Die zweite Episode von Stranger Things setzt genau dort an, wo die erste aufgehört hat. Die Duffer-Brüder wissen genau, was sie wollen und wie sie uns Zuschauende komplett in die Story hinein ziehen können.
Im Haus der Wheelers
Die schreiende Holly steht plötzlich einem Demogorgon gegenüber. Hier wird wieder bewusst gezeigt, wie groß diese Wesen eigentlich sind. Brutal wirft er sie gegen ihr Bücherregal, packt sie und möchte sie nach oben durch das Portal ziehen. Mit all ihrer Kraft hält sie sich an ihrem Bettgestell fest, ein Bild, das sehr stark an den Original-Poltergeist Film von 1982 und die kleine Carol Ann erinnert. Aber der Demogorgon schafft es nicht und Holly kann in letzter Minute entkommen. Sie rennt zu ihrer Mutter, die sich gerade ein Bad eingelassen hat und mit Wein und Abba-Musik entspannen will. Zunächst glaubt Karen kein Wort, aber die Geräusche von draußen sprechen für sich. Sie und Holly verstecken sich in der Badewanne. Ted bemerkt in der Zwischenzeit draußen auch, dass irgendetwas vor sich geht. Im ganzen Haus flackern die Lichter. Er kommt mit hocherhobenen Golfschläger ins Haus und ruft nach seiner Familie. Das rettet Holly und ihre Mum, der abgelenkte Demogorgon läuft die Treppe hinab und schlägt Ted, der ihn mutig mit dem Golfschläger angreift, nieder. Bewegungslos bleibt er am Boden. Karen versucht, Holly aus dem Haus zu schleusen, diese bleibt aber erstarrt stehen, als der Demogorgon ihre Mutter angreift. Karen attackiert ihn mit der zerschlagenen Weinflasche und kann ihn verletzen. Doch sie hat keine Chance. Der Demogorgon setzt auch sie außer Gefecht und verschleppt Holly.
Verzweifelt rast Nancy mit Elfie im Auto nach Hause. Lucas und Mike sind auf ihren Rädern unterwegs, lediglich Will muss bei seiner Mutter und Robin bleiben. Nancy betrifft mit Elfie das Haus, ihre Augen weiten sich vor Entsetzen, als sie das Blutbad in der Küche sieht. Ihre Mutter ist gerade noch am Leben, das einzige, was sie noch sagen kann ist Holly. Nancy ruft Elfie zu, dem Demogorgon ins Upside-Down zu folgen. Kaum geht diese durch das Portal, schließt es sich auch schon hinter ihr. Die Wheeler-Eltern werden beide ins Krankenhaus gebracht. Ted liegt im Koma und Karen wird operiert. Nancy kämpft mit einer Panikattacke. Natalia Dyer liefert hier großartig ab.
Warum Holly?
Diese Frage begleitet uns den Rest der Folge. Niemand kann verstehen, warum gerade Holly das Opfer des Angriffs geworden ist. Nancy gibt sich selbst die Schuld, da sie mit ihrem Wissen nicht dafür gesorgt hat, das ihre Familie Hawkins verlässt. Lucas versucht, sie zu beruhigen und hält das alles für einen größeren Plan Vecnas. Später werden wir noch Zeuge, wie er mit der bewusstlosen Max spricht und ihr alles erzählt. Der letzte große Kampf steht an und Max wird gebraucht, am besten wäre es, wenn sie sofort aufwacht, was sie natürlich nicht tut.
Robin erkundigt sich nach Wills Vision bzw. wie seine vorherigen verlaufen sind. Joyce macht sich aber hauptsächlich Sorgen um Hopper und fordert sie auf, die Sicherungen zu wechseln, damit der Funkkontakt wieder hergestellt werden kann. Will berichtet seiner Mutter, dass er das Gefühl hat, nie ganz aus dem Schwarmbewusstsein heraus gewesen zu sein. In Hawkins spürt er immer Schwingungen, in Kalifornien hingegen war er komplett frei davon. Holly vergleicht ihn mit einer Radioantenne. Joyce will aber nichts davon wissen, dass er nun aktiv versucht, Kontakt aufzunehmen. Robin schafft es dann, Will von Joyce durch einen Trick wegzulocken. Sie braucht ihn nämlich zur Reparatur des Fluxkompensators.
Die großen Jungs laden inzwischen die Batterie des Vans bei einem anderen Wagen auf. Die Fahrerin is allerdings wenig begeistert von der Aktion. Jonathan und Steve streiten wegen Nancy bzw. ihrem gegenseitigen Verhalten, als plötzlich Dustin blutverschmiert auf seinen Fahrrad auftaucht. Ein Glück, dass er den Angriff auf dem Friedhof überlebt hat. Preisgeben will er aber nichts von den Geschehnissen. Die Diskussion zwischen Steve und Jonathan eskaliert. Jonathan wirft Steve vor, weiterhin hinter Nancy her zu sein, dieser beschuldigt den anderen aber, sich selbst im Weg zu stehen und hält ihn für paranoid. Steve redet sich ein, für Nancy nur noch ein guter Freund sein zu wollen. Jonathan sollte sich einfach mehr auf sie konzentrieren. Schließlich bekommen sie den Wagen und den Funkempfänger wieder zu Laufen und empfangen auch ein Signal, doch kommt es nicht von Hopper. Der Blick der Jungs als Joyce sie anfunkt und fragt, ob sie auch Probleme mit dem Fluxkompensator hätten, ist einfach unbezahlbar.
Im Upside-Down
Elfie läuft alleine durch leere Straßen und gelangt in den Wald. Sie kann Holly einfach nicht mental erreichen, findet jedoch Blutspuren des verletzten Demogorgons. Als sie dann etwas hört und angreift, ist es kein fremdes Wesen, sondern Hopper. Der stellt natürlich als erstes auch die Frage: warum Holly? Vor allem ist er aber wütend auf Elfie, die sich nur durch die Tunnel hätte bewegen sollen, nicht aber in einem Auto. Genau das wird auch zum Problem. Die Soldaten unter Leitung von Sullivan durchsuchen das Haus. Sie glauben Nancy nicht, dass sie nur alleine im Wagen angekommen ist. Alle Überwachungskameras im Umkreis sollen nun gecheckt werden. Und tatsächlich sehen wir später, wie Dr. Kay Bilder von Elfie in einem Auto gezeigt werden. Dr. Kay findet das zunächst wenig interessant, aber der Hinweis, dass Elfie hier, also im Upside-Down ist lässt sie doch aufhorchen.
Robin macht sich in der Zwischenzeit mit Will auf den Weg dorthin, wo er seine erste Version hatte, also in den Wald. Angekommen kann er zunächst nichts spüren. Er erinnert sich jedoch daran, dass er irgendwie durch andere Augen geblickt hat. Robin findet ein Steinmandala am Boden, das von Kindern gelegt wurden. Sie befinden sich nicht weit von Hollys Schule und dem Spielplatz entfernt. D.h., Will hat wahrscheinlich durch Hollys Augen geblickt und sieht jetzt wieder Schulkinder, die aus einem Bus aussteigen.
Im Krankenhaus muss Mike an Mr. Whatsit und das Buch denken, dass Holly gelesen hat. In dem Buch Das Zeiträtsel gibt es schließlich einen weiblichen Charakter, der genauso heißt. Holly denkt, dass Mr. Whatsit sie vor den Monstern beschützen wird. Vielleicht ist er ja doch echt. Die einzige Person, die mehr wissen könnte, ist ihre Mutter. Doch der Arzt will sie einfach nicht zu ihr lassen. Verkleidet als Krankenschwester und Patient können die beiden schließlich in Karens Krankenzimmer gelangen. Da ihre Mutter am Hals verwundet wurde, kann sie aber nicht sprechen. So geben sie ihr Blatt und Stift und stellen ihr Fragen.
Im Upside-Down führen Hopper und Elfie ein gutes Vater-Tochter-Gespräch, was wirklich ein sehr emotionaler Moment ist. Sie verarztet seine Schusswunde und er erzählt ihr von seiner verstorbenen Tochter Sarah. Er möchte Elfie eben nicht auch noch verlieren. Wieder unterwegs stoßen sie plötzlich auf ein Hindernis: eine riesige Wand aus lebendem Material und Membranen. Elfie geht davon aus, dass sich Holly dahinter befinden muss, weil sie sie mental nicht spüren kann.
Wendung
Karen beschreibt Mr. Whatsit nach Holly Beschreibungen. Er ist groß, höflich und freundlich. Er trägt eine altertümliche Weste mit einer Taschenuhr darin. Aber was noch wichtiger ist: sein Name ist Henry. Es handelt sich also um Henry Creel und somit Vecna. Jetzt sehen wir, wie Henry Holly an der Hand in das Creel-Anwesen führt. Es ist wunderschön hergerichtet, gar nicht verlassen und alt. Der Garten ist grün. Holly bedankt sich, dass er sie gerettet hat. Henry versichert ihr, er wird nun auch ihre Freunde retten. Als Holly ihn nach ihrer Familie fragt, wird er aber ausweichend. Zuerst die Freunde, dann vielleicht die Familie.
Fazit
Auch diese Folge lässt im Vergleich zur Auftaktepisode kaum nach. Auch die schauspielerischen Leistungen sind wieder topp, angeführt von Natalia Dyer. Besonders beeindruckend ist der Kampf der Wheelers gegen den Demogorgon. Ted wird zwar schnell ausgeschaltet, aber er hat es zumindest auch versucht. Tragisch ist, dass sich später niemand so richtig für ihn zu interessieren scheint. Karen stellt sich mutig dem Demogorgon entgegen, sie ist eine richtige Löwenmutter, die ihr Junges beschützen will.
Die Geschichte mit den Überwachungskameras ist allerdings ein bisschen übertrieben. Selbst wenn man davon ausgehen kann, dass es in den 80ern bereits flächendeckende Verkehrsüberwachung gab, so waren die Fotos wohl kaum so gestochen scharf wie in diesem Fall das Foto von Elfie. Der Winkel der Aufnahme passt auch nicht zur Verkehrsüberwachung. Auch Karen schreibt überraschend deutlich so kurz nach ihrer schweren OP. Aber das alles sind nur Kleinigkeiten.
Diese Episode enthält mehrere Charakterstudien, die dadurch entstehen, dass sich die einzelnen Personen miteinander auseinander setzen. Wir haben Elfie und Hopper, Steve und Jonathan und schließlich Dustin und Steve. Es wirkt fast so, als wollte sich Dustin von Steve emanzipieren, zu dem er vor Kurzem noch aufgesehen hat. Würde er sich so verhalten wie früher, dann verräte er den verstorbenen Eddie und das will er nicht zulassen.
Im Großen und Ganzen haben die Duffer-Brüder uns wieder einen kleinen Teil des großen Plans sehen lassen. Der Spannungsbogen wird durchwegs gut gehalten. Einzig das Trennen in so viele kleinere Gruppen macht es einem etwas schwer, dem Gesamtkonzept zu folgen. Ich freue mich schon darauf, spätestens im Finale, alle Akteure gemeinsam kämpfen zu sehen. Ich gehe zudem davon aus, dass sich Max Bewusstsein ebenfalls hinter der Wand befindet, vielleicht ist sie ja auch gemeinsam mit Holly im Creel-Haus zu finden. Da beim Abspann der Song Sandman läuft, ist davon auszugehen, dass die Opfer in Trance wie in einer Art Traum leben.
Info
Drehbuch: Duffer-Brüder
Regie: Duffer-Brüder
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Warpscore
WarpscorePositiv
- Weiterentwicklung der Charakatere durch Auseinandersetzung
- Die Schauspielleistung von Natalia Dyer
- Easter-Egg mit dem Fluxkompensator aus Zurück in die Zukunft
Negativ
- Das Upside-Down an sich kommt insgesamt etwas kurz.
- Wo ist Erica?
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