Die Fortsetzung des erfolgreichsten Filmes aller Zeiten, Avatar – Aufbruch nach Pandora, ist endlich in den Kinos angekommen. Die Erwartungen sind hoch und es sieht so aus, dass sich nicht nur die enormen Produktionskosten amortisieren, sondern dass James Cameron sich selbst vom Thron stürzen kann.
Hintergrund
Nach dem großartigen Erfolges von Avatar – Aufbruch nach Pandora gab James Cameron 2009 bekannt, dass er eine Trilogie um den Planeten Pandora plant. Nun soll es nicht nur drei, sondern insgesamt fünf Filme geben. Die Dreharbeiten fanden bereits 2017 und 2018 statt. Ein Großteil davon fand unter Wasser statt, daher mussten alle Schauspieler*innen einen Tauchschein machen und lernen, möglichst lange die Luft anzuhalten. Das angewandte Verfahren war diesmal nicht Motion Capture, sondern Performance Capture, mit dem Emotionen besser übertragen werden können. Wie der erste Teil wurde der Film in 3D und zusätzlich verschiedene Szenen mit einer erhöhten Bildrate von 48 Bildern pro Sekunde gedreht. Erneut ist Cameron hier ein großer Schritt gelungen. Zu den Produktionskosten gibt es unterschiedliche Angaben, Cameron selbst soll aber gesagt haben, dass der Film mindestens 2 Milliarden US-Dollar einspielen muss, um profitabel zu sein. Avatar – The Way of the Water hat eine Gesamtlaufzeit von 193 Minuten, was deutlich mehr als beim ersten Teil ist.
Handlung
Die Handlung an sich ist schnell erzählt, im Prinzip passiert eigentlich dasselbe wie im ersten Film. Die Vorzeichen haben sich etwas geändert, aber sogar der Antagonist ist derselbe. Wir erfahren von Jake Sally, dessen Bewusstsein ja am Ende des ersten Teils dauerhaft in seinen Avatar-Körper transferiert wurde, woraus der Alltag des Waldclans besteht. Einige wenige der Himmelsmenschen, also Mitglieder der Menschheit, hauptsächlich Wissenschaftler, durften auf dem Planeten verbleiben. Unter ihnen befindet sich auch ein kleiner Junge, genannt Spider, der zu klein für die Kryo-Kammern war, und daher bleiben musste. Dieser wächst praktisch gemeinsam mit den Kindern des Waldclans auf und erinnert ein bisschen an Tarzan oder gar Mogli. Von Sullys Monolog erfahren wir auch, dass er gemeinsam mit Neytiri insgesamt vier Kinder großzieht, seine beiden Söhne Neteyam und Lo’ak, seine Tochter Tuktirey, genannt Tuk, sowie seine Adoptivtochter Kiri. Kiri wurde vom Avatar der Wissenschaftlerin Dr. Grace Augustine geboren, eine Schwangerschaft, die sich niemand erklären kann. Der Avatar-Körper wird in einer Spezialkammer am Leben erhalten.
Nach langen friedlichen Jahren kommen die Himmelsmenschen jedoch mit neuen Raumschiffen zurück. Diesmal jedoch lautet der Auftrag nicht alleine Ausbeutung, Pandora soll als Wohnstätte erschlossen werden. Die Erde stirbt und die Menschheit wird dort ihr neues dauerhaftes Zuhause einrichten. Dabei gehen sie alles andere als zimperlich vor. Die Clans müssen alle vertrieben, wenn nicht gar ausgerottet werden. So verliert der Waldclan erneut seine Heimat. Der heilige Baum wird brutal zerstört und die Na’vi ziehen sich in die Berge zurück. Von dort unternehmen sie Guerilla-Angriffe auf die Stellungen der Menschen. Einige Ausrüstungsgegenstände sowie Waffen und Munition stehen ihnen aus dem früheren Stützpunkt noch zur Verfügung. Dies wird der Militärführung dann deutlich zu bunt und in der Zwischenzeit stehen auch neue wissenschaftliche Errungenschaften zur Verfügung.
So erfahren wir nun, dass neben Colonel Quaritch auch weitere Mitglieder seines Squads nun in Avataren weiterleben. In einer Videoaufzeichnung teilt Quaritch seinem Avatar mit, dass vor dem letzten Einsatz, bei dem er schließlich getötet wurde, das Bewusstsein mitsamt allen Erinnerungen und Erfahrungen bis zu diesem Zeitpunkt auf Speicherchips hochgeladen wurde. Dieses Bewusstsein wurde nun in neue Avatar-Körper integriert. Mit diesen sollen die Na’vi unterwandert bzw. besiegt werden. Doch diese Videobotschaft wird vor allem ein Rachefeldzug von Quaritch gegen Jake Sully und Neytiri. Auch General Frances Ardmore, unter deren Befehl der neue Stützpunkt steht, ist der Ansicht, dass die Na’vi ohne die Führung von Jake Sully problemlos niedergerungen werden können.
Der Wald
Nachdem Lo’ak und Neteyam bereits beim letzten Guerrilla-Angriff den Anweisungen ihres Vaters zuwidergehandelt haben, befolgen sie auch diesmal nicht das, was man ihnen sagt. Gemeinsam mit ihren Schwestern und Spider durchstreifen sie die Umgebung. Doch gehen sie weiter als erlaubt, als sie neue Spuren im Matsch finden. Sie folgen ihnen und treffen an der alten Barracke auf die Avatare von Quaritch und seinem Team. Zunächst beobachten sie sie von der Ferne und geben Sully über Funk Bescheid. Er macht sich zusammen mit Neytiri auf den Weg und fordert die Kinder auf umzudrehen. Doch Quaritch und seine Leute fangen sie ein. Dieser ist wütend, da er bei der Barracke auf seine eigene Leiche gestoßen ist und die Videoaufzeichnung seines eigenen Todes verfolgen konnte. Nicht Sully, sondern Neytiri hatte ihn mit ihren Pfeilen getötet und somit Jake Sully gerettet. Zwar gelingt es Jake und Neytiri, die Soldaten zu verjagen und die Kinder zu befreien, doch fängt Quaritch erneut Spider ein und nimmt ihn mit zum Stützpunkt.
Dort wird Spider von den Wissenschaftlern gefoltert. Quaritch macht dem ein Ende. Er hat von Spider zuvor erfahren, wie sein richtiger Name lautet. Offensichtlich ist er der Sohn des menschlichen Quaritch. Die Generälin macht ihm zwar klar, dass er Spider nicht wirklich als Sohn betrachten kann, läßt aber zu, dass dieser ihn mitnimmt. Spider verrät den Clan zwar nicht, zeigt Quaritch aber viel von der Lebensweise. So gelingt es Quaritch mit seiner Hilfe, einen Ikran zu bändigen und zu reiten. Jake ist bewusst, dass Quaritch nicht ruhen wird, bis er ihn getötet hat. In der Annahme, der Waldclan wäre dann in Sicherheit, überzeugt er zunächst Neytiri und dann auch den Rest des Clans, dass diese sicher wären, wenn er mit seiner Familie weggeht. Er sieht es in seiner Verantwortung, die Familie zu beschützen. So packen sie ihre Sachen zusammen und steigen auf ihre Ikrane, um woanders Schutz zu suchen.
Das Wasser
Nach längerer Flugreise erreicht die Familie das Meer. Auch dort leben unterschiedliche Clans. Sully bittet mit seiner Familie um Asyl. Allerdings ist Ronal, die Gefährtin des Clanführers Tonowari, zunächst skeptisch. Auch körperlich unterscheiden sich die Clanmitglieder von den Waldbewohnern. Ihr Schwanz ist für das lange Schwimmen unter Wasser anders ausgebildet und auch die Arme und Beine haben mehr Kraft. Es wird nicht leicht für Sully und seine Familie werden. Die Integration läuft auch nur sehr schleppend. Wir sehen zwar, wie es Sully zunächst nicht gelingt, ein größeres Meerestier zu reiten, aber der Fokus des Filmes liegt diesmal eindeutig bei den Kindern. Man nimmt sie auf und zeigt ihnen die Lebensweise, allerdings macht man sich auch über ihr Anderssein lustig. Kiri war ja schon im Wald aufgrund ihrer Herkunft eher eine Außenseiterin; dies verstärkt sich unter Wasser noch. So scheint sie auch eine spezielle Bindung zu Eywa, der Naturenergie oder Gottheit, von Pandora zu haben. Als sich die anderen über sie lustig machen, kommt es zu einer Prügelei. Jake ist wütend auf die Kinder, da er nur die eine Bitte hatte, dass sie keinen Ärger machen.
Gerade Lo’ak fällt es sowieso schwer, sich anzupassen. Nach der Entschuldigung bei Aonung, dem Sohn von Ronal und Tonowari, lädt dieser ihn auf eine Jagd ein. Allerdings schwimmen sie soweit raus aufs Meer, wie es ihm eigentlich verboten ist. Dort lassen die anderen Jugendlichen ihn zurück. Ein wirklich übler Scherz. Fast kommt Lo’ak um, im letzten Moment wird er von einem Tukun gerettet. Tukune sind riesige, intelligente Wale, die eigentlich in Herden leben. Dieser ist jedoch alleine unterwegs. Er bringt Lo’ak zurück zum Clan und verschwindet ungesehen. Wir erfahren, dass die Tukune ganz von Gewalt und Kämpfen abgelassen haben, da es früher viele Auseinandersetzungen unter ihnen gab. Nun gehen sie einen Weg des Friedens. Dieser Tukun ist jedoch ein Ausgestoßener, weil er gekämpft hat und wegen ihm andere Tukune gestorben sind – er ist ein Mörder.
Quaritch sucht Sully überall. Ihm geht es nicht mehr um die Clans, er möchte nur noch seine persönliche Rache. Er will Jake und Neytiri töten, die ihn seinerzeit mit ihren Pfeilen niedergestreckt hat. Zusammen mit Spider kommt er Jake auf die Spur, aber nicht direkt an ihn heran. Er muss ihn aus der Reserve locken. Dazu übernimmt er einen der Tukun-Fänger. Dabei handelt es sich um ein riesiges Schiff, dass Jagd auf Tukune macht und aus den Gehirnen eine Substanz extrahiert, die Menschenleben verlängern kann.
Der Showdown
Immer wieder finden die Na’vi getötete Tukune. Doch mit einem Mal werden es mehr und mehr. Jake versteht schnell, dass es sich hierbei nur um Quaritch handeln kann, der versucht, ihn zu provozieren. Tonowari möchte mit seinem Clan die Menschen angreifen, um das Töten der Tukune zu verhindern. Jake rät davon ab, weil dies den gesamten Clan in Gefahr bringen würde. Leider ist Lo’ak bereits auf dem Weg, um seinen Freund zu warnen. Seine Geschwister wollen ihn davon abbringen und folgen ihm, was natürlich damit endet, dass sie in Gefangenschaft geraten. Jetzt folgt ein langer und aufregender Kampf. Zuerst möchte Jake nicht, dass die Na’vi kämpfen, doch schließlich führt daran kein Weg vorbei. Die Kinder werden befreit und wieder eingefangen. Auf dem Schiff wird Neteyam, Sullys ältester Sohn schwer verletzt und stirbt. Jetzt kann ihn nichts mehr davon abhalten zu kämpfen. Letztendlich kommt es auf dem Walfänger zum Einzelkampf zwischen Jake und Quaritch. Als Neytiri Spider bedroht, kommt Quaritch ins Wanken und Jake kann ihn niederringen. Lo’aks Freund, der Tukun, hat ins Geschehen eingegriffen und das Schiff stark beschädigt. Es sinkt. Am Schluss ist es Kiri, die alle rettet und gemeinsam mit den Meerestieren, zu denen sie eine besondere Verbindung über Eywa zu haben scheint, den richtigen Weg aus dem Wrack findet. Doch auch Spider gelingt es, seinen Vater zu finden und zieht Quaritch auf einen kleinen Felsen. Er war nur bewusstlos und wird weiter Jagd auf Sullys Familie machen. Spider wendet sich jedoch von ihm ab und kehrt zu seiner Wahlfamilie zurück. Neteyam wird mit einer besonderen Zeremonie im Meer begraben. Nun gehört die Familie des Waldclans komplett zum Clan von Tonowari.
Fazit
James Cameron hat es mit dem zweiten Teil wieder geschafft zu fesseln und zu bezaubern. Es ist wirklich ratsam, den Film in 3D im Kino zu verfolgen, und sich von den Bildern verzaubern zu lassen. Man kommt sich mehrfach wie in einer Naturdoku vor, es ist, als wäre man mittendrin. Wenn man sich allerdings auf die Story und den Inhalt konzentriert, sieht es schon etwas anders aus. Im Prinzip erzählt uns Cameron den ersten Film noch einmal, nur mit Wasser, ein Element, dass ihn fasziniert und er immer wieder filmisch umsetzt. So sehen wir hier auch Elemente aus Abyss und Titanic, gemischt mit etwas Moby Dick. Leider ist es wirklich so, dass hier Style über Substance geht.
Selbst die Handlung hat mehrere Löcher, die nur mit viel Wohlwollen übersehen werden können. So verlässt Sully mit seiner Familie den Waldclan, von dem wir ab jetzt nichts mehr mitbekommen. Bemerkt Quaritch sofort, dass Sully weg ist? Hören die Guerrilla-Attacken auf? Wieso sollten die Menschen die Waldbewohner nun in Ruhe lassen, nur weil Sully nicht mehr bei Ihnen ist? Seine Flucht bedeutet ja nicht, das die Wald-Na’vi von jetzt auf gleich sicher sind, nein, er bringt nun einen anderen Clan zusätzlich in Gefahr. Quaritch und sein Squad sind auch ein kleines Rätsel. Wir werden Zeuge, wie sie in den Avatar-Körpern erwachen und durch ihre Videoaufzeichnungen lernen, wer sie eigentlich wirklich waren. Doch haben sie alle ihre Tattoos, die auch die menschlichen Körper hatten. Sie sollen sich zunächst einfügen in die Gesellschaft der Na’vi, doch werden sie mit Militärklamotten und -ausrüstung ausgestattet und auf den Planeten geschickt.
Vom Science-Fiction-Aspekt aus betrachtet, macht der ganze Film überhaupt sehr wenig Sinn. In Teil 1 Aufbruch nach Pandora werden die Menschen vom Planeten gejagt. Jetzt erfahren wir, dass es ein funktionierende Tukunjagd gibt, die nicht erst gestern begonnen hat. Wenn die Menschheit zudem dauerhaft auf Pandora leben will, muss die Atmosphäre verändert werden, oder sollen alle immer mit Atemmasken rumlaufen? Außerdem ist die Menschheit doch bereits unsterblich, wenn es möglich ist, das Bewusstsein in einen Avatar-Körper zu integrieren. Wenn es mit Na’vi-Avataren funktioniert, dann müsste es ja auch mit menschlichen Avataren möglich sein. Dann wird aber kein lebensverlängerndes Tukun-Gehirnsekret benötigt. Zudem ist Pandora extrem weit entfernt. Man ist in Kryo-Kammern fünf Jahre unterwegs.
Der Film lohnt sich und macht Spass, wenn man bereit ist, die inhaltlichen Schwächen zu übersehen. Aber allein eine innovative und herausragende Technik und Machart macht Avatar 2 noch lange nicht zu einem guten Film. An dieser Stelle möchte ich aber noch auf die herausragende Leistung der Schauspieler*innen hinweisen, vor allem Zoe Saldhana ist hier herauszuheben. Bei manch anderen erkennt man aber leider nicht, wer sich hinter den Na’vi-Gesichtern verbirgt. Der Film läßt viele Fragen offen, was logisch ist, da ja noch mehr kommt. Er fühlt sich wie eine extrem lange Füllfolge einer Serie an. Die zukünftigen Filme werden sich wohl auf die verbliebenen Kinder bzw. Jugendlichen konzentrieren. Dem aktuellen Film hätte es aber schon gut getan, sich zu entscheiden, wer eigentlich die Protagonisten sind. Von Neytiri sieht man zwischenzeitlich wenig und die Jugendlichen stechen nicht genug heraus.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Innovative 3D-Technik
- Grandiose Unterwasserbilder
Negativ
- Der Film wiederholt sich selbst.
- Die Handlung hat enorme Löcher.
- Die Charaktere machen kaum eine Entwicklung durch.
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