Der letzte Akt des Films hätte nicht sein müssen, weshalb er ihn auch ziemlich runterzieht.
Der Menschheit den Spiegel vorhalten
Das SciFi-Genre bietet viele Möglichkeiten, der Menschheit den Spiegel vorzuhalten. Sei es offensichtlich oder etwas verklausuliert, es gibt viele Geschichten, die, unterschiedlich präsentiert, ein zeitgenössisch heißes Thema behandeln. Und in denen dann offenbart wird, wie lächerlich so manche gesellschaftliche Meinungen sind. Ein guter Repräsentant hierfür ist Enemy Mine, der heute vor 40 Jahren in die Kinos kam.
Der Titel stammte ursprünglich von einer Novelle des Autors Barry B. Longyear, die 1979 erschienen ist. Die Erzählung erhielt sowohl einen Nebular-, wie auch einen Hugo Award. Und schon bald sollten die Filmrechte bei 20th Century Fox landen, die das Produktionsstudio Kings Road Productions Ltd damit beauftragten, daraus einen Film zu erschaffen. Die Produktionsphase sollte zunächst auch reibungslos verlaufen. Edward Khmara (Ladyhawke) wurde damit betraut, ein Skript zu erstellen, derweil für die Regie der Brite Richard Loncraine (Brimstone & Tentacle) angeheuert wurde.
Die Hauptrollen sollten dabei Dennis Quaid (The Big Easy) und Louis Gossett Jr. (Ein Offizier und ein Gentleman) übernehmen. Quad sollte den menschlichen Piloten Willis „Will“ Davidge darstellen, derweil Gossett Jr. unter einer aufwendigen Maskerade den Drac Jeriba Shigan übernahm.
Enorme Probleme und ihre Lösung
Die Dreharbeiten fingen im April 1984 mit einem anvisierten Budget von 18 Millionen US Dollar an. Doch es sollten keine drei Wochen vergehen, als die Produzenten anfingen, nervös zu werden. Denn das bislang fertige Filmmaterial (Gedreht wurde in Island und in Budapest) hatte eine äußerst dürftige Qualität. Ebenso drohte das Budget gesprengt zu werden und es gab kreative Differenzen. Am Ende zog man seitens des Studios die Reißleine, stoppte die Dreharbeiten, bei denen zu diesem Zeitpunkt bereits 9 Millionen US Dollar ausgegeben worden waren. Man musste sich entscheiden, ob und wie es weitergehen sollte, da die Schauspieler alle garantierte Verträge hatten. Sprich, sie würden so oder so ihr Geld kriegen, was noch mal zusätzliche 18 Millionen US Dollar bedeutet hätte.
Zu dieser Zeitpunkt gab es bei 20th Century Fox einen Führungswechsel. Barry Diller wurde neuer Vorsitzender und Lawrence Gordon neuer Verantwortlicher für Produktionen. Beide glaubten an die Story und die Schauspieler und beschlossen, sich nach einem anderen Regisseur umzugucken. Am Ende entschieden sie sich für den deutschen Wolfgang Petersen.
Dieser war zuerst skeptisch, ehe er das Drehbuch las und dadurch überzeugt wurde. Das und die Tatsache, dass Fox bereit war, zu warten, bis er mit Die Unendliche Geschichte fertig war, sorgte dafür, dass er den Posten des Regisseurs übernahm. Er verwarf alles bereits gedrehte Material, da es seiner Meinung nach nicht gut aussah. Und nachdem er potenzielle Drehorte in Afrika scoutete, verlegte er die Dreharbeiten kurzerhand nach München, in dasselbe Drehstudio, wo er auch Das Boot gedreht hatte.
Neuer Regisseur, enorme Veränderungen
Es wurde enorme Sets gestaltet und das Design von Louis Gossett Jrs. Figur noch mal überarbeitet. Dadurch verzögerte sich der Beginn der Dreharbeiten etwas. Wolfgang Petersen erhielt ein neues Budget von 24 bis 25 Millionen US Dollar und fing im Dezember 1984 mit den Filmarbeiten an.
Am Ende war die Produktion wegen den Veränderungen um sieben Monate verspätet. Sie kostete statt 17, 29 Millionen US Dollar, worauf noch mal 40 Millionen US Dollar fürs Marketing draufkamen.
Im späten 21. Jahrhundert ist die Menschheit ins All vorgestoßen, wo sie allerdings schon bald auf eine andere, intelligente Spezies stießen. Die reptilioden Drac wurden zu ihren Erzfeinden und beide Rassen lieferten sich im gesamten Weltall erbitterte Gefechte.
Subtil sieht anders aus
Im Jahr 2092 kommt es zu einem weiteren Kampf. Doch dieses Mal geschieht außergewöhnliches. Der Kampfpilot Willis E. Davidge und der gegnerische Pilot Jariba Shigan liefern sich einen heftigen Luftkampf, der dazu führt, dass sie beide auf dem Planeten Fyrine IV abstürzen, der auf Grund vulkanischer Aktivitäten nur bedingt lebensfähig ist. Nach anfänglichen gegenseitigen Feindseligkeiten lernen die zwei schließlich, miteinander zu kooperieren. Und aus anfänglichem Misstrauen wird schon bald eine feste Freundschaft.
„Enemy Mine – Geliebter Feind“ ist jetzt kein Kinofilm, der sonderlich subtil vorgeht. Der Film, der heute vor 40 Jahren in die Kinos kam, geht mitunter mit dem Holzhammer vor, um seinen Punkt rüberzubringen. Ebenso, wie man manchen Plottwist oder auftretende Gefahr schon von weitem kommen sieht.
Und trotzdem fasziniert der Film. Eben weil er die Möglichkeiten von Science Fiction zeigt. Er lässt hier zwei unterschiedliche Wesen aufeinandertreffen und ihre gegenseitige Feindseligkeit überwinden. Parallelen zur Weltgeschichte drängten und drängen sich natürlich auf. Wenn man Willis für die Amis einsetzt und Jariba für die Sowjets, dann ist die Message, die der Kinofilm hat, besonders eindeutig.
Wenn die Chemie stimmt
Dabei schafft es der Film trotz etwaiger Plotschwächen in den ersten beiden Akten, dass man dem Geschehen fasziniert zuschaut. Eben weil er über weite Teile nur von Dennis Quaid und Louis Gossett Jr. getragen wird. Und die Chemie zwischen den beiden stimmt.
Vor allem Gossett Jr. muss man für sein Spiel loben. Er trägt eine äußerst aufwendige Maskerade, die ihn wirklich glaubwürdig wie ein Alien wirken lässt. Was er auch mit seinem Verhalten noch mal unterstreicht. Allgemein wird hier einiges an Zeit dafür verwendet, klar zu machen, wie unterschiedlich die Mentalitäten der beiden Völker sind. So kann Jariba seine Ahnenlinie bis zu 30 Generationen zurück aufsagen, derweil Willis Probleme hat, sich an seine Großeltern zu entsinnen.
Es sind solche Details, die den Film tragen. Und hinzu kommen dann natürlich die obligatorischen Gefahren und Hindernisse, denen sie sich ausgesetzt sehen. So gibt es ein Raubtier auf der Welt, dem sie beinahe zu Opfer fallen. Und außerdem ist da beispielsweise noch die Frage nach einer sicheren Unterkunft.
Der dritte Akt stört
Über weite Teile ignoriert dabei der Film die Existenz des restlichen Universums. Nur an einer Stelle in den ersten zwei Akten wird gezeigt, dass der Planet vielleicht doch nicht so sehr von Menschen und Drakhs gemieden wird, wie vermutet. Wobei die Enthüllung, wer da kommt, schon heftig ist und dann später noch wichtig wird.
Die Handlung spitzt sich zu, als Jariba schwanger wird (Drakhs pflanzen sich asexuell fort) und dann bei der Geburt stirbt. Wodurch sein bester Freund Willis unfreiwillig freiwillig zum Vater für das Kind seines Freundes wird. Und eigentlich hätte dies auch der Moment sein können, wo der Film zu Ende hätte gehen können. Eine Montage, wo Willis in eine ungewisse Zukunft blickt.
Aber leider wurde dann noch ein dritter Akt hinzugefügt, der sehr stark den Hollywood-Gesetzen folgt. Im Prinzip zieht Willis Jaribas Kind Zammis groß, als eines Tages Scavengers – Raubgräber – zurück auf die Welt kommen und es zu einer Auseinandersetzung kommt. An deren Ende Willis stark verletzt wird.
Typisch Hollywood
Ich will jetzt an dieser Stelle nicht zu viel über den finalen Akt verraten. Außer, dass hier der Actiongrad hochgedreht wird und das, was den Film zuvor ausgemacht hat, immer mehr in den Hintergrund rückt. Es ist jetzt nicht so, dass die Romanvorlage von Enemy Mine nicht ebenfalls einen dritten Akt hat. Aber der war im Vergleich deutlich besser, wobei auch hier stark auf die Tränendrüse gedrückt wurde.
Dennoch ist dies zu Recht ein Kultfilm geworden. Die Message, die er transportiert, ist ebenso einfach, wie bestechend. Und welchen Einfluss der Film hat, sieht man an der Star Trek – Strange New Worlds-Folge Terrarium.
Damals war der Film gefloppt. Er schaffte es nicht, in der westlichen Welt genügend Geld einzuspielen. Aber dafür war er in der Sowjetunion ein Erfolg, da es der erste westliche SciFi-Film war, der dort in die Kinos kam.
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