Mit Geistergeschichten präsentiert Jim Butcher seinen bislang ungewöhnlichsten Harry Dresden-Roman.

Die dunklen Fälle des Harry Dresden 13 Geistergeschichten
Cover © Blanvalet

Ein toter Dresden kommt noch nicht in den Himmel

Harry Dresden ist tot. Er wurde erschossen und fiel ins Wasser. Doch anstatt in den Himmel oder die Hölle kommt seine Seele in ein Zwischenreich. Dort wird ihm ein neuer Auftrag erteilt: Er soll herausfinden, wer ihn umgebracht hat.

Als körperloser Geist wird der Magier zurück auf die Erde geschickt und muss schon bald feststellen, dass seit seinem Tod einiges an Zeit vergangen ist. Sechs Monate, um genau zu sein. Ein Zeitraum, in dem sich seine Welt enorm verändert hat. Wobei Harry Dresden schon bald wieder in Schwierigkeiten gerät, die er dieses Mal nicht so einfach bekämpfen kann.

Ein Tod mit Konsequenzen

Das Ende von Wandel war schockierend. Man musste lesen, wie Harry Dresden erschossen wurde und ins kalte Wasser fiel. Wobei die mit abgedruckte Leseprobe zu Geistergeschichten bereits klar machte, dass dies noch nicht das Ende der Romanreihe war, sondern es würde weitergehen. Wenn auch auf eine äußerst ungewöhnliche Art und Weise.

Denn Jim Butcher negiert nicht etwa gleich auf den ersten Seiten den Tod seines Protagonisten, sondern nutzt im Gegenteil diesen auf eine äußerst geschickte Art und Weise aus, um einen außergewöhnlichen Roman zu schreiben. Einen, der im Nachhinein vieles klarmacht.

So wird im Laufe der Geschichte verdeutlicht, dass Harry Dresden in der magischen Community einen besonderen Ruf genossen hat. Dass er jemand war, der dem Bösen immer wieder eine blutige Nase verpasste und so dafür sorgte, dass Chicago zu einer mehr oder weniger sicheren Stadt wurde. Sein Ableben hat jetzt einiges verändert. So erfährt man, dass die Situation für viele Magieanwender unsicherer geworden ist, eben weil es jetzt niemanden mehr gibt, dessen dessen bloße Präsenz schon für Ordnung gesorgt hat.

Nur eingeschränkte Möglichkeiten

Wobei Jim Butcher es nicht allein bei der Beschreibung der veränderten Situation belässt. Ebenso widmet er sich den anderen Personen, die Harry Dresden so lange begleitet haben. Durch sie lässt sich besonders gut feststellen, wie das Verschwinden des Magiers dazu geführt hat, dass die Leute sich geändert haben.

So ist Karrin Murphy aus der Polizei ausgeschieden und gibt sich hart und unnahbar. Butters hat Bob in seine Obhut genommen und hat von ihm jede Menge gelernt. Auch wenn er am Ende immer noch ein Feigling ist.

Doch am heftigsten ist die Veränderung von Molly, Harry Dresdens Lehrling. Von allen Charakteren, die man in Geistergeschichten kennenlernt, hat sie sich am stärksten verändert. Sie agiert jetzt als eine Art Vigilantin, die „Lumpenlady“ genannt wird. Sie hat sich abgeschottet und misstraut allem und jedem. Der Grund für ihr Verhalten wird dann später enthüllt und geht einem nahe.

Ein Aspekt, der Geistergeschichten auch so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass Harry Dresden selbst nur sehr begrenzt aktiv ins Geschehen eingreifen kann. Er erhält zwar im Laufe des Romans einige Möglichkeiten, sich gegen übernatürliche Feinde zur Wehr zu setzen, doch wenn es um die reale Welt geht, sind ihm Limits gesetzt. Wodurch er oft genug aufs Beobachten und Animieren der richtigen Personen beschränkt ist.

Es geht weiter, nur wie?

Dadurch entsteht Raum, den der Autor dazu nutzt, seinen Charakter innehalten und zurückblicken zu lassen. Man erfährt so zum Beispiel einiges darüber, wie Dresden seine erste Magie gewirkt hat. Oder was er gemacht hat, als er mitgekriegt hat, dass sein Lehrmeister ein dunkler Magier ist.

Die Geschichten wirken dabei nachdenklich, stellenweise schon fast pessimistisch. Doch wie sich dann herausstellt, ist dies bewusst so geschrieben worden. Denn es gibt hier eine weitere weitreichende Enthüllung, die Konsequenzen nach sich zieht.

Und dann ist da das Ende des Romans. Ohne großartig zu spoilern, wird klar, dass es mit der Reihe weitergehen wird. Aber eine Rückkehr zum früheren Status Quo schiebt Jim Butcher mit diesem Finale eindeutig einen Riegel vor.

Geistergeschichten ist einmal mehr ein großartiger Roman.

Infos

Autor: Jim Butcher
Titel: Die dunklen Fälle des Harry Dresden 13: Geistergeschichten
Originaltitel: Ghost Story (The Dresden Files 13)
Übersetzer:  Dorothee Danzmann
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 11/2023
Einband: Taschenbuch
Seiten: 720
ISBN: 978-3-7341-6374-6
Sonstige Informationen:
Produktseite

 


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