Erneut ist das Lesen dieses Albums eins, dass einerseits Freude bereitet, aber andererseits einen auch stark frustriert.

Grafisch Hui, Story…?
Myre ist einer Wüste und sieht sich einem Wanderer, einem gigantischen, bewohnten Ungetüm gegenüber. Verzweifelt versucht sie ihren Drachen Varug zu rufen. Doch stattdessen macht sie nur Feinde auf sich aufmerksam. Den darauffolgenden Kampf kann sie nur mit Mühe und Not überleben, als sie schwer verletzt mit einem gestohlenen Reittier flieht.
In ihrem Träumen erscheinen ihr die beiden alten Männer. Sie reden mit ihr und sorgen dafür, dass sie ihren Willen zum Leben wiederfindet. Denn auf sie wartet noch ein ziemliches Abenteuer.
Bislang war die Myre-Reihe ein gemischtes Erlebnis. Optisch waren die Comics von Claudya Schmidt grandios. Doch in Sachen Story ließen sie zu wünschen übrig. Mit dem dritten Band fängt jetzt ein neuer Zyklus an. Dabei liest sich Im Schatten der Wanderer durchaus flüssig. Jedenfalls solange man nicht anfängt, über gewisse Aspekte nachzudenken.
Eins muss man der Geschichte lassen. Sie schafft es wiederholt, den Leser zu fesseln, in dem sie Passagen einbaut, wo es um Leben und Tod geht. Sei es, dass sich Myre zunächst dem Wanderer und einer feindlichen Frau stellt. Oder später, als sie sich einigen Räubern gegenüber stellt.
Es wird vieles angedeutet
Es gibt ebenso Passagen, die wirklich träumerisch und schon fast sagenhaft geworden sind. Wie etwa zu Beginn, als man sieht, wie ein Blatt sich von einem alten Baum trennt und durch die Landschaft fliegt. Dabei wird dies zu einem Wanderer erklärt, dass schließlich bei dem alten Mann aus dem vorherigen Album landet. Der wiederum es nutzt, um an einem Bild zu arbeiten, dass die Geschichte von Myre erzählt.
Dabei zeigt sich Myre wie üblich von ihrer „liebenswürdigen“ Seite. Ständig hat man das Gefühl, dass es in ihr kocht und brodelt. Dass sie schon fast selbstmörderisch drauf ist, wie etwa, als sie versucht, sich und ihren Gegner in einem Tal in die Luft zu sprengen, was zum Glück nicht funktioniert. Und dieses Gefühl erklärt dann auch ihre wiederholten Ausbrüche, als sie andere anfährt, wenn ihr etwas gegen den Strich geht.
Ebenso wird einiges über Myres Leben angedeutet. Man sieht Szenen aus ihrem früheren Leben, wie sie als kleines Kind Varug getroffen hat. Auch scheint sie mal eine Rüstung getragen zu haben. Kurz: Ihr Leben scheint äußerst bunt und vielfältig gewesen zu sein, ohne dass man mehr darüber weiß.
Es ist noch vieles offen
Aber andererseits ist dies auch Teil des Problems, dass diesen Comic ebenfalls auszeichnet. Es wird vieles angedeutet und neue Fragen aufgeworfen. Doch man erhält, wenn überhaupt, nur selten Antworten. Und wenn man mal welche kriegt, dann sind sie nicht sonderlich zufriedenstellend, wie etwa, was in dem Kasten war, den Myre letzten Band transportiert hat.
Die Sache ist, dass wir uns jetzt im ersten Band des zweiten Zyklusses befinden. Es wird noch eine Ausgabe kommen, ehe dann irgendwann der dritte und letzte kommen dürfte. Und so langsam muss aus den ganzen Andeutungen, aus den ganzen offenen Aspekten endlich mal etwas Konkretes werden.
Ganz zu schweigen davon, dass dann auch noch frühere Ereignisse unter dem Tisch fallen. So begegnete Myre im Die Chroniken von Yria 2-Album im Sumpf anscheinend einer Art Gefangenen. Wer das allerdings war und wieso er da war, erfährt man nicht. Es wird nicht drauf eingegangen.
Es ist eigentlich wie schon bei den ersten beiden Alben: Optisch ist die Serie grandios und über alle Zweifel erhaben. Doch was die Story, das Szenario angeht, da schwächelt sie enorm. Ich hoffe, dass sich das demnächst ändern wird.
Info
Story und Zeichnungen: Claudya Schmidt
Co-Autor: Nico Janssen
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.
Warpskala
Warpskala- The Sandman – 12 – Die Zeit des Nebels - 7. Juli 2025
- Myre – 3 – Im Schatten der Wanderer Buch 1 (Schmidt, Janssen) - 7. Juli 2025
- Peacemaker – 06 – Murn After Reading - 7. Juli 2025