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Was ist Perry Rhodan NEO? Dieser häufig gestellten Frage gehen wir heute einmal auf den Grund.

SternenstaubPerry Rhodan, die größte Science-Fiction-Serie der Welt gibt es seit 1961. Am 30. September 2011 erschien dann Perry Rhodan NEO. Ursprünglich auf acht Taschenhefte, also dicker als ein normales Perry-Heft (ca. 1,5 mal so lang) angelegt, hatte die Serie direkt Erfolg und hat sich inzwischen mit 200 Heften etabliert. Die Hefte erscheinen alle 14 Tage. Zeitgleich mit dem Heft erscheint jede Ausgabe als eBook und als Hörbuch.

Zwischenzeitlich gab es die Romane auch in gebundener Buchform. Je vier Hefte wurden mit einer ca. 30 Seiten langen, zum Inhalt passenden Kurzgeschichte, die es auch separat als eBook gab, veröffentlicht. Die sogenannte Platinausgabe hat es auf 18 Bände und damit bis Perry Rhodan NEO 72 gebracht, bevor sie leider 2018 eingestellt wurde.

Inhaltlich setzt die NEO-Serie auf neue Wege. Perrys erster Mondflug und das Zusammentreffen mit den Arkoniden wurde auf das Jahr 2036 verlagert, und bereits im ersten Band unterscheidet sich die Geschichte mehr oder minder stark von den klassischen Perry-Heften. Die Zukunft der Erde wird deutlich düsterer, dabei aber auch wesentlich realistischer und feiner gezeichnet als 1961 in der Erstauflage. Ist man anfangs noch ganz grob an den normalen Heften orientiert, setzt sich die Handlung schnell in andere Wege ab, Völker werden anders charakterisiert, Protagonisten die es in der normalen Serie nicht gab werden eingeführt oder gänzlich anders beschrieben.

Auch hat man hier gleich in den ersten 30 Heften das Gefühl, in einer lebendigen, vor Völkern wimmelnden Galaxis zu sein. Perry und die Menschheit hangeln sich nicht von einem Gegner zum nächsten, wobei die Gegner stufenweise schwerer werden, sondern landen direkt in einem Universum, welches sie als schwaches Volk mit nur wenigen Raumschiffen zu zerreiben droht. Auch lehnt Perry hier Anfangs den ihm angebotenen Zellaktivator und damit das potentiell ewige Leben ab.

Handlung nicht der größte Unterschied

Klar sind die NEO-Hefte stilistisch anders als die Perry-Hefte der 1960er Jahre. Aber sie gehen sehr viel weiter. Einerseits wird hier wesentlich glaubwürdiger und realistischer agiert als in den Originalheften, andererseits räumt man den Hauptpersonen mehr Platz ein, sich zu entwickeln, ein „Gesicht“ zu bekommen, und das ohne dabei auf seitenlanges ermüdendes „nur rumballern“ zu setzen. Wobei es genug Action gibt, wenngleich weniger als damals in der Erstauflage. Völker werden differenzierter beschrieben, Schurken haben auch Seiten, die man nicht hassen kann, es ist schlicht alles plastischer.

Was bis hierher positiv klingt hat aber auch seinen Preis. Die Handlung zerfasert deutlich, manche Handlungsbögen kommen zehn Hefte und damit 20 Wochen, also fast ein halbes Jahr, nicht mehr zum tragen, was der Erinnerung nicht immer förderlich ist. Und eine der Stärken der alten Hefte kommt deutlich zu kurz: Glaubwürdige Technikbeschreibungen. Ja, im Laufe der Zeit hat man bei NEO auch da gelernt und nachgebessert, dennoch lässt es einen schon staunen, wenn auf der Erde binnen nur vier Wochen die arkonidische Technik bereits serienreif adaptiert werden kann.

Am schwierigsten dürfte es sein, sich immer wieder bewusst zu machen, dass Perry Rhodan NEO KEINE Nacherzählung der alten Hefte in modern ist, sondern eine eigenständige Serie, die einige Motive der Klassiker übernimmt. Es kann einem durchaus passieren, dass man im Geiste beide Universen durcheinanderwürfelt wenn man beide Serien liest und entsprechend dasteht und sich fragt: „Hm, der XY war doch tot?“

Der klassische Perry und NEO haben so gut wie nichts miteinander zu tun und laut Verlag wird es auch nie ein Crossover geben. Das scheint jedoch im Fandom einigen unverbesserlichen selbsternannten Gralshütern dennoch nicht zu passen, so dass man als NEO Leser nicht immer auf positive Reaktionen treffen wird. Die Reaktionen gehen also durchaus konträr und bis hin zu Äußerungen wie „Geschichtsfälschung“. Was es ja nicht ist, da beide Serien einen jeweils komplett eigenen Kosmos bilden.

Fazit

Mir persönlich gefällt das Produkt Perry Rhodan NEO eindeutig besser als die klassische Serie. Eindeutig wegen der differenzierteren Darstellung der Akteure und des Serienkosmos, wobei erschwerend hinzukommt, dass die Erstauflage mit ihren 3000+ Heften immensen Ballast mit sich schleppt, der nur schwer abgebaut und umgangen werden kann. Und man braucht für die Feinheiten der klassischen Serie ein wirklich ausgeprägtes Gedächtnis, während NEO da noch immer ein wenig vom Neulingsstatus profitiert.

Natürlich ist es nicht jedermanns Geschmack, wenn seitenlang wenig passiert und den Charakteren Raum gegeben wird, sich zu entwickeln. Auch wird manchmal von den NEO-Autoren hier und da der Fehler begangen, Dinge nicht wirklich zu erklären, weil es in der klassischen Serie allgemein bekanntes Wissen ist. Dennoch ist NEO die erwachsenere Serie und ein Einstieg mit dem gerade erschienenen Band 200 ist definitiv zu empfehlen.

 

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Mario Staas

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