Als Bucky Le Boeufs Vater von einem Zombievirus infiziert wird, wittert der seine große Chance auf einen Horrorfilm.
Ein Film im Film
Es ist das Jahr 1998, in dem der Teenager Bucky Le Boeuf (Logan Riley Bruner) von einer Karriere als Regisseur für anspruchsvolle Arthouse-Filme träumt. Sein indischstämmiger Kumpel Vishnu (Neel Sethi) rät ihm jedoch, beim anstehenden Starwaltz Festival einen Horrorfilm einzureichen. Dem Gewinner winkt ein Praktikum beim Starregisseur Hans von Franz (Ronald Guttman). Als neben dem Haus der Le Boeufs ein Meteorit einschlägt, dessen schleimiger Inhalt den Vater Walter (Tom O’Keefe) in einen Zombie verwandelt, sieht Bucky seine Chance gekommen.
Der Vater wird unfreiwillig zum Hauptdarsteller und als Scream-Queen bewirbt sich die eitle Vivien (Mena Suvari). Der Filmcrew schließt sich neben Vish noch die junge June (Emma Chasse) an, welche Bucky eigentlich gern in der weiblichen Hauptrolle sehen würde. Vivien bekommt davon Wind und erpresst den aufstrebenden Filmemacher, sie zu behalten. Immerhin verbirgt er einen echten Zombie bei sich zu Hause und Detective Moses Swan (Eddi Griffin) hat bereits unbequeme Fragen zum Verbleib seines Vater gestellt.
Die Dreharbeiten laufen gut, bis erst Vivien und Vish und später auch noch Vishs Mutter gebissen werden. Damit wächst die Zahl der Zombiedarsteller rasant an. Als Buckys großes Idol Hans von Franz bei ihm Zuhause auftaucht, muss er in den Schuppen ausweichen, um ihm die Rohfassung seines Films zu zeigen. Der Filmemacher ist davon begeistert, doch gerät die Lage außer Kontrolle, als der Detective wieder auftaucht. Hans von Franz wird dabei ebenfalls gebissen, womit sich das erhoffte Praktikum erledigt hat.
Es kommt aber noch schlimmer: Hans von Franz beißt Buckys Schildkröte den Kopf ab, welcher wiederum ihn in die Magenwand beißt. Daraufhin mutiert Le Boeufs großes Vorbild zu einer humanoiden Riesenschildkröte, die er auf obskure Weise erledigen muss. Kein wirkliches Happy End.
Oberflächlicher Ekeltrip
Die erste Hälfte von All You Need Is Blood ist eigentlich ganz witzig und hat durchaus Potential. Ein junger Hobbyfilmer sehnt sich nach dem großen Durchbruch und da kommt der Meteor mit dem Zombievirus gerade wie ein Geschenk. Der Vater des Jungen ist seit dem Tod der Mutter ohnehin nur noch ein alkoholkrankes Wrack und als Untoter kann er sich wenigstens nützlich machen. Allerdings muss er zuweilen mit Elektroschocks traktiert werden, um die passenden Bewegungen abzuliefern.
Nebenher muss sich Bucky noch mit seiner völlig überzeichneten Hauptdarstellerin Vivien herumschlagen, die bereits bei ihrem ersten Auftritt in einem laienhaften Kurzfilm unter Starallüren leidet. Die wesentlich begabtere June muss sich derweil mit einem Aushilfsjob begnügen, obwohl sich Bucky ernsthaft zu ihr hingezogen fühlt. Und dann wären da noch der Kumpel Vishnu und das große Idol Hans von Franz, der tatsächlich Gefallen an Buckys Rohschnittfassung findet.
Das alles sind Zutaten für eine nette Abendunterhaltung und tatsächlich zünden einige der Gags. Die Darsteller scheinen sogar Spaß an ihren stereotypen Rollen zu haben, von denen die Zombieversionen schon fast am glaubhaftesten sind. Besonders klischeebeladen sind die arrogante Vivien, Buckys Kumpel Vishnu, der als Inder nach einer indischen Gottheit benannt ist, sowie der auf den bescheuerten Namen Hans von Franz hörende Filmemacher.
Der Protagonist Bucky Le Boeuf hat derweil zumindest etwas liebenswert Nerdiges. Er spricht mit der Asche seiner toten Mutter und kann absolut kein Blut sehen, was beim Dreh eines Zombiefilms definitiv von Nachteil ist. June schenkt ihm daraufhin einen Regie-Kotzeimer, der reichlich zum Einsatz kommt. So weit, so witzig.
Auf der anderen Seite ist Bucky extrem skrupellos. Als sein Vater von einem außerirdischen Virus infiziert wird, ruft er nicht etwa einen Krankenwagen, sondern nutzt die Situation schamlos aus. Seine infizierten Freunde und Darsteller misshandelt er, lässt er ihnen gar für den maximalen Effekt die Arme abreißen. Auf June schießt er einen Betäubungspfeil ab, damit sie ihm beim Besuch von Hans von Franz nicht in die Parade fährt. Die Polizei lügt er unterdessen dreist an und verstrickt sich dabei in Widersprüche. Und da er auch sonst kein Fettnäpfchen auslässt, eskaliert die Lage in der zweiten Filmhälfte.
Das wiederum führt zu einigen unappetitlichen Szenen, bei denen man als Publikum selbst zum Kotzeimer greifen möchte. Schon in der Eröffnungsszene, in der ein Steinzeitmensch auf einen verseuchten Meteoriten trifft, gibt es etwas Body Horror, bei dem die Eingeweide gezeigt werden. Später kriechen dann herausgerissene Augen über den Boden und der Knaller ist schlussendlich der zum Ninja Turtle mutierte Hans von Franz. Als erstes wird der abgebissene Schildkrötenkopf gezeigt, wie er in die Magenwand beißt, was man in Natura gar nicht sehen würde, da es im Magen dunkel ist. Gleiches trifft auf Hans‘ Darm zu, in den Bucky hineingreifen muss, da dieser zuvor eine Pistole gefressen hat.
Ja, richtig gelesen: Der Protagonist steckt seine Hand in den Anus eines Zombie Mutant Ninja Turtles, um ihm durch die Innereien hindurch einen Kopfschuss zu verpassen! Das Finale von All You Need Is Blood gleicht einem abstrakten Fiebertraum, bei dem die Frage aufkommt, welche Drogen sich der Regisseur eingeworfen hat? Der heißt übrigens Cooper Roberts und nicht Bucky Le Boeuf, wie in den Credits angegeben. Da es sich um einen Film im Film handelt, ist das lediglich ein Gag, der jedoch schon dazu führte, dass der Filmcharakter Bucky Le Boeuf ernsthaft als Drehbuchautor und Regisseur aufgeführt worden ist. Unter anderen in der englischen Wikipedia, was schon extrem peinlich ist.
Nur zwei bekannte Namen
Bei einem Low-Budget-Trashfilm sollte es nicht verwundern, dass der Cast überwiegend aus noch unbekannten Nachwuchsdarstellern besteht. Immerhin zwei namhafte Darsteller haben es dennoch in den Film geschafft. Mena Suvari war u. a. als Angela Hayes in American Beauty (1999) und als Heather in den American Pie-Filmen (1999/2001/2012) zu sehen. Von daher wirkt sie in der Rolle der eitlen Filmdiva Vivien durchaus glaubwürdig. Zudem kann sie bereits Erfahrungen im Zombie-Genre vorweisen, spielte sie doch im Remake von Day of the Dead (2008) mit.
Ein zumindest aus Nebenrollen bekannter Name ist Eddi Griffin, der den Detective spielt. Humoristische Rollen hatte er bereits in Scary Movie 3 (2003) und Date Movie (2006). Seine klischeebeladene Polizistenrolle in All You Need Is Blood kann daher immerhin als Parodie durchgehen. Den restlichen Darstellern wird dieser Film jedenfalls nicht zum großen Durchbruch verhelfen.
Fazit zu All You Need Is Blood: Too Much Blood!
Bei diesem Trashfilm bekommt das Sprichwort “eine Leiche im Keller haben” eine völlig neue Bedeutung. Bucky hat gleich mehrere Leichen im Keller, die obendrein noch leben. Die anfängliche Komik der Situation wird jedoch alsbald in einem Meer aus Blut und Gedärm ertränkt. Einige der Szenen sind dabei extrem verstörend. Der 1990er-Retrolook ist dabei nur bedingt interessant und trägt eher noch zur Verwirrung bei. Das limitierte Mediabook vermittelt hier einen völlig falschen Eindruck vom mittelmäßigen Inhalt, aber inzwischen erscheinen ja schon Asylum-Trashgranaten in solch aufwendiger Verpackung.
Info
Drehbuch & Regie: Cooper Roberts
Kamera: Jackson Jarvis
Schnitt: Cooper Roberts
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