chronologie der Borg.

Bewertung 15/15

Autor: David Mack
Titel: Star Trek – Destiny 01: Götter der Nacht
Originaltitel: Star Trek – Destiny: Gods of Night
Übersetzer: Stephanie Pannen
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 06/2010
Einband: Taschenbuch
Seiten: 419
ISBN: 978-3-941248-83-0
Sonstige Informationen:
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Götz Piesbergen
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