Haunter of Dreams – Die Legenden von Yria ist ein in jederlei Hinsicht wirklich traumhafter Comic.
Ohne Worte
Ein kleiner Hasenjunge träumt. Er träumt davon, wie er ein besonderes Gefäß in den Händen hält. In dessen Innerem eine kleine Skulptur einer Hasenfrau ist. Gemeinsam erkundet er eine atemberaubende Welt.
Doch dann geschieht etwas furchtbares. Etwas Dunkles, Schreckliches, Böses taucht auf. Und beginnt den Hasenjungen und die Skulptur zu jagen. Es ist eine erbarmungslose Verfolgungsjagd, bei dem der kleine Junge von Anfang an unterlegen scheint.
Es ist interessant: Comics sind vor allem ein visuelles Medium. Und doch wird in vielen Geschichten der Fortlauf der Erzählung nicht allein durch die Bilder kommuniziert. Sondern ebenso über Sprechblasen oder andere erzählerische Mittel, mit denen Text transportiert werden kann. Es gibt dabei durchaus Comicgeschichten, in denen die Bilder, um die es ja eigentlich geht, dann durch die Menge an Text schier erdrückt werden. Eine Story nahezu komplett ohne diese Mittel zu erzählen, wird hingegen nur selten gewagt.
Alleinstehend
Haunter of Dreams – Die Legenden von Yria ist ein solches Album. Erdacht, konzipiert und umgesetzt wurde es von Claudya Schmidt. Die Künstlerin und Designerin lebt in Berlin und hat zuvor schon die Serie „Myre“ erschaffen, die ebenfalls im Splitter-Verlag erschienen ist. Beide Werke teilen dieselbe Welt, aber man muss nicht zwangsläufig das eine gelesen haben, um das andere zu verstehen.
Denn das ist das Wunderbare an dieser Erzählung. Dass sie für sich alleine steht. Und man dabei immer und immer wieder von ihr gefangen nimmt. So wie es mir wiederholt ergangen ist. Immer wieder will ich nur kurz was nachschauen. Und kann mich dann nicht von dem Album lösen. Weil ich von der Geschichte und von der visuellen Umsetzung wie gebannt bin.
Der Einstieg, eine der wenigen Quellen, wo es wirklich Text gibt, erschafft dabei gleich die Atmosphäre. Es ist ein Märchen, was dann folgt. Allerdings eins, mit einer gewissen düsteren Unternote, weil es hier nämlich um die Angst vor der Zukunft geht.
Absolut flüssig
Doch zunächst ist alles „normal“. In einem grandiosen Stilwechsel sieht man, wie die Illustrationen von einer eher „simplen“ und stilisierten Darstellung hin zu einem detaillierten Look wechseln. Wo die Illustrationen dann schon wie Screencaptures eines Zeichentrickfilms wirken.
Diese Art der Darstellung ist sicherlich nicht zufällig gewählt worden. Denn auf diese Art und Weise schafft es Claudya Schmidt eine flüssig erzählte Geschichte zu erschaffen. Es entsteht ein „Flow“, eine dauerhafte Faszination. Wie bei einer Zeichentrickserie sorgt dieser „Flow“ dafür, dass die Story den Leser mitnimmt, dass sie ihn nicht mehr loslässt.
Natürlich entstehen beim Lesen einige Fragen. Wer ist der Hasenjunge? Was hat es mit der Statue auf sich? Wieso wird diese von dem dunklen Schrecken gejagt? Die Antworten auf all diese Fragen kann man sich vielleicht denken. Aber am Ende wird eine Antwort geliefert, die wirklich herzerwärmend ist. Und bei der es auch noch einen exzellenten Epilog gibt.
Großartig
Ebenso gibt es ein ausführliches Nachwort von Claudya Schmidt, wo sie noch mal vieles erklärt. Genauso, wie es auch jede Menge Skizzen und Entwürfe gibt, einen umhauen.
Genauso, wie das gesamte Album einen umhaut. Es ist eine großartige Story, die einen mitnimmt und visuell exzellent gestaltet ist.
Info
Story und Zeichnungen: Claudya Schmidt
Storyentwicklung: Nico Janssen
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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