Bei der Auftaktepisode zu Gamera: Rebirth tauchen altbekannte Probleme wieder auf.
Ein neuer Anlauf, mal wieder
Es scheint das Schicksal von Gamera zu sein, dass die Riesenkreatur wiederholt Misserfolge hat, die zu einer längeren Auszeit führen. So auch nach Gamera – The Brave (2006), der versuchte, wieder zurück zu den Wurzeln zu gehen. Allerdings dann scheiterte, weil er dadurch die erwachsenen Zuschauer verprellte, die während der Heisi-Trilogie an Bord kamen.
Doch der aktuelle Eigentümer der Rechte an der Kreatur, Kadokawa, gab sie nicht auf. Im Gegenteil: Im Stillen begann man an einer neuen Produktion zu arbeiten, die man schließlich am 16. November 2022 der Öffentlichkeit vorstellte. Das Projekt sollte Gamera – Rebirth lauten.
Das Besondere war dieses Mal, dass es sich um keinen Film handelte. Sondern um eine Miniserie, die noch dazu auf Netflix herauskommen sollte. Was insofern bemerkenswert war, weil Shusuke Kaneko, Regisseur der Heisei-Filmtrilogie, einen neuen Kinofilm vorschlug. Nur leider war die Produktion zu diesem Zeitpunkt schon zu weit fortgeschritten. Doch Kaneko war nicht sauer deswegen, sondern unterstütze das neue Projekt öffentlich.
Ein allzu bekanntes Problem
Schließlich wurden im Februar 2023 weitere Details bekannt gegeben. So sollte die Reihe von dem Studio ENGI animiert werden, derweil Hiroyuki Seshita Regisseur wurde. Dieser hatte schon Erfahrungen mit animierten Kaijuis gesammelt, da er bereits bei der Godzilla Anime-Trilogie, die ebenfalls auf Netflix lief, auf dem Stuhl des Regieführenden saß. Produzent wurde Tetsu Iijima.
Und eigentlich hätte dies wunderbar werden können. Wäre da nicht ein Problem, mit dem Gamera sich leider allzu gut auskannte. Das Budget, das für die Reihe zur Verfügung stand, war sehr knapp bemessen, um es mal milde auszudrücken. Die Macher der Serien hatten nämlich wegen dem Mangel an Geld stellenweise Schwierigkeiten, in jeder Folge Kaiju-Kämpfe einzufügen.
Am 7. September 2023 war es schließlich soweit. Mit Über Tokio debütierte die Gamera- Rebirth-Reihe auf Netflix. Alle sechs Episoden waren von Anfang zu sehen. womit für die Riesenschildkröte eine neue Ära anfangen sollte.
Liebe ist vorhanden
Im Jahr 1989 verbringen die drei Freunde Boco (Hisako Kanemoto), Joe (Yoshitsugu Matsuoka) und Junichi (Aki Toyosaki) den Sommer zusammen. Sie wollen ein Funkgerät kaufen, weil Boco demnächst auf eine andere Schule gehen soll. Doch als sie mit dem mühsam gesparten Geld ein gebrauchtes Gerät kaufen wollen, werden sie von älteren Brody (Subaru Kimura) unter seinen Freunden überfallen, der ihnen das Geld stiehlt. Daraufhin planen sie ihre Rache. Jedoch, als sie diese ausführen wollen, geschieht schreckliches.
Einige Zeit vorher werden in einer unterirdischen Mine merkwürdige Eier entdeckt, aus denen schreckliche Kreaturen schlüpfen. Diese, Gyaos genannt, greifen alle Lebenden an und machen sich auf den Weg nach Tokio. Das Militär ist gegen diese Wesen schutzlos. Als plötzlich eine riesige Schildkröte auftaucht und die Monster attackiert.
Eins kann man Über Tokio nicht vorwerfen: Das die Episode lieblos gestaltet worden ist. Man merkt, dass hier Leute zu Werk waren, die das Franchise liebten. Die aber auch verstanden, welche Fehler beim letzten Mal gemacht wurden und diese nicht nochmal machten.
Drei Freunde fürs Leben
Genauer gesagt wurden dieses Mal wieder Kinder in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt. Es handelt sich um ein interessantes Trio: Der lange Joe, der sich als älterer Bruder der Runde sieht. Broco, der Hauptcharakter, dessen Mutter nicht möchte, dass er mit den anderen zusammen ist. Sowie Junichi, eine unglaublich schlaue Person, dafür aber physisch schwach. Letztere scheint übrigens in Wahrheit ein Mädchen zu sein, zumindest hat sie in der deutschen Synchronisation eine weibliche Stimme, wobei unklar ist, ob ihre Freunde dies wissen.
Die drei ergänzen sich perfekt. Sie triezen sich, ziehen sich gegenseitig auf. Doch wenn es darauf ankommt, stehen sie füreinander ein. Sie sind Freunde fürs Leben, wie es eben solche Kinder sein können.
Und zunächst scheint die Story den üblichen ausgetretenen Pfaden von vielen bekannten Kinder- und Jugenddramen zu folgen. Sie stehen kurz davor, einen gemeinsamen Wunsch zu erfüllen, ehe sie von einem älteren Jungen und dessen Gang gemobbt werden. Nur um sich dann zusammenzuraufen und zu versuchen, Rache auszuüben.
Jeder wird zufriedengestellt
Doch parallel dazu sieht man, wie die Gyaos – bekannt von ihrem ersten Auftritt in Gamera vs. Gyaos – sich ausbreiten. Und hier verschont die Serie den Zuschauer nicht. Auch wenn kein Blut fließt, wird deutlich gemacht, dass diese fliegenden Kreaturen ihre Beute förmlich in Stücke reißen. Und dabei von Auftritt zu Auftritt größer und gefährlicher werden. Bis sie eben Tokio attackieren, das Militär hilflos ist, bis zuguterletzt Gamera auftaucht und die Kinder, bzw. Menschen rettet.
Dadurch schafft die Episode problemlos, sowohl die Kinder in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen. Aber ebenso die erwachsenen Zuschauer zufriedenzustellen. Ein Spagat, der scheinbar mühelos gelingt, eben weil die Serie ihn so unterhaltsam gestaltet.
Es hilft aber auch, dass wiederholt zum Militär gewechselt wird, wodurch man mitkriegt, was diese versuchen zu erreichen. Was nicht immer gelingt, da entweder unklar ist, wer jetzt eingreift bzw. was mit den jeweiligen Einheiten geschieht.
Ein problematischer Animationsstil
Und hier muss das erste Mal Kritik an Über Tokio ausgeübt werden. Weil auch, wenn das alles gut gemacht worden ist. So werden bestimmte Ereignisse nur erwähnt, aber nicht gezeigt. So heißt es beispielsweise, dass die Gyaos einige Truppen an einem bestimmten Ort vernichtet habe. Doch wird dies nicht gezeigt.
Ebenso hat die Episode und damit vermutlich auch die ganze Serie ein gewaltiges Manko: Sie haben einen Animationsstil gewählt, der sehr steif wirkt. Im Prinzip werden hier 3D-Modelle genommen und vor einem 2D-Hintergrund präsentiert. Doch diese Modelle wirken nicht richtig animiert, weshalb auch der gesamte Stil hakelig und ruckelig wirkt. Vor allem im Finale merkt man dies. Es ist ein Fehler, der einen aus dem Sehvergnügen rauswirft.
Trotzdem ist dies ein guter Auftakt zur Gamera: Rebirth-Reihe.
Info
Regie: Hiroyuki Seshita
Drehbuch: Hiroyuki Seshita, Kenta Ihara, Hiroshi Seko, Tetsuya Yamada, Niisan Takahashi
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