Dieser Comic beschäftigt sich auf eine clevere Art und Weise mit dem Thema Geschlechterrollen.

Ein bekanntes Grundthema
Einst war Gaia eine blühende, lebendige Welt. Bis die mysteriösen Sporen auftauchten und nach und nach alles Leben zum Erliegen brachten. Seitdem haben die Bewohner des Planeten ihrer Heimat den Rücken zugewandt, bis auf wenige Ausnahmen. Denn Kinder, die zur Winter- oder Sommersonnenwende geboren werden, reisen zur Hauptstadt Uranos, um dort als Priesterinnen der Göttin Luna und als Wachen des Gottes Phobos ausgebildet zu werden.
Dementsprechend ist eigentlich klar, welches Geschlecht welche Funktion erfüllt. Doch zwei Kinder wollen sich den Traditionen widersetzen. Die burschikose Amber und der mädchenhafte Leto tauschen die Rollen, um die Positionen des jeweils anderen einzunehmen. Ein gewagtes Vorhaben.
Die Kinder der Sonnenwende ist jetzt kein Comic, der sein Grundthema neu erfindet. Das Spiel mit den Geschlechterrollen, bzw. den Geschlechtererwartungen ist nichts neues, sondern wurde in der einen oder anderen Art schon oft in verschiedenen Werken behandelt. Doch heißt das noch lange nicht, dass Marianne Alexandres Werk jetzt entsprechend langweilig und/oder vorhersehbar ist. Das Gegenteil ist der Fall!
Sympathien sind vorhanden
Die Autorin und Künstlerin schafft es, von vorneherein Sympathien für ihre Protagonisten zu erzeugen. Dort hat man die mutige und zielstrebige Amber, hier den zurückhaltenden und intelligenten Leto. Von Anfang an schaffen es beide, dass man sie ins Herz schließt, das sie einem sympathisch sind.
Ebenso schildert die Autorin eine kluge Geschichte. Natürlich baut sie allerlei Momente ein, wie man sie aus ähnlichen Stories her kennt. Dass zum Beispiel Amber darauf achten muss, dass sie alleine badet, damit niemand feststellt, dass sie in Wahrheit ein Mädchen ist. Und doch belässt sie es nicht dabei.
Denn sie geht noch darüber hinaus. Sie lässt ihre Protagonisten älter werden, von Jugendlichen zu Erwachsenen werden. Was seine eigenen Probleme mit sich bringt. Und baut im letzten Drittel von Die Kinder der Sonnenwende noch einen besonderen Plottwist ein, der es in sich hat und der mir auf diese Art und Weise noch nie zuvor untergekommen ist. Dabei ist dies im Grunde genommen die logische Weiterentwicklung der Charaktere.
Ein kluges Spiel
Es sind dabei nicht nur die beiden Figuren, die die Geschichte so spannend machen. Es ist ebenso die Welt, in der die Story stattfindet. Es ist eine bunte Mischung aus Fantasy- und SciFi-Elementen. Man hat hier Pegassi, aber auch Raumschiffe und das Weltall.
Die Gefahren, denen sich beide Protagonisten ausgesetzt sehen, sind dabei vielfältig. Weil sie eben nicht nur verhindern müssen, dass man ihre Geheimnisse entdeckt. Sondern auch politische Intrigen meistern müssen, derweil sie gleichzeitig an ihren jeweiligen Zielen arbeiten.
Das Faszinierende ist wirklich, wie die Geschichte sich entwickelt. Wie sie es schafft, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Und wie Marianne Alexandere gewitzt und klug mit den Erwartungen des Lesers spielt und ihn dabei gleichzeitig auch dazu bringt, tradierte Rollenbilder zu hinterfragen.
Fazit: Must-Read!
Die Illustrationen sind zunächst gewöhnungsbedürftig. Marianne Alexandres Stil ist sehr skizzenhaft, mit zurückhaltenden Farben. Doch schon nach kurzer Zeit findet man diese Art zu zeichnen sehr gelungen und auch passend zum Album.
Das ohne Zweifel ein Must-Read ist!
Autorin, Zeichnungen, Kolorierung: Marianne Alexandre
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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