Um trotz diverser Niederlagen siegreich aus dem Krieg hervorzugehen, ist der Kirche der Erleuchteten mittlerweile jedes Mittel recht.

Eine ernüchternde Feststellung
Der Krieg gegen das Kaiserreich Charis läuft für die Kirche von Safehold mehr schlecht als recht. Zwar gelingen ihr hier und da einige Siege. Doch überwiegend scheint das Momentum auf der Seite ihrer Feinde zu sein. Das einzige, was eine sichere Niederlage bislang verhindert, ist die Tatsache, dass die Welt riesig ist und es dementsprechend große Distanzen zu bewältigen gilt, um dem Sitz der Kirche gefährlich nahe zu kommen.
Doch Zhaspahr Clyntahn, ein Mitglied des Viererrats, der die Kirche insgeheim leitet und oberster Inquisitor, will sich nicht allein auf die Armee verlassen. Er veranlasst mehrere Pläne, die das Blatt zu Gunsten der Kirche wenden sollen. Ein wichtiger Prinz soll getötet werden. Und Selbstmordattentäter die Moral der Gegenseite erschüttern. Ebenso, wie die Kriegsgefangenen gefoltert und gequält werden. Doch ob dies ausreichen wird, um Charis zu brechen?
Es ist immer wieder aufs Neue faszinierend. Eigentlich kennt man ja David Weber und seine Macken. Aber andererseits hat man bei der Zusammenfassung von Der Verrat das Gefühl, dass sich das Blatt jetzt wenden müsste. Dass der Autor sich endlich mal seiner Fehler besinnt und aus spannendem Potenzial etwas werden lässt. Nur um dann den Roman zu lesen und ernüchternd festzustellen, dass sich dann doch nichts geändert hat.
Im Prinzip spannend
Wobei man das ja auch hätte ahnen können. Schließlich ist dies kein eigenständiges Werk, sondern „nur“ die Fortsetzung von Die Übermacht. Beide zusammen bildeten im Original einen Roman, der dann wie bislang auf zwei Bände aufgeteilt wurde. Mit bekannten Folgen.
Dementsprechend zäh erfolgt der Wiedereinstieg. Die Spannungskurve muss sich erst mühsam wieder aufbauen, nachdem sie ja durch den ungewollten Cut geteilt wurde. Und während man sich durch die ersten Seiten quält und versucht, sich Story und Figuren noch mal in Erinnerung zu rufen, fällt einem vor allem eins auf:
An und für sich sind die Dinge, die der Autor hier beschreibt, ja durchaus spannend. Die Entwicklungen bei der Kirche der Erleuchteten, die diversen Intrigen und was die Seite der Helden beim Kaiserreich Charis macht… all das wäre an und für sich ja abwechslungsreich genug, um den Leser bei Stange zu halten.
Zu viele Worte für zu wenig Fortschritt
Aber die schon oft kritisierte Neigung von David Weber, Dinge förmlich zu zerreden, fällt natürlich auch hier auf. Er lässt über bestimmte Ereignisse oder Entwicklungen seitenweise Dialoge führen, bis ein Thema von wirklich gefühlt jedem Aspekt her beleuchtet wurde. Die Figuren bewegen sich zwar, schaffen allerdings das Kunststück, dass die Handlung an sich dabei gefühlt nur millimeterweise weiter bewegt. Was ein Gefühl der Diskrepanz auslöst, weil zwar geschehen Dinge. Aber es entsteht ebenso der Eindruck, dass es sonderlich viel Handlungsfortschritt in den jeweiligen Kapiteln zu vermelden gibt.
Und das, obwohl David Weber sich jede Menge Mühe gibt, Abwechslung in die Geschichte reinzubringen. Immer wieder baut er Elemente ein, die die Gegenseite weiter ausbaut. Wenn auch nur in dem typisch schlechten Licht. Sie, und damit ist vor allem Zhaspahr Clyntahn gemeint, beweisen im Laufe des Romans wiederholt, wie wenig sie auf die Gepflogenheiten des Krieges geben. Für sie sind viele Figuren nur Spielsteine, die man zur Not opfern kann, wenn es die Situation verlangt. Und um Furcht und Terror in die Herzen der Gegenseite zu streuen, werden Selbstmordanschläge durchgeführt.
Mit Letzterem kommen einem natürlich Parallelen zu gewissen vergleichbaren historischen Taten auf. Und immerhin schafft es David Weber hier, dass man gut nachvollziehen kann, was diese Attentate auslösen. Und er lässt erstaunlicherweise sogar ein halbwegs prominentes Mitglied der Gegenseite über die Klinge springen. Aber das ist auch das Problem: Die Figur ist eben nur halbwegs bekannt. Hier opfert sich kein Protagonist der ersten Reihe, hier stirbt jemand aus der zweiten Reihe, der bis dato nur sporadisch charakterisiert worden ist. Am Ende wirkt es so, als ob einfach nur ein Stichwortgeber weniger vorhanden ist.
Es ist der gewohnte Frust, den man beim Lesen des Romans erhält. Potenzial ist vorhanden, genutzt wird es allerdings nicht.
Info
Autor: David Weber
Titel: Nimue Alban 10: Der Verrat
Originaltitel: How firm a Foundation, Teil 2
Übersetzer: Ulf Ritgen
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 12/2012
Einband: Taschenbuch
Seiten: 605
ISBN: 978-3-404-20707-7
Sonstige Informationen: Produktseite
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