Mit Aufbruch / Rückkehr startet die Videospieladaption Like A Dragon – Yakuza.

Das organisierte Verbrechen erobert die Videospielwelt

Die Yakuza-Videospielreihe läuft mittlerweile schon seit 2005. In Japan war diese Serie, die von SEGA produziert wurde, sehr erfolgreich, derweil sie im Rest der Welt ursprünglich ein Nischendasein führte. Das änderte sich erst 2015 mit dem Release von Yakuza 0 und spätestens 2016 mit dem Remake des ersten Teils Yakuza Kiwami.

Die Reihe erzählte lange Zeit die Geschicke des Yakuzas Kazuma Kiryu, der im Laufe der Zeit eigentlich aus den Organisationen des japanischen Verbrechens aussteigt, dann aber immer wieder zurück hineingezogen wird. Seine Story war mit Yakuza 6 im Grunde auserzählt, weshalb mit dem Teil Sieben die Reihe nicht nur umbenannt wurde, zu Like A Dragon, sondern ebenso einen neuen Hauptprotagonisten kriegte.

Als Fan der Reihe war man umso überraschte, als bekannt wurde, dass die Spieleserie eine Live Action-Serie kriegen würde. Es war zwar nicht das erste Mal, dass die Reihe adaptiert wurde, so gab es bereits 2007 eine japanische Verfilmung. Aber man hoffte, dass mit dem Geld von Amazon im Hintergrund etwas Vernünftiges herauskommen würde. Als die ersten Bilder herauskamen, war man noch frohen Mutes. Doch wurde die Euphorie ein wenig dadurch getrübt, als bekannt wurde, dass die Macher der Reihe die Videospielvorlage bewusst nicht gespielt hatten. Was allgemein kein gutes Zeichen ist.

Ein Überfall und seine Folgen

In jedem Fall sollte die erste Season, die sechs Folge umfasste, am 24. Oktober starten. Der Auftakt sollte Aufbruch / Rückkehr sein.

Im Jahr 1995 planen der junge Kiryu (Ryoma Takeuchi) und seine Freunde etwas vollkommen Wahnsinniges. Sie überfallen eine Arcadehalle, von der sie wissen, dass die Yakuza sie kontrolliert und stehlen alles Geld, das sich in dieser befindet. Damit wollen sie ihrer Heimat, einem kleinen Waisenhaus entfliehen. Doch auch wenn der Überfall erfolgreich war, ist ihnen die Yakuza schon bald auf den Fersen. Womit sich ihr Leben verändert.

Zehn Jahre später sitzt Kiryu wegen Mordes im Gefängnis ein. Schon bald soll er entlassen werden. Doch dieses Ereignis löst bereits im Vorfeld Schockwellen aus, da nicht jeder darüber glücklich ist.

Kein Mut zum Wahnsinn

Was die Yakuza-Spielereihe auszeichnet, ist nicht nur das spielbare Krimidrama, dass den Spieler eine nahezu clandestine und undurchschaubare Struktur aus Familien und Clans katapultiert. Sondern ebenso die Fähigkeit des Spiels, zu absolut hanebüchenen Plots und Ereignissen. Seien es die überdramatischen Gesten, mit denen sich Kiryu und seine Gegenspieler in finalen Begegnungen das Hemd vom Körper reißen. Oder Goro Majimas Verrücktheit. Oder die diversen Nebenplots, wo man es unter anderem mit einem Club an Leuten zu tun hat, die gerne Baby spielen.

Aufbruch / Rückkehr ignoriert jedoch diese übertriebenen Aspekte. Stattdessen fokussiert es sich einzig und allein auf das Drama der Like a Dragon-Reihe. Und hier kann es durchaus überzeugen.

Man merkt der Folge an, dass die Macher sich dabei an Yakuza bzw. Yakuza 0 orientiert haben müssen. Denn überwiegend erlebt man mit, wie Kiryu und seine Freunde mit dem organisierten Verbrechen in Berührung kommen. Hierbei beweisen sie durchaus Intelligenz, auch wenn der Plan stellenweise nicht glatt läuft.

Die anderen schützen

Kiryu ist dabei in Aufbruch / Rückkehr der Drahtzieher, der Ideenhaber, der die anderen antreibt. Aber auch bereit ist, sich schützend vor ihnen zu stellen, als die Yakuza ihnen auf die Schliche kommt und sie bedroht. Doch ist dies noch der junge Kiryu, der exzellent von Ryoma Takeuchi dargestellt wird. Ihm fehlt noch die Badassigkeit, die sein zehn Jahre älteres Ich auszeichnet.

Doch merkt man in der Vergangenheitsebene bereits erste Ansätze. Weshalb es auch kein Wunder ist, dass der Chef der örtlichen Yakuza Gefallen an ihm findet und ihn mit in seine Organisation aufnehmen will. Sehr zum Missfallen seines Adoptivvates Shintaro Kazama, der früher ebenfalls bei der Yakuza war, aber dann ausgestiegen war.

Wichtig ist auch die Figur des Akira Nishikiyama, Kiryus bester Freund, der ebenso der Yakuza beitreten möchte. Doch hat er in Aufbruch / Rückkehr nicht das, was für eine Aufnahme spricht, weshalb er erst nach viel Flehen und Betteln akzeptiert wird. Zehn Jahre später ist einer der Bosse der Yakuza und hat sich charakterlich vollkommen verändert.

Die Zeit verändert

Es ist dabei dieser Kontrast, der deutlich macht, dass innerhalb dieser Zeit einiges vorgefallen sein muss. Denn alle Figuren des Freundeskreis von Kiryu haben sich geändert. So ist Miho Nishikiyama eine erfolgreiche Hostess geworden, die, wenn es darauf ankommt, sich zu wehren weiß. Derweil Yumi Sawamura unter den Dämonen der Vergangenheit leidet und deshalb zu selbstzerstörerischen Aktionen neigt.

Noch weiß man nicht, was genau die Handlungsgegenwart bestimmen wird, welcher Plot hier adaptiert wird. Aber es fällt auf, dass alle Schauspieler exzellente Arbeit leisten, um schon anhand ihres Auftretens den Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart darzustellen. Alle sind erwachsener geworden, nüchterner und haben sich anscheinend fast alle in ihr Leben eingeordnet. Keiner wirkt wirklich glücklich oder ähnlich lebhaft, wie zu der Zeit, als sie in Aufbruch / Rückkehr die Arcade überfielen.

Es bleibt abzuwarten, wie die Serie sich weiterentwickeln wird und ob die Idee, sich nur auf das Drama zu fokussieren, wirklich so gut ist. Zum Auftakt muss man als Fan der Videospielreihe bemängeln, dass eben diese hanebüchenen oder übertriebenen Momente schon fehlen.

Info

Drehbuch: Toshihiro Nagoshi
Showrunner: Shuji Utsumi

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Warpskala

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Götz Piesbergen

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