Mit der Auftaktfolge Mittwochskind trägt großes Leid erlebt die Addams Family in Form der Spinoff-Serie Wednesday ein Revival.
Eine Familie und ein Regisseur
Die Familie Addams war schon immer etwas Besonderes. Ein Sammelsurium an exzentrischen Figuren, mit Vorliebe für das Düstere. Die eine Art Frankenstein Monster als Butler haben und eine lebendige Hand als Diener. Seit 1938 existiert die Addams Family schon, wobei ihre Geschichten in diversen Medien und Formen erzählt wurden.
Eine der bekanntesten Adaptionen sind sicherlich die Kinofilme aus Anfang der 1990er Jahre, die unter anderem mit Christina Riccia als Wednesday Addams und Raul Julia als Gomez Addams aufwarten konnten. Ursprünglich war für diese Filme Tim Burton als Regisseur im Gespräch. Doch am Ende fiel die Wahl auf Barry Sonnenfeld.
Es sollte allerdings nicht das letzte Mal sein, dass der Regisseur mit dieser besonderen Familie in Verbindung stand. So erhielt das Animationsstudio Illumination Entertainment 2010 die Rechte an der Addams Family. Und plante daraufhin einen Stop Motion Film, bei dem Tim Burton nicht nur Regie führen sollte, sondern es ebenso Mitproduzieren und Mitschreiben sollte. Doch das Vorhaben wurde schon bald gecancellt, weil, so der berühmte Regisseur, das Studio lieber einen computeranimierten Film bevorzugte, anstatt Stop Motion.
Die Flamme ist wieder entfacht
Doch sollte es dieses Mal nicht ganz so lange dauern, bis die Familie wieder mit dem bekannten Filmemacher in Kontakt trat. Dieses Mal sollte es bis 2019 dauern, als die Showrunner Miles Millar und Alfred Gough anfinge, die Serie zu entwickeln, aus der dann später Wednesday entstehen sollte. Sie schrieben das Drehbuch für den Pilotfilm und schickten es Tim Burton zu, der sofort Feuer und Flamme war. Er wurde am Ende einer der Executive Producer der Reihe.
Er meinte, dass er nach den Dreharbeiten zum Live-Action Dumbo-Film überlegte, sich aus dem Filmgeschäft zurückzuziehen. Doch die Arbeiten an der Reihe, bei der Burton ebenfalls bei einigen Episoden Regie führen sollte, fachten wieder seine Liebe zum Filmemachen an. Wobei es für ihn der erste wirkliche Vorstoß ins Arbeiten fürs Fernsehen bedeutete, wenn auch in diesem Fall eher für den Streamingdienst Netflix.
Tim Burton engagierte sich ebenso beim Casting sehr für die Reihe. Er war es beispielsweise, der Jenny Ortega nach einem Zoom-Meeting überzeugte, die Titelrolle anzunehmen. Dabei war es den Verantwortlichen wichtig, eine Latina für die Figur zu casten. Was bei Ortega, die mexikanische und Puerto Ricanische Wurzeln hat, der Fall ist.
Prominente Nebendarsteller
Ebenso kehrte auch Christina Ricci zum Franchise zurück, wobei sie in diesem Fall die Aufsichtsperson des Studentenwohnheims Marilyn Thornhill spielte. Und Catherine Zeta-Jones wurde als Morticia Adams gecastet, die Mutter von Wednesday.
Wednesday Addams ist eine Außenseiterin und verdammt stolz drauf. Doch nachdem sie wieder von einer Schule geschmissen wurde, greifen ihre Eltern zum letzten Mittel. Sie bringen sie auf die Nevermore Academy, einem Lehrinstitut, das sich auf die Außenseiter der Außenseiter spezialisiert hat. Und auf das schon ihre Eltern gingen.
Doch Wednesday plant bereits, von der neuen Schule zu fliehen. Sie eckt dabei wie üblich überall an. Allerdings stößt sie dann auf ein Mysterium: Eine Art Prophezeiung, in der sie eine große Rolle spielt. Und jede Menge merkwürdige Todesfälle. Am Ende beschließt sie, doch zu bleiben, um diesen Rätseln auf den Grund zu gehen.
Eine bekannte Interpretation mit Unterschieden
Der Tonfall von Wednesday wird direkt zu Beginn besetzt. Als sie den Flur ihrer aktuellen Schule entlangläuft, alle ihr Platz machen und sie dann in ihrem Schrank den gefesselten und geknebelten Pugsley, ihren Bruder, vorfindet. Woraufhin sie mit zwei Tüten voller Piranhas zum Schwimmbecken der Schule läuft, dort die Fische freiläuft und mit sichtlichen Vergnügen sieht, wie die Schwimmer in Panik aus dem Wasser fliehen.
Schon alleine dadurch erfährt man einiges über den Charakter. Einerseits, dass sie, auf ihre eigene Art und Weise, auf ihren kleinen Bruder aufpasst. Und andererseits, dass sie zu kreativen Methoden neigt, andere zu bestrafen. Bei der anscheinend gilt, je blutiger, desto besser.
Dabei sorgt Jenny Ortega von Anfang an dafür, dass man die Titelfigur mögt. Ihr Aussehen orientiert sich daran, wie der Charakter die ganze Zeit schon ausgesehen hat. Sie wirkt wie eine Goth gekleidet, derweil sie die meiste Zeit ein stoisches Gesicht trägt. Doch dieses Mal ist bei der Interpretation neu, dass sie psychische Fähigkeiten hat. Sprich, wenn sie jemanden berührt, kriegt sie Visionen von seiner Zukunft. Visionen, die oft genug düster und brutal sind.
Jede Menge Exzentriker
Dabei wird sie als jemand dargestellt, der immer wieder aneckt. Es scheint so, als ob sie bewusst andere provoziert. Als sie beispielsweise im Fechtclub die unangefochtene Musterschülerin herausfordert. Oder wenn sie ihrer Mitbewohnerin klar macht, wie wenig sie von ihr und ihrem Verhalten hält. Oder wenn sie kurzerhand eine Gruppe von normalen Schülern, die sich als Pilger verkleiden, so lange provoziert, bis sie sie angreifen. Woraufhin sie mit denen den Boden aufwischt.
Jedoch ist sie nicht die einzige Exzentrikerin in der Serie. Das ganze Internat scheint sich aus solchen Figuren zusammenzusetzen. Unter anderem auch Wednesdays Mitbewohnerin Enid Sinclair, die in vielerlei Hinsicht ihr Spiegelbild ist. Sie ist bunt, fröhlich und versucht, ihre Freundin zu werden. Wobei sie ebenfalls ein Geheimnis hat, welches sie ihr am Ende der Fall enthüllt.
Die Episode schafft es perfekt, das Interesse des Zuschauers zu wecken. Weil sie einerseits den Cast und ihre jeweiligen Plots einführt. Aber andererseits auch dadurch, in dem sie parallel das Mysterium aufbaut, dass Wednesday vermutlich die ganze Season über beschäftigen wird.
Da kommt noch einiges
Denn anscheinend gibt es eine Prophezeiung, bei der sie eine große Rolle spielt. Und als ein Mitschüler sie deswegen mit seiner Magie umbringen will, wird er daraufhin vor ihren Augen von einem Monster getötet. Nicht das einzige Mysterium, dass sich Wednesday in Neverwood und Umgebung offenbart. Aber am Ende ist es jedoch dieses Rätsel, dass den Ausschlag gibt, dass sie dann doch bleibt.
Denn die Aussicht, dieses Rätsel zu lösen bringt sie dazu, in der letzten Einstellung ein seltenes Lächeln zu zeigen.
Es ist ein großartiger Auftakt zu einer hoffentlich ebenso großartigen Serie.
Info
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Alfred Gough, Miles Millar
Showrunner: Alfred Gough, Miles Millar
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