Mit diesem Album erscheint die nächste Adaption eines berühmten Pulp-Heldens im Splitter-Verlag.

Der Held aus dem Dschungel
Die Figur Tarzan dürfte nahezu jedem bekannt sein. Das häufigste Bild, dass man von dem Charakter hat, ist das eines Heldens, der nur mit einem Lendenschurz bekleidet ist und immer wieder einen merkwürdigen Schrei ausstößt. Oft ist es dann auch noch so, dass er, wenn überhaupt, die menschliche Sprache nur sehr gebrochen spricht. An seiner Seite kann man des öfteren seine Damsel in Distress vorfinden, Jane.
Doch wie es so häufig der Fall ist, stimmt das Bild nur bedingt mit der Vorlage überein. Das beweist jetzt auch die Comicadaption von Edgar Rice Burroughs Tarzan-Debütroman Tarzan bei den Affen, von der die Deutsche Übersetzung im Splitter-Verlag erschienen ist. Verfasst wurde diese von Éric Corbeyran (Metronom, Elfen), derweil der Amerikaner Roy Allan Martinez die Story illustrierte. Die zu Grunde liegende Geschichte kam 1912 das erste Mal heraus.
Das englische Adelspaar Greystoke verreist von England aus nach Afrika. Doch unterwegs kommt es auf ihrem Schiff zu einer Meuterei und sie werden mit einigen wenigen Gegenständen irgendwo an der afrikanischen Küste, mitten in der Wildnis ausgesetzt. Die Situation ist noch dadurch dramatischer, als das Lady Greystoke schwanger ist. Ihr Mann kann für sie eine Unterkunft errichten, ein Baumhaus, wo sie schließlich später ihren Sohn zur Welt bringt. Doch schon bald werden die Eltern von einem wilden Affen umgebracht. Ihr Kind überlebt, da es von dem weiblichen Affen Kala adoptiert wird.
Gibt es Parallelen?
Das Kind wird liebevoll großgezogen. Tarzan, wie er genannt wird, muss jedoch bald feststellen, dass er anders als seine Familie ist. Eines Tages stößt er auf die Überreste des Hauses, dass sein Vater gebaut hat und findet dabei jede Menge merkwürdige Objekte vor, wie beispielsweise ein Messer. Und dies muss er schon bald nutzen, um sich und seine Zieh-Familie zu verteidigen. Und dann entdeckt er eines Tages eine Gruppe von Wesen, die ihm ähnlich aussehen. Was die wohl wollen?
Natürlich wurde und wird „Tarzan bei den Affen“ im Laufe der Jahre schon oft adaptiert. Weshalb man umso gespannter darauf ist, ob und was sich das Kreativteam einfallen lässt, um die Story in die Moderne zu transportieren. Parallelen zu der Conan der Cimmerier-Reihe, die ja die Erzählungen von Robert E. Howard adaptierten, kommen dabei unweigerlich auf.
Wobei jetzt nicht wirklich alle Tarzan-Romane von Burroughs adaptiert werden. Stattdessen werden andere berühmte Erstlingsromane des Autoren ins Comicformat übertragen. So sind bislang Das Vergessene Land und Am Mittelpunkt der Erde mit jeweils unterschiedlichen Kreativteams herausgekommen. Es ist unklar, ob noch weitere Geschichten aus dem umfangreichen Oeuvre des amerikanischen Autors als Vorlage für Comicgeschichten genommen werden.
Mutige Abweichungen
Ein Blick in die Historie Tarzans wirft Patrice Louinet, den man ja bereits schon als Experten aus den Conan, der Cimmerier-Alben her kennt. Dass er nicht nur profundes Wissen für den Barbaren von Robert E. Howard besitzt, kann er dann auch gleich in Tarzan bei den Affen beweisen. Detailliert geht auf die Veröffentlichungs- und Filmgeschichte des Romans ein und liefert dabei einige interessante Aspekte.
Der Comic selbst wird spannend erzählt. Von Anfang erschafft hierbei Éric Corbeyran eine spannende Atmosphäre. Ausführlich beschreibt er das Schicksal von Tarzans Eltern. Ebenso, wie er dann detailliert schildert, wie der Titelheld zu dem wurde, als dass man ihn kennt. Man sieht, wie er lernt, sich zu behaupten. Wie er lernt zu kämpfen. Wie er Tote betrauern muss und Rachegefühle entwickelt. So jemand kann schnell zu einer zweidimensionalen Figur werden, doch weiß dies das Kreativteam zu verhindern.
Interessant sind dabei die Stellen, wo sie von dem Roman abweichen. Das merkt man vor allem an ihrer Jane, die in der Comicadaption alles, nur keine Damsel in Distress ist. Man lernt eine schöne, aber auch selbstbewusste Frau kennen, die Teil einer Expedition ist, die nach dem verschwundenen und gestohlenen Vermögen ihres Vaters sucht. Zwar wird sie von Tarzan aus heiklen Situationen gerettet. Doch macht der Comic klar, dass sie sich zur Not selber zu wehren weiß.
Ein radikaler Unterschied
Der Antagonist des Comics ist dabei derselbe, wie auch in der Vorlage. William Cecil Clayton wird als purer Gegenspieler dargestellt, der gegenüber Tarzan von Beginn an misstrauisch ist und der sein eigenes Interesse an Jane hat. Es ist interessant, wie dieser Charakter entwickelt wird, wie viel dafür getan wird, dass man ihn hasst, ohne, dass es übertrieben wirkt.
Das Ende des Comics unterscheidet sich jedoch radikal von der Romanvorlage. Zwar stimmen einige Elemente überein. Aber nicht alle. Überwiegend macht das Kreativteam sein eigenes Ding. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Vielleicht haben sie dies erschaffen, weil es von dem nachfolgenden Tarzan-Roman keine Adaption geben wird und sie deshalb das Finale runder und zufriedenstellender gestalten wollen.
Die Illustrationen von Ray Allan Martinez sind sehr detailliert, ohne dass sie überfrachtet wirken. Dabei wirken sie auch gleichzeitig dynamisch, so das man dem Geschehen ohne Probleme folgen kann. Manche Gesichter mögen zwar etwas unfertig wirken, wenn sie klein sind. Doch das mag eben der Tatsache geschuldet sind, dass es ihm nicht möglich ist, sie bei kleiner Größe genauso gut darzustellen, wie wen sie groß sind.
Am Ende ist dies eine großartige Comicadaption, die den Mut hat, von der Vorlage in einigen Bereichen abzuweichen. Aber das stört nicht, weil die Veränderungen gut sind und sogar teilweise Sinn ergeben.
Info
Szenario: Corbeyran
Zeichnungen: Ray Allan Martinez
Farbe: Hiroyuki Oshima, The Tribe
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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