Dies ist ein Comic mit jeder Menge Wendungen. Nur sind nicht alle die richtigen Plottwists.

Keine Lust, sich um offene Aspekte zu kümmern
Die Thukydides ist wieder im All unterwegs, an einem Ort und zu einer Zeit, die die Besatzung des Schiffes nicht herausfinden kann. An Bord des Schiffs nimmt alles seinen gewohnten Gang. Polly und Mark spielen das beliebte „Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht“-Spiel, derweil Pearl immer noch den mysteriösen Alien gibt. Bis sie plötzlich auf einen Schiffsfriedhof stoßen, wo sie in einer Art Kapsel einen Überlebenden vorfinden.
Als dieser erwacht und wieder bei Sinnen ist, stellt er sich als Mensch heraus, als letzter Überlebender einer Expedition. Die es zum Ziel hatte, zu einem Planeten zu fliegen und vor dessen Bewohnern, dem Volk Tlaxcaltas, völlig und absolut zu kapitulieren. Gleichzeitig verlieben sich dieser Botschafter und Adya ineinander, doch scheint ihrer Beziehung keine glückliche Zukunft bevorzustehen.
Vorab, wer jetzt vom zweiten Band von Die Chroniken des Universum eine Antwort auf die Fragen erwartet, die sich einem beim Lesen des ersten Albums aufgetan hatten, der wird leider enttäuscht sein. Die Zeitesser bemüht sich nicht wirklich, diese offenen Aspekte anzugehen. Geschweige denn überhaupt etwas zur Klärung des großen Ganzen beizutragen.
Gute Charakterisierungen
Stattdessen ergeht sich der Comic in Andeutungen. Man erfährt, dass die Crew der Thukydides nicht weiß, wann und wo sie sind. Es gibt später einen Hinweis, der darauf hindeutet, dass die Zeit, aus der sie stammen, nicht dieselbe ist, wie die, in der sie sich befinden. Doch wird dies nur in wenigen Panels abgearbeitet und danach nicht weiter drauf eingegangen. Was natürlich enttäuschend ist.
Doch abgesehen davon, hat man einen unterhaltsamen und rätselhaften Comic vor sich. Die ganze Zeit fragt man sich, wer dieser mysteriöse Botschafter ist, wieso er sich so verhält, wie er es tut. Dabei erhält man zwar Antworten, die allerdings umso mehr Fragezeichen hervorrufen, als es sonst der Fall ist.
Doch wird das in diesem Fall durch die gute Charakterisierung ausgeglichen. Man hat es mir jemanden zu tun, der auf einer Mission ist, der durch das Wissen, was er tun muss, schwer niedergedrückt ist. Und der trotzdem versucht, sein Vorhaben durchzuführen. Derweil er sich in Adya verliebt und sie sich in ihn.
Eine Beziehung mit Auf und Abs
Es ist eine Beziehung mit auf und Abs, nicht zuletzt, als er entdeckt, dass Adya nicht nur weibliche Geschlechtsmerkmale hat, sondern ebenso männliche. Es wird die Aussage getroffen, dass sie früher ein Mann war, aber leider erfährt man nicht, wann sie die Transformation durchlaufen hat. Oder wieso sie diese anscheinend noch nicht abgeschlossen hat.
Dennoch ist ein interessanter Plot. Man sieht im Prinzip, wie beide Seiten Fehler machen, aber daraus auch lernen. Und beginnen ihre Beziehung trotz dieser Fehler zu einem guten Ende zu führen.
Es gibt noch eine andere Beziehung in diesem Album. Es ist die zwischen Mark und Polly, wobei diese mehr dem Comedy Relief dient. Denn im Prinzip ist zwar klar, dass sie sich gegenseitig zugezogen fühlen. Doch wiederholt macht er Fehler und kriegt dafür von ihr eine gewatscht oder einen Einlauf verpasst. Auch hier sieht man allerdings, wie diese Beziehung zu einem guten Ende gebracht wird.
Die Konsequenz, wenn der Fokus auf einigen wenigen liegt
Der Rest der Thukydides-Crew tritt zwar im Comic auf. Wird aber nicht wirklich näher charakterisiert. Das ist eben eine Konsequenz daraus, dass die Geschichte sich auf die zwei anderen Paare fokussiert. Dadurch kriegen die anderen Figuren nicht so viel Gelegenheit, zu glänzen oder zu wachsen.
Wobei es eine Figur gibt, bei der versucht wird, sie auszubauen. Es handelt sich um Pearl, der mysteriöse Alien, der eine Art Emotionsgourmet ist und von den anderen deshalb als eine Art Perversling genannt wird. Er scheint immer mehr zu wissen, als die anderen, hält jedoch mit seinen Erkenntnissen hinterm Berg.
Die Story an sich ist spannend und führt am Ende sogar etwas den Plot mit den mysteriösen, titelgebenden Chroniken des Universums weiter fort. Sie hat viele Plottwists, allerdings nicht wirklich die, auf die man gehofft hat. Was das Lesen mitunter etwas frustrierend macht.
Das Gefühl von etwas großem
Die Illustrationen von Ingo Römling haben sich gebessert. Er schafft es wiederholt, Szenen auf Papier zu bannen, die einen innehalten lassen, um das Gezeichnete näher zu studieren. Stellenweise hat man einen richtigen Sense of Wonder, das Gefühl, dass man hier etwas sieht, was außerhalb des menschlichen Vorstellungsvermögens liegt.
Einerseits ist dieses Album interessant zu lesen. Aber andererseits hat die Story ebenso ihre deutlichen Fehler. Mehr Profil für einige Figuren wäre interessant und auch das Mysterium die Chroniken des Universum hätte etwas mehr Raum vertragen können.
Info
Szenario: Richard Marazano
Zeichnungen und Farbe: Ingo Römling
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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