Über ein Jahrhundert nach dem Besuch der Prometheus ist auf LV-223 ein Dschungel entstanden.
Handlung
Im Jahr 2219 befindet sich die Crew der Geryon auf einer Bergungsmission. Auf dem Mond LV-223 soll sich das Wrack eines Forschungsschiffes mit einer wertvollen Ladung befinden. Die Missionsleiterin Angela Foster lässt zwei der drei Beiboote namens Helios und Kadmos zur Oberfläche starten. Dort entdecken ihre Leute einen üppigen Dschungel voller gefährlicher Tiere, darunter aggressive Ameisen, von denen der Bordarzt James Weddel gerne ein Exemplar mitnehmen würde.
Auf dem Mond gibt es aber noch weitaus bedrohlichere Kreaturen. In einem abgestürzten Raumschiff vom Nachbarmond Acheron findet das Außenteam ein Nest von Xenomorphen, die sofort Jagd auf die Menschen machen. Auf dem Rückzug stürzen obendrein einige Expeditionsteilnehmer von einer natürlichen Brücke in einen See voller gefräßiger Haie. Außerdem treibt sich noch ein Konstrukteur auf dem Mond herum, der nicht nur die Xenomorphe dezimiert. In dessen Raumschiff findet das Team eine außerirdische Waffe, die der großspurige Galgo Helder mitgehen lässt.
Unterdessen haben der krebskranke Astrobiologe Francis Lane und der Androide Elden eine Höhle in einer nahen Bergkette entdeckt, in der einst ein Mensch lebte. Francis wertet dessen Aufzeichnungen aus und kommt so dem Geheimnis eines schwarzen Schleims auf die Spur, auf welchen bereits das Team im Dschungel gestoßen ist. In der Hoffnung, damit seinen Krebs heilen zu können, injiziert er dem Androiden eine Dosis der Substanz, welcher daraufhin mutiert und den Wissenschaftler angreift. Der kann sich gerade noch retten und trifft auf den Rest der Besatzung. Die Leiterin ist von seiner eigenmächtigen Tat wenig angetan und lässt ihn verhaften.
Kaum haben es alle Überlebenden zurück zur Helios geschafft, müssen sie feststellen, dass das Raumschiff von Xenomorphen umzingelt ist. Einige Besatzungsmitglieder sind bereits gestorben, die übrigen haben sich im Schiff verschanzt. Angela schickt Galgo mit zwei weiteren Männern sowie Francis zum dritten Beiboot Perses, damit sie von oben das Feuer auf die Aliens eröffnen. Galgos Leute treffen jedoch die Entscheidung, ihre eigene Haut zu retten und die anderen zum Sterben auf dem Planeten zurückzulassen. Bei ihrer Rückkehr auf der Geryon eliminieren sie zudem die dortige Besatzung, da sie keine Zeugen wollen.
Auf dem Mond hat unterdessen der mutierte Elden die Tore der Helios geöffnet und die Xenomorphe auf die Crew losgelassen. Nur eine Handvoll Menschen können mit Bodenfahrzeugen fliehen. Sie treffen sich mit den anderen Überlebenden bei dem außerirdischen Raumschiff. Die Aliens sind ihnen bereits auf den Fersen und fast erwischen sie Clara und James, die sich im Angesicht des Todes ihre Liebe gestehen. Unerwartet werden sie von einem Konstrukteur vor den Xenomorphen gerettet, doch der ist ihnen keineswegs freundlich gesonnen.
Am Ende bleiben auf dem Planeten nur Angela sowie das lesbische Paar Chris und Jill übrig, die sich in die verlassene Höhle retten. Elden hat derweil die Helios übernommen und Galgos Leute haben die Kontrolle über das Trägerschiff Geryon sowie die Beiboote Perses und Kadmos erlangt. Die Lage scheint für die Gestrandeten aussichtslos…
Rezension von Feuer und Stein – Prometheus
Zu Beginn sieht man eine Sonde von Weyland-Yutani im Anflug auf LV-223, wo sie von einem Konstrukteur zertreten wird. Mal davon abgesehen, dass der Außerirdische ziemlich kräftige Füße haben muss, widerspricht die Szene dem Film Prometheus (2012). Denn eigentlich müssten zu dem Zeitpunkt alle Konstrukteure tot oder im Kälteschlaf sein. Die Handlung macht daraufhin einen Sprung von 2090 ins Jahr 2219.
Ab dem Punkt ist der Einstieg in die Handlung schon deutlich gelungener. Das Crewmitglied Clara Atkinson dreht einen Dokumentarfilm über die Mission, wobei sie die wichtigsten Charaktere und deren Funktion vorstellt. Eine geschickte Methode, damit sich die anderen nicht alle gegenseitig vorstellen müssen, obwohl sie sich schon seit Jahren kennen.
Außerdem wird durch Clara erklärt, dass der Name des Triebswerkskernschiffes Geryon mythologische Ursprünge hat, da er auf den Sohn der Medusa zurückgeht. Das stimmt allerdings nicht, Geryon war der Sohn von Kallirrhoë, einer Okeanoiden. Er hatte zudem nicht nur drei Köpfe, wie im Comic behauptet, sondern drei an der Hüfte zusammengewachsene Oberkörper. Die Anspielung auf das Trägerschiff mit seinen drei Beibooten ergibt damit aber dennoch Sinn. Deren Namen stehen jedoch in keinem Zusammenhang zu Geryon oder Medusa. Perses ist dabei keine Abwandlung von Perseus, sondern stellt einen Titan dar – den griechischen Gott der Zerstörung. Helios ist derweil der Name eines Sonnengottes und Kadmos ein König von Theben. Damit entspringen zwar alle Schiffsnamen der griechischen Mythologie, ergeben allerdings kein einheitliches Gesamtbild.
Die Handlung speist sich ebenso aus zwei Filmreihen, die zwar aufeinander aufbauen, sich dabei jedoch teilweise widersprechen. Gemeint sind das Alien-Franchise sowie das Prometheus-Reboot, welches als Prequel vermarktet wird. Die Mythologie beider Quellen wird im Comic wesentlich besser verwoben als in Alien: Romulus (2024), sodass es fast schon plausibel erscheint. Anhand des Dschungels, der sich in nur knapp einem Jahrhundert entwickelt hat, wird der Nutzen des schwarzen Öls für das Terraforming ersichtlich. Die dabei entstandenen Kreaturen sind allerdings ziemlich gruselig, sodass es unwahrscheinlich wirkt, dass dieser Evolutionsbeschleuniger für die Artenvielfalt auf der Erde verantwortlich sein soll.
Das Ökosystem von LV-223 ist dermaßen feindselig, dass es sich schon längst wieder selbst verzehrt haben müsste. Hinzu kommt, dass die schwarze Substanz immer wieder als Beschleuniger bezeichnet wird und bestehendes Leben mutieren lässt. Wie es auf einer toten Felslandschaft Bäume, Seen, Ameisen, hässliche Affen und Haie erschaffen haben soll, ist nicht nachvollziehbar. Der Gipfel ist jedoch, dass es einen Berg zum Wachsen bringt. Damit spielt der Comic noch mehr als der Prometheus-Film auf H. P. Lovecrafts Werk Berge des Wahnsinns an. Eine 2010 von Guillermo del Toro angekündigte Verfilmung des Buches wurde übrigens gecancelt, weil Prometheus – Dunkle Zeichen dem Inhalt zu sehr ähnelte.
Es gibt allerdings ebenso Unterschiede und das schwarze Öl entstammt anderen Werken der Science-Fiction, wobei schwer zu sagen ist, wo der Mythos seinen Ursprung hat. In Akte X hat die Substanz jedenfalls einen ähnlichen Effekt und lässt Aliens in infizierten Menschen heranreifen. Der Comic geht noch einen Schritt weiter und lässt den Androiden Elden mutieren. Doch wie kann es sein, dass eine organische Substanz eine Maschine mutieren lässt? Das erscheint völlig absurd! Wobei das Öl andererseits auch ein totes Feld in Lebewesen verwandelt. Es fragt sich, wie es dann überhaupt sicher transportiert und aufbewahrt werden kann? Warum mutiert nicht auch die Spritze, mit welcher Francis Lane es seinem Androidenfreund verabreicht?
Interessante Protagonisten, aber stereotype Gegner
Während die Handlung wissenschaftlich nicht sonderlich akkurat ist, kann zumindest die Motivation einiger Charaktere überzeugen. So experimentiert Francis mit Elden herum, weil er sich ein Mittel gegen seine Krebserkrankung verspricht. Wie es ein schwer kranker Wissenschaftler auf eine Raumfahrtmission geschafft hat, ist wiederum eine Frage, die besser nicht gestellt werden sollte. Ebenso, warum Elden als Android scheinbar geistig zurückgeblieben ist und durch das schwarze Öl sowohl intelligenter als auch bösartig wird? Sein Hass auf Francis, den er für einen Freund gehalten hat, bis er Opfer von dessen Experiment wurde, ist dabei noch nachvollziehbar. Doch warum bringt er einen Großteil der Besatzung der Helios um, indem er die Xenomorphe an Bord lässt?
Die Xenomorphe sind ihrerseits von Natur aus aggressiv und werden im Comic korrekt dargestellt. Entstanden sind sie nicht durch das schwarze Öl, sondern entstammen aus den Eiern, die auf dem Nachbarmond Acheron von den Siedlern aus Hadley‘s Hope entdeckt worden sind. Von denen haben es einige nach LV-223 geschafft, doch hatten sich einige Xenomorphe ins Frachtmodul ihres Fluchttransporters geschlichen und die Crew der Geryon ist so unvorsichtig, dieses zu öffnen.
Wer den Konstrukteur freigelassen hat, bleibt derweil offen. Der schlendert einfach so auf dem Mond herum und jagt sowohl Xenomorphe als auch Menschen. Clara, die eingangs eine zentrale Rolle spielte, wird zusammen mit ihrem Geliebten einfach so von dem Konstrukteur gemeuchelt, der keinerlei Motive für die Tat offenbart, sondern schlichtweg bösartig zu sein scheint. Seine Waffe tötet dabei nicht direkt, sondern saugt die Gegner auf und verwandelt sie in das schwarze Öl. Braucht er wirklich noch mehr von dem Zeug? Und wozu? Um Leben zu erschaffen, welches seine Spezies danach gleich wieder tötet?
Eine der außerirdischen Waffen gerät in die Hände des Großmauls Galgo, der von Anfang an unsympathisch wirkt. Statt die Waffe einfach mal gegen die Xenomorphe auszuprobieren, lässt er fast die gesamte Besatzung im Stich. Dass er seine eigene Haut retten will, ist menschlich natürlich nachvollziehbar. Es macht dennoch einen Unterschied, ob jemand einfach egoistisch handelt, oder obendrein die Kerncrew auf der Geryon ermordet, um sein Verbrechen zu verschleiern. Dabei scheinen er und seine Kumpane davon auszugehen, dass niemand auf LV-223 überleben wird und auf der Erde niemand kritische Fragen stellen könnte, was aus den Besatzungsmitgliedern geworden ist, die nicht auf dem Mond waren. Was für skrupellose Psychopathen!
Als Sympathieträger bleiben eigentlich nur noch die Missionsleiterin Angela Foster sowie das lesbische Paar, bestehend aus Chris und Jill, die als Einzige auf der fremden Welt übrig bleiben. Da Chris zwischenzeitlich an Bord der Helios ist, als diese von Xenomorphen überrannt wird, bangt man, ob die beiden sich je wiedersehen werden. Angesichts dessen, wie grausam ihre Kollegen Clara und James aus dem Leben gerissen werden, ist es eine echte Überraschung, dass Chris und Jill es bis zum Ende schaffen. Zumal sie im ersten Band noch absolute Randcharaktere sind.
Giger wäre stolz auf den Comic
Während die Handlung eher durchwachsen ist, kann der Zeichenstil richtig punkten. Der Detailgrad ist enorm und die Perspektiven sind gut gewählt. Alle Charaktere haben einen hohen Wiedererkennungswert und vor allem die Gesichter sind sehr naturgetreu gezeichnet. Der Faltenwurf der Kleidung passt ebenfalls, wobei sich die Raumanzüge in den letzten 100 Jahren nicht wirklich weiterentwickelt zu haben scheinen, da sie die Vorlagen aus Prometheus annähernd exakt wiedergeben. Zumindest ist aber alles akkurat umgesetzt. Lediglich die Körperproportionen sind anfangs etwas unstimmig, was sich aber mit der Zeit gibt.
Die Raumschiffe und Sonden sehen ebenfalls hervorragend aus und strotzen nur so vor technischen Details. Damit wirkt alles sehr funktional und bei einer Ansicht der Helios wurde sogar mit Unschärfe gearbeitet, um den Vordergrund zu betonen. Das sorgt für eine äußerst realistische Optik. Leider stimmen bei der Helios Außen- und Innenansicht nicht ganz überein. Zum einen scheint sie von innen viel größer zu sein, zum anderen gibt es in der Nahansicht auf der Oberseite Luken, die in der Gesamtansicht nirgendwo zu finden sind. Ansonsten gibt es aber nicht viel zu meckern. Im zweiten Kapitel sieht man auf einem Panel noch die Bleistiftskizze der Wolken durch die Koloration, aber das war es schon.
Wirklich genial sind die Xenomorphe, die extrem detailgetreu wiedergegeben werden. Gleiches gilt für das Raumschiff der Konstrukteure und deren Besatzungsmitglied. Die Waffe der Fremden ist ebenso an die Designvorlagen von H. R. Giger angelehnt. Bei der Flora und Fauna von LV-223 war der Zeichner äußerst kreativ und hat z.B. Bäume erschaffen, deren verdrehte Stämme an DNS-Stränge erinnern. Die Tiere sind abstoßend und faszinierend zugleich, wobei die Haie besonders hervorstechen. Sie ähneln dem Deacon aus dem Finale von Prometheus, sehen allerdings deutlich cooler und besser proportioniert aus. Eine echte Horrorgestalt ist der mutierte Elden, der allemal besser aussieht als das Monster am Ende von Alien: Romulus.
Die fast schon fotorealistische Kolorierung tut ihr Übriges, um den optischen Eindruck zu vervollkommnen. Die Farben sind naturalistisch, die Verläufe weich und es wird nicht mit Glanz- und Blendeffekten gespart. Die Spiegelungen auf Helmen erwecken die Illusion von Glas und der feuchte Glanz der Xenomorphe gibt ihrer tiefschwarzen Erscheinung Struktur. Die Cover-Artworks von David Palumbo sehen zwar ebenfalls nicht schlecht aus, sind aufgrund der dicken Pinselstriche jedoch wesentlich weniger detailliert und weichen stark vom Inhalt ab.
Fazit: Ein Fest für die Augen!
Die Comicfortsetzung von Prometheus – Dunkle Zeichen funktioniert um einiges besser als der Film, was vor allem an den tiefgründigeren Charakteren liegt. Nur der Konstrukteur wirkt mehr wie ein Monster und nicht wie eine intelligente Lebensform. Hinzu kommen einige unwissenschaftliche Absurditäten. Gerettet wird der Comic durch seine herausragende Optik. Die Zeichnungen sowie die Kolorierung sind der absolute Wahnsinn! Als Bonus gibt es noch eine Skizzengalerie, die von Juan Ferreyra persönlich kommentiert wird. Allein dafür lohnt sich der Kauf und dank der hohen Verarbeitungsqualität stimmt bei Cross Cult auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Leider sind 14,80 € für solch einen dicken Band inzwischen längst veraltet und da die komplette Reihe verlagsvergriffen ist, muss man dafür schon Sammlerpreise bezahlen.
Info
Autor: Paul Tobin
Zeichner: Juan Ferreyra
Farben: Eduardo Ferreyra
Verlag: Cross Cult
Sonstiges: Produktseite
Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.
Warpskala
Warpskala-
Story5/10
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Zeichenstil9/10
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Kolorierung10/10
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