Wieso diese Folge jetzt in der Season eingebaut wurde, wissen vermutlich nur die Showrunner.
Aus einer Andeutung wird etwas gemacht
Als Jugendliche lebte Karen Page (Deborah Ann Woll) ein wildes Leben, eines, dass von vielen Drogen und Alkohol geprägt war. Sie versuchte damit, dem erdrückenden Kleinstadtleben zu entkommen, in dem sie gefühlt dahinvegetierte. Doch dann verändert sie alles und am nächsten Tag hat sie ein Menschenleben auf dem Gewissen.
In der Gegenwart sucht sie die Kirche auf, in der Matt Murdock Unterschlupf gefunden hatte. Doch ist sie nicht die Einzige, die das Gotteshaus aufsucht. Auf Befehl des Kingpins will Dex (Wilson Bethel) sie umbringen. Was Matt Murdock (Charlie Cox) verhindern möchte.
Die ganze Zeit über wurde in der aktuellen Daredevil-Staffel angedeutet, dass Karen eine düstere Vergangenheit besitzt. Mit Karen erfährt man endlich, ob an diesen Andeutungen etwas dran ist. Im Grunde genommen ist dies eine gute Folge, die allerdings an einem gewaltigen Manko krankt.
Wieso jetzt?
Denn ständig fragt man sich, wieso diese Handlung, diese Episode ausgerechnet jetzt platziert worden ist? Man ist mit dieser Folge nur noch 4 Episoden vom Staffelfinale entfernt. Doch bislang hat man nicht das Gefühl, dass irgendetwas dafür getan wurde. Vor allem in dieser Folge nicht.
Das Problem ist, dass sie überwiegend aus einer Rückblende in die Vergangenheit von Karen Page besteht. Wo man eben erfährt, wieso ständig angedeutet wurde, dass sie bereits früher jemanden getötet hat. Gemeint ist nicht etwa ihr Mord an Leland Owsley in der ersten Season, sondern deutlich früher, in ihrer Jugend.
Es ist, zugegebenermaßen, ein tragischer Tod, der hier stattfindet. Der auch gut aufgebaut wird. Weil eben viel Zeit darauf verwendet wird, zu zeigen, was für ein Leben Karen Page damals führte, wieso sie damit nicht glücklich war und welche Ereignisse schließlich zu dem Ableben einer ihr nahestehenden Person führten. Und was direkt danach geschah.
Zwei gegensätzliche Stories
Doch das große Problem ist, dass dieser Plot viel Platz in Anspruch nimmt. Platz, den die Serie eigentlich dafür hätte nutzen können, um eben das Finale endlich mal vorzubereiten. Es wäre besser gewesen, wenn diese Rückblende entweder über mehrere Teile hinweg in anderen Episoden eingebaut worden wäre. Oder aber, wenn man sie am Stück in einer der früheren Folgen platziert hätte, um darauf aufbauend Karens Probleme anders zu erzählen.
Am Ende ist nichts davon passiert. Mit der Konsequenz, dass Karen eine Folge ist, die sich damit quält, dass sie zwei verschiedene Stories beinhaltet, die nur notdürftig miteinander verbunden worden sind. Weshalb beide dann wie Fremdkörper in dieser Episode wirken.
Das ist besonders beim zweiten Part schade, weil man hier das erste Mal das Gefühl hat, dass etwas dafür getan wird, die unweigerliche Niederlage des Kingpins einzuleiten. Im Prinzip geht es darum, dass Dex wieder ins Daredevil-Kostüm schlüpft um im Auftrag des Kingpins Tod und Chaos zu streuen. Womit er jedoch nicht ganz erfolgreich ist.
Eine Niederlage mit Symbolcharakter
Die Art und Weise wie dies verhindert wird, ist natürlich dramatisch. Es gibt eine Auseinandersetzung, in der Dex klar überlegen ist und sein Kontrahent deutlich unterlegen ist. Der Ausgang des Kampfes scheint absehbar zu sein, bis eben Karen Page sich einmischt und dem Pointdexter hinterrücks niederschlägt. Der kann zwar entkommen, aber es ist eine Niederlage mit Symbolcharakter. Zum ersten Mal hat man das Gefühl, dass der Kingpin doch nicht so unbesiegbar ist, wie man bislang den Eindruck hatte.
Das kommt zwar in der Serie verhältnismäßig spät. Aber es tut gut, dass es endlich eingebaut wurde. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Serie allgemein besser wird.
Info
Drehbuch: Tamara Becher-Wilkinson
Showrunner: Erik Oleson
Regie: Alex García López
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