Christophe Bec hält sich bei seiner Adaption von Edgar Rice Burroughs berühmten Roman sehr nahe an der Vorlage.

Eine unerwartete Entdeckung
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts strandete ein Ehepaar irgendwo an der afrikanischen Küste. Sie wurde schwanger und gebar schon bald einen Sohn. Doch dann wurde ihr Domizil von wilden Tieren überfallen und beide starben. Nur ihr Kind sollte überleben.
Er sollte von da an von Menschenaffen großgezogen werden. Mehr als einmal sollte dabei der Junge in tödliche Gefahren geraten, doch sollte er, wenn auch manchmal nur sehr knapp, überleben. Bis er Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem jungen, kräftigen Mann großgeworden sein sollte. Der sich selber Tarzan nannte.
Es war die Rezension von Tarzan bei den Affen, die in mir den Wunsch erweckte, mich näher mit dem Werk Edgar Rice Burroughs auseinanderzusetzen. Ich entdeckte schon bald eine aktuelle deutsche Übersetzung seiner Geschichten. Und eine deutlich früher erschienene Comicadaption der Tarzan-Reihe, die ebenfalls bei Splitter herauskam. Der erste Band von dieser war Tarzan: Herr des Dschungels.
Eine ungewöhnlich Erzählweise
Das Kreativteam waren gute Bekannte. Dieser Comic war nicht die erste Zusammenarbeit von Autor Christophe Bec und Illustrator Stevan Subic. Sie haben auch bei Conan – der Cimmerier 13: Der wandelnde Schatten kooperiert.
Die Erzählweise des Comics ist ungewöhnlich. Die ersten 20 Seiten vergehen nahezu ohne eine Art von Text. Nur ab und an werden erklärende Textboxen eingebaut. Ansonsten wird die Geschichte sehr gut von den Zeichnungen Subics getragen.
Danach taucht immer mehr und mehr Text und Dialog in der Erzählung auf. Wobei diese Veränderung nicht plötzlich geschieht, sondern behutsam. Der Leser wird darauf gut vorbereitet, so das der Moment, wo die Erzählung für einen Comic standardmäßig wird, kein großer Bruch ist.
Brutal!
Interessant ist an Tarzan – Herr des Dschungels, dass die Geschichte sehr gewalttätig ist. Denn es werden hier die Folgen von Gewalt besonders deutlich gezeigt werden. Es gibt einige Szenen, in denen Kreaturen stark verletzt werden. Und so sieht man an einer Stelle, dass Tarzans Skalp teilweise abgezogen worden ist. Diese Momente werden von Stevan Subic beunruhigend realistisch umgesetzt.
Ansonsten folgt die Erzählung recht nahe der Vorlage. Allerdings hält sich Christophe Bec nicht allzu sklavisch an eben diese, sondern interpretiert sie beim Aufbau sehr frei. Die Vorgeschichte, wie Tarzans Eltern gestrandet waren, wird von ihm erst später nachgereicht, anstatt sie zu Beginn anzubieten.
Natürlich tauchen Jane und Paul D’Arnot ebenfalls in der Story auf. Auch hier hält sich der Autor nahe an der Vorlage, wobei er aber trotzdem sich einige Freiheiten nimmt. Und so beispielsweise eine Szene einbaut, in der der berühmt-berüchtigte Spruch „Ich Tarzan, du Jane“ aufgebaut wird. Daran merkt man, dass der Szenarist seinen Spaß an der Adaption hatte.
Großartig
Die Zeichnungen von Stevan Subic sind gewöhnungsbedürftig, um es milde auszudrücken. Sie wirken schwer, düster, teilweise schon fast melancholisch. Gesichter deutet er häufig nur an oder skizziert sie. Und doch passt es zu dieser stellenweise sehr schwermütigen Umsetzung von Christophe Bec.
Es ist interessant, wie unterschiedlich man eine Geschichte, wie die von Edgar Rice Burroughs interpretieren kann. Christophe Bec legt den Fokus auf die grausame Realität, derweil Éric Corbeyran den Fokus mehr aufs Abenteuer legt und sich auch stellenweise sehr von der Vorlage löst. Es sind aber unterm Strich beides großartige Erzählungen.
Info
Autor: Christophe Bec
Zeichnungen: Stevan Subic
Farbe: Hugo Sebastián Facio
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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