Dies ist eine Episode, bei der man über weite Teile das Gefühl hat, dass die Handlung sich bleiern weiterentwickelt.
Langeweile
Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) hat den Angriff der Albaner überlebt, genauso wie Special Agent Nadeem (Jay Ali). Alle sind aufgeschreckt und angeschlagen, vor allem die Cops, die viele ihrer Kollegen verloren haben. Dennoch reißen sie sich zusammen und verlegen den früheren Kingpin in seine neue Unterkunft.
Doch schon bald kriegen alle anderen mit, wo sich Fisk aufhält. Karen Page (Deborah Ann Woll) konfrontiert Nadeem, blitzt allerdings an ihm ab. Derweil Matt Murdock (Charlie Cox) das Hotel infiltriert, dann jedoch anfängt, von Fisk als eine Art Teufel-auf-der-Schulter zu halluzinieren.
Ich will ehrlich sein, ich hatte mit Der Fluch der guten Taten meine Schwierigkeiten. Noch nie hat mich eine Daredevil-Episode so gelangweilt, die diese hier. Allgemein hatte ich diesen Grad der Langeweile bislang nur in der ersten Iron Fist-Staffel. Die ja allgemein als die schlechteste des gesamten Street-Level-Serien-Universums gilt, in dem auch die Serie mit dem Teufel von Hell’s Kitchen platziert ist.
Eine unschöne Steigerung
Der Grund, wieso diese Folge es nicht schafft, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen, liegt ausgerechnet bei der Hauptfigur. Man konnte ja bereits in den vorherigen beiden Episoden erahnen, dass bei Matt durch die Tatsache, dass er knapp dem Tod entronnen ist, im Kopf sozusagen etwas durcheinandergeraten ist. Anders konnte man sich seine zum Teil selbstmörderischen Aktionen nicht erklären, wie beispielsweise, dass er, immer noch schwer verletzt, versuchte, Verbrechen zu bekämpfen.
Doch was in dieser Episode geschieht, ist nochmal eine Steigerung. Es zeigt zwar sehr schön, dass der mentale Zustand von Matt nicht der beste ist. Jedoch wird dies auf eine Art und Weise präsentiert, die schon fast lähmend ausfällt und den Zuschauer eher zum Einschlafen, als zum Zuschauen animiert.
Denn ein Großteil der Folge über halluziniert Matt von einem Wilson Fisk, der als eine Art Teufel auf der Schulter die Aktionen vom früheren Daredevil kommentiert. Getoppt wird dies noch dadurch, dass Matt einige der Bundesagenten, die den ehemaligen Kingpin schützen in einer Tiefgarage verprügelt. Und endet schließlich darin, dass er die Brieftasche von Foggy Nelson klaut, nachdem er sich seinem Freund zu erkennen gab und ihn davor warnt, in dem Fall Wilson Fisk aktiv zu werden.
Psychen in Schieflage
Das Problem an dieser Episode ist, dass die gesamte Handlung hölzern inszeniert wird. Sogar der Kampf in der Tiefgarage kann keine Begeisterung aufrufen. Einfach, weil es übertrieben wirkt, selbst für diese Serie. Es passt einfach nicht zu Matt Murdock, auch wenn er psychisch angeschlagen ist.
Wobei er nicht der Einzige, dessen Psyche in Schieflage geraten ist. Das macht sich bei Wilson Fisk darin bemerkbar, dass er wieder eine Wand anstarrt, um sich zu beruhigen. Oder bei dem Cop Dax, der seine vorgebliche Freundin anscheinend stalkt.
Deshalb sind es eben auch die Nebenfiguren, die dafür sorgen, dass die Folge jetzt kein absoluter Reinfall wird. Weil sie sich weiterentwickeln und starke Szenen erhalten.
Die Nebenfiguren retten den Tag
Wie beispielsweise Karen Page, die zunächst bei ihrem Chefredakteur zu Abend isst und mit dessem Sohn verkuppelt werden soll. Natürlich sehr zu ihrem Missfallen. Bis sie dann erfährt, dass Wilson Fisk entlassen worden ist. Und sie beginnt, sich in diesen Fall reinzuknien, sehr zum Missfallen ihres Chefs, der das Thema ursprünglich jemand anderem geben wollte. Doch wie üblich kann sie ihn überzeugen, dass sie die Richtige dafür ist.
Auch Foggy Nelson kriegt viele gute Szenen. Er ist von der Entlassung Fisks ebenfalls entsetzt. Aber noch mehr davon, dass der Staatsanwalt nichts dagegen tun will. Dass, in Kombination mit Matts Wiederauftauchen, dürfte am Ende dafür sorgen, dass er vielleicht eine neue Entwicklungsrichtung einschlagen wird.
Und Wilson Fisk selbst? Die ganze Zeit geht es dem Kingpin of Crime nicht um sein Wohlbefinden, sondern um das seiner Ehefrau, die auf der Flucht ist. Doch dann beginnen Dinge, sich langsam zu verändern. Auf ein Mal taucht eine Ahnung des alten Fisks wieder auf. Einer, der einen Plan verfolgt und andere Leute entsprechend manipuliert.
Trotzdem bleibt am Ende das Fazit, dass dies keine sonderlich gute Daredevil-Folge ist. Womit der Start der dritten Season problematisch geworden ist.
Info
Drehbuch: Sonay Hoffman
Showrunner: Erik Oleson
Regie: Jennifer Getzinger
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