Mit Thunderbolts* startet endlich mal wieder ein Film des Marvel Cinematic Universe, der auf allen Ebenen begeistert und für das Genre ungewöhnlich emotional daherkommt.
Hintergrund
Schon seit über zehn Jahren gab es Ideen und Vorhaben, einen Film über Marvel’s Antihelden, die Thunderbolts, zu realisieren. Zunächst zeigte James Gunn im Nachgang zu den Guardians of the Galaxy am Projekt Interesse, konzentrierte sich dann jedoch im DC Universum auf die Suicide Squad. Im Jahr 2022 wurde das Vorhaben dann konkret und Jake Schreier wurde offiziell als Regisseur benannt. Der Film Thunderbolts sollte bereits im Juli 2024 ins Kino kommen. Aufgrund von Verschiebungen und internen Anpassungen startet der 36. Film des MCU nun aktuell mit der Vorpremiere am 03.04.2025 im deutschen Kino und bringt somit die fünfte Phase des MCU zu einem gelungenen Abschluss.
Handlung
Seit den Vorkommnissen in der Serie The Falcon and the Winter Soldier (2021 – DisneyPlus) sammelt die zwielichtige Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus) die übrig gebliebenen Antihelden zusammen. Die Versprechungen der CIA-Direktorin wurden aber offensichtlich nicht erfüllt und so treffen wir auf eine desillusionierte Yelena, die den Tod ihrer Schwester Natasha nie verarbeiten konnte. Die großartige Florence Pugh setzt hier gleich den Ton des Films. Es geht um Charakterentwicklung und persönlichen Herausforderungen. Yelena kämpft mit ihrer Einsamkeit, ihrer Schuld und den Nachwirkungen des Blips. Auch für Valentina weht mittlerweile ein anderer Wind und sie muss vor einer Kommission Rede und Antwort stehen. Im Hintergrund beauftragt sie ihre Antihelden belastbares Beweismaterial verschwinden zu lassen. Bei einem letzten Auftrag wird den Einzelkämpfern klar, dass sie selbst zum besagten Beweismaterial gehören und sich gegenseitig auslöschen sollen.
Diese Tatsache schweisst sie jedoch zusammen: Yelena (Black Widow), Ava (Ghost), John (U.S. Agent), Alexei (Red Guardian) und schließlich auch Bucky (Winter Soldier), der letztendlich als Abgeordneter zu scheitern scheint. Gemeinsam müssen sie sich nicht nur Valentina stellen sondern auch dem letzten Überbleibsel einer gescheiterten Geheimmission. Denn in der von Valentina gestellten Falle treffen unsere Einzelkämpfer plötzlich auf Bob, der ganz anders ist als er zunächst erscheint. Am Ende gibt es kein Gut und kein Böse, sondern nur eine angeschlagene Familie, die wieder zusammengefunden hat und auch diejenigen akzeptiert, die Schuld auf sich geladen haben oder einem einfach nur den letzten Nerv stehlen.
Fazit
Wer erwartet, dass Thunderbolts* ein knalliger Ensemblestreifen à la Guardians of the Galaxy ist, wird schnell eines Besseren belehrt. Der Film nimmt sich Zeit für seine Charaktere und erforscht ihr Innerstes. Klare Protagonistin ist hier Yelena. Sie ist der klare Hauptcharakter und wird von Florence Pugh großartig verkörpert. Wir werfen zwar auch Blicke in John Walkers Vergangenheit – von den anderen erfahren wir hingegen bis auf ein paar Bemerkungen fast nichts. Das muss man dem Film leider ankreiden, hier wären tiefere Einblicke und auch bessere Bindungen an die einzelnen Teammitglieder möglich gewesen. Das könnte eine verpasste Chance gewesen sein, oder aber eine klare Entscheidung. Florence Pugh sticht heraus, sie ist die Protagonistin, die wir auf ihrem Weg von der Dunkelheit ans Licht begleiten. Die einsame Yelena hat am Ende des Films wieder eine Familie und ist praktisch Anführerin eines Heldenteams.
Jedes Mal, wenn Marvel sich dafür entschieden hat, auch die dunkelsten Orte der Hauptdarsteller zu erforschen, kommt ein guter Film dabei heraus. Die mentale Gesundheit in den Vordergrund zu stellen, auch was Sucht und Depression angeht, ist beim aktuellen Zustand des MCUs gewagt, hat aber bei Tony Stark schon einmal funktioniert. Und das tut es auch jetzt. Lobenswert zu erwähnen sind auch Sebastian Stan, David Harbour und vor allem Lewis Pullman, der dem verzweifelten Bob ein Gesicht gibt. Bobs Reise spiegelt Yelenas Weg, auch wenn die Pfade zunächst nicht parallel verlaufen. David Harbours Alexei ist für den Comic Relief zuständig. Harbour macht das gut, wobei er manchmal schon an die Grenze des Absurden stößt.
Positiv ist auch, dass es zwar nicht schadet, alle Filme und Serien gesehen zu haben, um Spaß an den Thunderbolts* zu haben, ist dies aber nicht zwingend erforderlich. Hier schein Marvel aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Die Actionszenen kommen erfrischend handgemacht daher. Viele Stunts, u.a. auch der Sprung vom Hochhaus in Malaysia sind ohne CGI ausgeführt worden und das merkt man auch. Auch steht nicht gleich das Leben der ganzen Erde.
Geht alle und schaut Euch diesen Film im Kino an – und vor allem: bleibt bis zum Schluß!
Info
Regie: Jake Schreier
Drehbuch: Eric Pearson, Joanna Calo
Produktion: Kevin Feige
Hauptdarsteller: Florence Pugh, Julia Louis-Dreyfus, Hannah John-Kamen, Lewis Pullman, Wyatt Russell, David Harbour, Sebastian Stan
Kamera: Andrew Droz Palermo
Schnitt: Harry Yoon, Angela Catanzaro
Musik: Son Lux
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Florence Pugh und Lewis Pullman
- keine Angst vor schwierigen Themen
Negativ
- Manche Charaktere kommen zu kurz.
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