Mit Gamera 3 – Revenge of Iris wird mit vielen Angewohnheiten der bisherigen Filmreihe gebrochen.

Es soll gruselig werden

Bei den meisten Kaiju-Filmreihen in Japan war es lange Zeit so, dass wenn sie erfolgreich waren, neue Teile wie am Fließband produziert wurden. Sprich: Vor allem in den 1960er Jahren verging kein neues Jahr, in dem nicht ein neuer Godzilla– oder Gamera-Film herauskam. Doch bei Gamera 3 waren die Dinge anders. Es sollten drei Jahre vergehen, bis der Nachfolger zu Gamera 2 in die Kinos kommen sollte.

Grund hierfür war, dass die Mitte der 1990er Jahre für Kaiju-Filme keine gute Zeit waren. Gamera 2 spielte bei einem Budget von 5 Millionen US Dollar nur 6,5 Millionen ein. Die Ursache dafür soll gewesen sein, dass das Genre bei den Kindern nicht mehr so populär war, wie es einst war. Stattdessen waren Horror-Filme wie The Ring oder Honto ni atta kowai hanashi sehr beliebt. Was dann ebenfalls die Produktion des dritten Teils beeinflussen sollte. Dieser sollte mehr in Richtung Grusel gehen.

Dabei änderte sich hinter der Kamera eher wenig. Die einzige nennenswerte Veränderung war, dass Regisseur Shusuke Kaneko dieses Mal gemeinsam mit dem bisherigen Drehbuchautoren Kazunori Ito am Skript arbeiten sollte. Ansonsten änderte sich hier nahezu nichts. Beim Cast nahmen Shinobu Nakayama und Ayako Fujitani ihre früheren Rollen wieder auf.

Schockierend anders

Drei Jahre sind vergangen, seit dem Gamera Legion besiegt hat. Doch jetzt wird die Menschheit erneut bedroht. Die Gyaos sind wieder da und sie haben sich dieses Mal in Hyper Gyaos weiterentwickelt. Die wahre Bedrohung kommt allerdings schon bald von woanders her.

Denn in einem abgelegenen Teil von Japan entdeckt ein Mädchen mit dem Namen Ayana ein steinernes Ei. Sie hat damals bei Gameras erstem Kampf gegen Gyaos ihre Eltern verloren. Und als aus dem Ei eine Kreatur mit dem Namen Iris schlüpft, entdeckt sie darin ihre Chance, sich endlich an der Riesenschildkröte zu rächen. Doch das anfänglich harmlose erscheinende Wesen entpuppt sich schon bald als Riesenbedrohung. Nicht nur für Gamera, sondern auch für die Menschheit.

Bereits Gamera 2 war ein Film, der einen schockierte, der richtige Horrormomente hatte. Das wird jetzt mit dem dritten Teil getoppt. Gamera 3 schraubt den menschlichen Bodycount erheblich in die Höhe und scheut sich nicht davor zurück, Momente einzubauen, die so auch in einem Horrorfilm vorkommen könnten.

Gamera ist nicht Godzilla

Dabei bricht der Film mit vielen bisherigen Angewohnheiten der Filmreihe. Gamera selbst agiert dieses Mal erstaunlich rücksichtslos auf die Menschen. Dass er eigentlich ursprünglich ein Beschützer der Kinder war, wird bis eine einzige Szene komplett ignoriert. Der Splatterfaktor ist in diesem Fall erheblich, genauso wie die Anzahl an menschlichen Todesfällen. Und Gamera selbst? Taucht, abgesehen vom finalen Akt, nur in einer Handvoll von Szenen auf und sieht dabei erstaunlich furchteinflößend aus.

All dies kennt man natürlich auch von den Godzilla-Filmen her. Doch Gamera war eben nicht die bekanntere mies gelaunte Riesenechse. Er war anders, freundlicher, schon fast optimistischer. Davon ist hier keine Rede mehr.

Wobei man dem Film nicht vorwerfen kann, dass er sich keine Mühe gibt. Im Gegenteil: Man spürt in jedem Moment, dass die Macher sich redlich bemühen eine Geschichte auf die Leinwand zu bringen, die den Zuschauer von Anfang bis Ende gefangen hält und dabei ebenfalls gut unterhält. Was ihnen auch beinahe gelingt.

Ein wunderbarer, menschlicher Cast

Man muss dem Kinofilm zu Gute halten, dass er einen gut unterhält. Was vor allem an den menschlichen Charakteren liegt. Vor allem an Ayana, die eine wunderbare Figur ist. Sie ist zwar einerseits gegenüber Gamera antagonistisch eingestellt. Aber andererseits kann man auch nachvollziehen, wieso so handelt, was ihre Motivation ist.

Und auch die Art und Weise, wie Shinobu Nakayama und Ayako Fujitani eingebaut werden, kann überzeugen. Der Film respektiert die beiden. Ayako kann auf ihre Erfahrungen als früheres Medium Gamers, Asagi, einfließen lassen. Derweil Shinobus Ornethologin Mayumi Nagamine mittlerweile eine angesehene Expertin in Sachen Kaijus ist, die sogar in hohen Regierungskreisen Zugang hat.

Interessant ist, dass mit Mito Asakura und Shinya Kurata zwei menschliche Antagonisten eingebaut werden, die für reichlich Unruhe sorgen. Wie etwa, als sie die nach einer Begegnung mit Iris komatöse Ayana entführen. Oder am Ende, als sie versuchen, das Wesen dank des Anhängers des Mädchens zu kontrollieren. Sie sind mysteriöse Leute, auch wenn sie auf das eigentliche Geschehen allerhöchstens nur ein wenig störenden Einfluss haben.

Ein alter neuer Feind wird aufgebaut und dann nicht genutzt

Und Iris selbst? Vom Design her ist die Kreatur grandios. Zu Beginn noch harmlos, ehe sie dann beginnt sich zu entwickeln. Und alles, was sich ihr in den Weg stellt entweder umbringt oder aus dem Weg räumt. Auch wie die Mythologie um das Wesen aufgebaut und weiterentwickelt wird, macht jede Menge Spaß.

Gamera 3: Revenge of Iris ist definitiv kein normaler Kaiju- oder gar Gamera-Film. Es wird ordentlich geklotzt, auch was die Special Effects angeht. Hier merkt man, dass der Streifen ein Budget von 15 Millionen US Dollar erhalten hat. Denn das Figurendesign und die Kämpfe sind allererste Sahne.

Doch am Ende ist der Film vor allem im Vergleich zum nahezu perfekten Gamera 2 nicht ganz so überzeugend. Zum einen enttäuscht die Tatsache, dass zu Beginn Gyaos als alter neuer Feind aufgebaut wird, der dann aber mit dem Auftauchen von Iris erstmal keine Rolle mehr spielt. Hier ist ein wenig Potential verschwendet worden.

Das ist der Beschützer der Kinder?

Und wie bereits gesagt: Die Tatsache, dass man Gamera dieses Mal als Monster darstellt und nicht so sehr als Held, der die Kinder und Menschen beschützt, stört. Es beißt sich mit den früheren Darstellungen und passt einfach nicht zu dem Charakter.

Vielleicht sind dies die Gründe, dass der Film an den Kinokassen floppte und weitere Fortsetzungen erstmal eingestampft wurden. Erst 2006 sollte ein neuer Gamera-Film herauskommen, der allerdings mit der Filmtrilogie der 1990er Jahre nichts am Hut haben sollte.

Interessanterweise sollte Gamera 3: Revenge of Iris noch einen komplett anderen Einfluss haben. Denn Takashi Yamazaki, Regisseur von Godzilla Minus One, sagte aus, dass die Zerstörung, die Godzilla in dem Film anrichten sollte, von den Special Effects des Gamera-Films inspiriert seien.

Info

Regie: Shusuke Kaneko
Drehbuch: Kazunori Itō, Shusuke Kaneko
Produzent: Miyuki Nanri, Naoki Sato, Tsutomu Tsuchikawa
Hauptdarsteller: Shinobu Nakayama, Ai Maeda, Yukijiro Hotaru
Kamera: Junichi Tozawa
Schnitt: Isao Tomita

 


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Götz Piesbergen

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