Jake Sully versucht, die Na’vi auf die Rückkehr der Himmelsmenschen vorzubereiten.
Handlung
Nachdem der R.D.A.-Konzern von Pandora vertrieben wurde, gründet der zum Na’vi gewordene Jake Sully mit Neytiri eine Familie. Sie bekommen drei Kinder und adoptieren zudem noch Grace Augustines Tochter Kiri. 14 friedliche Jahre vergehen. Jakes Sohn Lo’ak ist inzwischen alt genug, sich einen Ikran zu wählen, scheitert jedoch im ersten Anlauf, einer der Flugdrachen Herr zu werden. Sein Vater scheitert derweil mit seinen Bestrebungen, die Na’vi auf einen erneuten Krieg gegen die Himmelsmenschen vorzubereiten. Die Älteren glauben, die R.D.A. für immer von ihrer Welt vertrieben zu haben, und hoffen darauf, dass Eywa ihr Schicksal lenkt, falls der Konzern doch zurückkommen sollte.
Es vergeht nicht viel Zeit, bis ein neuer heller Stern am Himmel erscheint, der die Ankunft einer Flotte aus 10 Großraumschiffen ankündigt. Jake lässt daraufhin einige Krieger in Raumanzügen den Kampf im Orbit trainieren. Unter ihnen auch sein ältester Sohn Neteyam, der bereit ist, seine Heimat zu verteidigen. Jake will ihn jedoch nicht kämpfen lassen, da er sich um sein Wohl sorgt. Unter den Na’vi lehnen derweil einige, vor allem Ältere, seine Methoden ab und weigern sich, die Waffen der Himmelsmenschen zu benutzen. Jüngere Krieger erkennen dagegen, dass sein Weg der richtige ist, und schließen sich ihm an.
Als der Kriegsrat tagt, stehlen sich Jakes Kinder heimlich mit dem auf Pandora geborenen Menschenjungen Spider davon, um das einstige Schlachtfeld zu erkunden. Dabei stürzt das Wrack eines Helikopters ab und ihre pferdeähnlichen Thanator ergreifen die Flucht. Auf dem Rückweg stürzt Kiri einen Abhang hinunter und Spider gehen die Luftreserven aus, denn seine Ersatzsauerstoffflaschen befanden sich in der Satteltasche eines Thanator. Als die Reittiere den Seelenbaum erreichen, verfolgen Jake und Neytiri die Blutspur eines verwundeten Tieres zurück, finden ihre Kinder jedoch nicht an der Unglücksstelle. Erst Hilfe aus der Luft kann die Vermissten finden, die mit einer erbeuteten Leuchtpistole auf sich aufmerksam machen.
Kaum ist die Familie wiedervereint, wird ein Funkspruch von der Kommandantin der R.D.A.-Flotte empfangen. General Frances Ardmore droht den Menschen, die auf Pandora geblieben sind, um den Na’vi zu helfen, sie alle als Terroristen hinzurichten, sollten sie sich nicht ergeben. Ein Firmenvertreter gibt ihnen zudem die Chance, wieder für die R.D.A. zu arbeiten. Neben einer Amnestie würden sie dann sogar Lohnnachzahlungen und Sonderzulagen für die letzten 14 Jahre erhalten. Mehr als die Hälfte der Menschen auf Pandora geht auf das Angebot ein. Jake bleibt derweil nur, seinen Stamm und die übrigen Erdenmenschen zu evakuieren.
Rezension von Avatar – Das Blut von Pandora Band 1
Der Comic basiert auf einem Drehbuchentwurf von James Cameron persönlich. Einige Passagen haben es sogar in den zweiten Kinofilm Avatar: The Way of Water (2022) geschafft, für den die Ereignisse aus den 14 Jahren zwischen den Filmen allerdings stark gestrafft worden sind. Im Comic ist ein Großteil ebenfalls verkürzt zusammengefasst, wobei auf den ersten drei Seiten auch das Finale des ersten Kinofilms Aufbruch nach Pandora (2009) noch einmal aufgefrischt wird.
Der Großteil der Handlung spielt sich kurz vor der Rückkehr der R.D.A. ab. Im Zentrum steht die Familie von Jake Sully und Neytiri, deren Söhne Neteyam und Lo’ak sich dem Erwachsenenalter nähern. Es wird erwähnt, dass Na’vi-Kinder schneller heranreifen als jene der Menschen, sodass Lo’ak nicht zu jung ist, um sich einen Ikran zu wählen. Dabei scheitert er jedoch. Sein älterer Bruder Neteyam trainiert derweil den Kampf, Jake will ihn allerdings von den anstehenden Gefechten fernhalten. Warum er ihn dann extra mit zu einem Weltraum-Kampftraining nimmt, erschließt sich nicht.
Das Training findet im Wrack eines R.D.A.-Schiffes statt, welches einen weiteren Logikfehler darstellt. Die Schlacht vor 14 Jahren fand nur auf dem Mond statt und nicht im Orbit. Und als die meisten Menschen Pandora verlassen haben, hätten sie doch mit dem Mutterschiff zur Erde zurückfliegen müssen. Die Existenz dieses Wracks ist ein absolutes Rätsel! Ebenso kurios sind die Raumanzüge für die Na’vi. Die können nicht aus den Beständen der R.D.A. stammen, da das Avatarprogramm einzig zur Kontaktaufnahme mit den Na’vi auf Pandora gedacht war. Die Avatare wurden nicht für Arbeiten im Weltraum eingesetzt. Am Rande erwähnt Jakes Sohn zwar, dass sein Vater den Anzug für ihn gemacht hat. Die Frage ist allerdings, wie? Mit einem 3D-Drucker? Die Basis der R.D.A. war jedenfalls für den Bergbau, das Militär und das Avatar-Programm ausgelegt – nicht für die Produktion von Raumanzügen.
Die Na’vi können weiterhin überraschend gut in der Schwerelosigkeit mit Pfeil und Bogen kämpfen, obwohl das Konzept des Weltraums völlig neu für sie ist. Sie kennen es nur als die „schwarze Welt“. Und wie Jake Sully glaubt, dort mit den Na’vi eine Schlacht schlagen zu können, steht ebenfalls noch in den Sternen, um hier mal ein passendes Wortspiel zu bringen. Obendrein setzt er ausgerechnet im Orbit auf traditionelle Na’vi-Waffen, während er sonst darauf besteht, die Erdenmenschen nur mit ihren eigenen Waffen schlagen zu können, da diese denen der Na’vi überlegen sind. Dieser Plot scheint aus gutem Grund aus dem Drehbuch gestrichen worden zu sein, doch dazu mehr in der nächsten Rezension.
Der familiäre Aspekt
Bevor die Himmelsmenschen eintreffen, bekommt es die Familie Sully noch mit einem kleinen Familiendrama zu tun, wobei Neytiri die Schuld daran allein Miles „Spider“ Socorro zuschiebt. Sie lehnt den Menschenjungen ab und möchte nicht, dass ihre Kinder mit ihm spielen. Das ist fast schon rassistisch und vor allem inkonsequent, da sie sich selbst in einen Erdling verliebt und mit diesem sogar eine Familie gegründet hat – sehr zum Missfallen ihrer Eltern. Ihre Vorurteile gegenüber Spider sind nicht nachvollziehbar, zumal dieser im Gegensatz zu Jake immerhin auf Pandora geboren und aufgewachsen ist. Er ist fast schon mehr Na’vi als Neytiris Ehemann, wenn auch nicht physisch. Warum er und die Sully-Kinder dennoch irdischen Jugendslang (z. B. „Bro“) sprechen, ohne je an einer Erdenschule gewesen zu sein, erschließt sich nicht. Zumal eigentlich alle die Sprache der Na’vi benutzen.
Die anderen Erdlinge, die einst auf Pandora geblieben sind, knicken derweil mehrheitlich vor den Drohungen von General Ardmore ein, was allerdings verständlich ist, da diese ihnen nicht weniger als die Wahl zwischen der Todesstrafe und einem lukrativen Amnestieangebot lässt. Dabei wird einmal mehr das völlig pervertierte Wertesystem der Menschheit offenbart. Diese betrachtet Pandora als ihr Eigentum und räumt den einheimischen Na’vi keinerlei Mitspracherecht ein. Wer als Mensch für deren Rechte eintritt, wird als Terrorist eingestuft und mit der Todesstrafe bedroht.
Parallelen zum real existierenden US-Imperialismus, der sich aktuell die Ölreserven von Venezuela gewaltsam aneignen will, sind übrigens kein Zufall. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg wurde sogar schon im ersten Avatar-Film angekündigt. Kurz nach der Ankunft auf Pandora erwähnt Colonel Quaritch, dass Jake Sully zuvor in Venezuela eingesetzt war. Man braucht im Prinzip nur das Unobtainium gegen Öl auszutauschen und die Botschaft könnte nicht offensichtlicher sein. Die Imperialisten pfeifen auf Recht und Moral. Sie machen ihre eigenen Gesetze, die sie von jedem Verbrechen freisprechen und gleichzeitig jeden Widerstand gegen sie zum Verbrechen erklären. Der Comic ist in seiner Kapitalismuskritik nicht minder direkt und schonungslos wie die Filme.
Blau wie der Himmel
Grafisch ist der Comic auf einem recht guten Level, wobei die Charaktere mal mehr, mal weniger gut getroffen sind. Vor allem bei General Ardmore schwankt der Stil stark. Ist sie anfangs noch klar als Frau zu erkennen, kann man sich später bei ihrer Videobotschaft nicht mehr so sicher sein. Weiterhin erscheinen Jake Sullys Dreadlocks etwas zu dicht. Im Film waren die Seiten seines Schädels frei, im Comic sieht er aus wie eine Na’vi-Version von Bob Marley.
Die Fauna von Pandora ist gelungen, die Flora ist dagegen recht unausgereift. Gerade im Hintergrund wurde mit Details gespart, was im Vergleich zu den Comicbänden Gemeinsam gegen den Tod oder Frontiers of Pandora fast schon eine Enttäuschung ist. Ähnlich sieht es bei den Fahrzeugen aus. Die Scorpion-Helikopter sind recht detailreich und relativ klar umrissen, die Raumschiffe sind dagegen grob skizziert und schemenhaft.
An der Kolorierung gibt es da schon weniger zu meckern. Die Farben sind kräftig, die Verläufe weich, es mangelt nicht an Leuchteffekten. Die Flecktarnmuster der Soldatenuniformen sind allerdings offenkundig mit einem PhotoShop-Filter erzeugt worden und passen sich nicht dem Faltenwurf an.
In jeder Hinsicht genial ist derweil die Covergestaltung von Doug Wheatley. Die Charaktere sind perfekt getroffen und realistisch in Szene gesetzt. Ein kunstvolles Gemälde, das man sich am liebsten einrahmen möchte!
Fazit: Nicht alles sollte verfilmt werden
Die Grundstruktur des Comics findet sich in The Way of Water wieder, doch nimmt sich das ursprüngliche Drehbuch mehr Zeit, auf das Leben der Familie Sully vor der Rückkehr des R.D.A.-Konzerns einzugehen. Der Weltraumpart mit den Na’vi in Raumanzügen, die im Orbit um Pandora mit Pfeil und Bogen üben, wirkt hingegen deplaziert und hat es aus gutem Grund nicht in den Film geschafft. Grafisch ist der Comic auf einem akzeptablen Niveau, reicht jedoch nicht an die anderen Veröffentlichungen heran. Die Verarbeitung ist hochwertig, doch gibt es auf manchen Seiten Farbkleckse, die selbst nach vorsichtigem Abschaben Spuren hinterlassen.
Info
Autorin: Sherri L. Smith (nach einem Drehbuchentwurf von James Cameron)
Zeichner: Guilherme Balbi
Farben: Michael Atiyeh & Wes Dzioba
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite
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Story7/10
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Zeichenstil7/10
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Kolorierung9/10
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