Im Jahr 2056 macht Theta Berwick Jagd auf den Predator, der ihre Eltern umgebracht hat.
Handlung
Als kleines Mädchen musste Theta Nedra Berwick mit ansehen, wie ihre Eltern sowie die gesamte Crew des Forschungsschiffes, auf dem sie dienten, von einem Predator abgeschlachtet wurden. Die humanoiden Aliens haben in ihrem Blutrausch niemanden am Leben gelassen, nur Theta konnte sich an Bord des Raumschiffs verstecken.
15 Jahre sind seitdem vergangen, in denen Theta auf dem Raumschiff Sandpiper zu einer Frau herangewachsen ist, die von Rache getrieben wird. Über zwanzig Predators hat sie inzwischen zur Strecke gebracht und die Flugschreiber ihrer Jagdschiffe ausgewertet, um ihre Routen nachzuvollziehen. Sie wird nicht eher ruhen, bis sie den Mörder ihrer Eltern zur Strecke gebracht hat.
Zwischenzeitlich hat sie jedoch andere Probleme. Erst muss sie vor den Einheimischen einer fremden Welt fliehen, die sie ebenfalls für eine Jägerin halten, und kaum an Bord der Sandpiper, berichtet ihr die Bord-KI Sandy, dass das Raumschiff dringend eine Reparatur und neue Vorräte benötigt. Beides gibt es auf der Eiswelt Tusket, wo Astar Industries einen Außenposten betreibt. Da die Station nur mit zwei Mann besetzt ist, scheint die Gelegenheit günstig, denn der Konzern, für den Thetas Eltern einst gearbeitet haben, fahndet nach dem gestohlenen Raumschiff.
Zunächst bekommt die Jägerin es mit zwei plündernden Aliens zu tun, die sich jedoch als ihr geringstes Problem herausstellen. Die beiden Mitarbeiter des Außenpostens findet sie geköpft von der Decke hängend vor und das waren nicht die Plünderer. Ein Predator hat auf sie gewartet und kaum hat sie ihn erledigt und die benötigten Ersatzteile zur Sandpiper gebracht, kommen schon die nächsten zwei angeflogen. Sandy findet in der Blackbox des letzten Predators Hinweise darauf, dass die Außerirdischen den Zusammenhang zwischen der Sandpiper und Astar Industries erkannt und alle Außenposten ins Visier genommen haben. Offenkundig ist Theta nun ihr Hauptziel.
Einen Verfolger kann sie im Luftkampf abschießen, dem anderen muss sie sich am Boden stellen. Der Kampf ist hart und die junge Frau droht ihn zu verlieren. Im letzten Moment wird der Predator von einem Rettungsteam des Astar-Konzerns erschossen. Sie konnten Theta orten, da das Hoverbike, das sie in der Basis entwendet hat, einen Peilsender hatte. Bewusstlos wird sie an Bord der Turnstone gebracht und medizinisch versorgt. Als sie wieder aufwacht, zeigt sie sich Captain Ferrier gegenüber unkooperativ und wandert als Diebin in die Arrestzelle.
Der Wissenschaftsoffizier Paolo Silva wertet unterdessen die Logbücher der Sandpiper aus und erfährt so, dass Theta die Tochter von Konzernmitarbeitern ist. Als er ihr etwas zu Essen bringt, nimmt sie ihn als Geisel und will fliehen, um ihre Jagd fortzusetzen. Die Geiselnahme wird jedoch unterbrochen, da endlich der Predator auftaucht, nach dem sie so lange gesucht hat. Der finale Showdown beginnt.
Rezension von Tag des Jägers
Der Auftakt der neuen Predator-Comicreihe, die nach dem Aufkauf von Fox durch Disney im Original bei Marvel erschienen ist, hat alles, was eine gute Geschichte braucht. Im Zentrum steht ein starker Frauencharakter mit einer nachvollziehbaren Motivation. Im ersten Kapitel wechselt die Handlung noch zwischen der Gegenwart und Rückblenden, die erklären, warum sie Jagd auf die Yautja macht. Darin ist Theta inzwischen richtig gut und dreht den Spieß herum. Sie sammelt ihrerseits die Helme ihrer Beute als Trophäen und kleidet sich sogar wie ihre Feinde.
Letzteres wird ihr allerdings fast zum Verhängnis, denn obwohl sie die Eingeborenen eines Jagdplaneten von einem Jäger befreit hat, sehen diese in ihr nur eine weitere Bedrohung. Es macht natürlich Sinn, dass es neben der Menschheit noch weitere intelligente Spezies gibt, welche von den Yautja bejagt werden. Diese haben unterschiedliche Entwicklungsstadien. Die erste Beutespezies hat bereits primitive Schusswaffen, ist jedoch noch weit vom Raumfahrtzeitalter entfernt. Die Plünderer auf Tusket sind dagegen auf dem technischen Stand der Menschen und scheinen bereits seit längerem in Kontakt mit der Menschheit zu stehen, da sie unsere Sprache sprechen.
Da der Comic in relativ naher Zukunft spielt, erscheint der immense Ausbreitungsgrad der Menschheit etwas zu hoch gegriffen. Beim Alien-Franchise wird zwar gemunkelt, es könne in der alternativen Realität von Blade Runner angesiedelt sein, in welcher die Menschheit bereits zu Beginn des 21. Jahrhundert zahlreiche Kolonien im Weltraum gegründet hat. Im Predator-Franchise befindet sich die Menschheit jedoch auf dem Entwicklungsstand der realen Gegenwart. Zudem ist das Crossover von Aliens und Predator bereits etabliert und da sollte die Menschheit erst ein halbes Jahrhundert später so weit sein. Die Comics zählen aber ohnehin nicht zum Kanon, weshalb Spezies wie die der beiden Plünderer wohl nie in irgendeinem Film auftauchen werden. Gleiches gilt für den Konzern Astar Industries.
Für sich genommen funktioniert die Story jedenfalls. Einziger größerer Kritikpunkt ist das teils irrationale Verhalten von Theta nach ihrer Verhaftung. Warum erzählt sie Captain Ferrier nicht einfach, wer sie ist? Dann hätte man ganz anders auf sie reagiert. Und warum nimmt sie Paolo, der ihr wohlgesonnen ist, als Geisel und droht sogar, ihn zu töten? Klar, sie will nicht auf die Erde gebracht werden und weiter Jagd auf den Mörder ihrer Eltern machen. Allerdings hätte sie Astar Industries anbieten können, erbeutete Yautja-Technologie zu übergeben, wenn sie im Gegenzug mit der Sandpiper weiter Jagd auf diese machen darf. Ein solches Angebot hätte der Konzern sicherlich nicht abgelehnt.
Die unnötig komplizierte Lage wird schließlich vom Eintreffen des gesuchten Predators aufgelöst. Berwick und Ferrier müssen von da an zusammenarbeiten, um zu überleben. Da Theta die Außerirdischen am besten kennt, stellt sie dem Jäger im Laderaum eine Falle. Der riecht den Braten jedoch und schickt eine Roboterdrohne mit einer Bombe in den Raum. Ziemlich ungewöhnlich und obendrein feige, was so gar nicht dem Ehrenkodex der Yautja entspricht.
Ferrier, der seiner Gefangenen bei einem Scheitern ihres Plans mit dem Tod gedroht hat, kommt nicht mehr dazu, seine Mannschaft zu rächen. Am Ende bleiben nur noch Theta und Paolo übrig. Sie können den Predator zwar gemeinsam erledigen, wobei es ihre Nummer 26 sein sollte und nicht Nummer 27. Zuvor hat sich Theta offenbar verzählt, denn den vorletzten Predator hat nicht sie zur Strecke gebracht. Doch wie man es auch sehen mag, damit ist die Jagd noch lange nicht beendet. Immerhin ist dieser Band erst der Auftakt.
Durchwachsener Zeichenstil
Der Zeichenstil ist keineswegs schlecht, hätte jedoch etwas mehr Detailtiefe vertragen können. Vor allem der Schnee auf Tusket ist sehr grobkörnig. Die Charaktere sind wiedererkennbar und die Sandpiper sieht ebenfalls ganz gut aus, aber es fehlt das gewisse Etwas. Das fällt vor allem bei den neuen Alien-Spezies unangenehm auf, die recht unspektakulär aussehen. Gelungen sind dagegen die durch geschickte Perspektiven erzeugten Überraschungseffekte. So verliert Theta durch eine Predatorwaffe einen Fuß, doch kurz darauf stellt sich heraus, dass sie ihn schon vor langer Zeit verloren und durch eine Prothese ersetzt hat.
Die Farbpalette ist ebenfalls okay, aber die Verläufe sind meist sehr geradlinig. Zuweilen ist auch vollflächig ohne Abstufungen koloriert worden. Vor allem die Umgebungen an Bord von Raumschiffen wirken dadurch sehr eintönig und uninteressant. Es mangelt an natürlichem Lichteinfall und mit Glanz- sowie Leuchteffekten ist man sehr sparsam umgegangen.
Einige der Covergestaltungen haben da deutlich mehr zu bieten. Allen voran das ausgewählte Motiv für die reguläre Ausgabe sowie die Alternativcover von Salvador Larroca, Ryan Brown, Philip Tan, Benjamin Harvey und Marco Mastrazzo, die teils fast schon fotorealistisch sind. Ein Coverentwurf von David Finch ist ebenfalls gelungen, hat jedoch wenig mit dem Inhalt des Comics zu tun. Es zeigt den City Hunter aus Predator 2 auf dem Dach des Avengers-Gebäudes mit dem abgetrennten Kopf von Iron Man in der Hand. Am bizarrsten ist schlussendlich die Covergestaltung von Skottie Young, für die offenbar ein Headknocker Modell stand.
Fazit: Die Jagdsaison ist eröffnet!
Inhaltlich ist der Start der neuen Predator-Comicreihe gelungen und erzählerisch deutlich besser als die Alien-Reihe von Marvel. Der Zeichenstil und die Farbgebung sind jedoch ausbaufähig. Da die Originalquelle zu Marvel gewechselt ist, erscheinen die neuen Predator-Comics, ebenso wie die zu Aliens, in Deutschland nicht mehr bei Cross Cult, sondern bei Panini.
Qualitativ bedeutet dies leider einen dezenten Rückschritt, vor allem was limitierte Editionen angeht. Während bei Cross Cult die limitierten Sonderausgaben als Hardcover erschienen sind, bekommt man bei Panini für die mit 29 € erheblich teurere limitierte Auflage nur einen Softcover mit anderem Motiv. Das ist definitiv zu teuer, zumal es vorkommen kann, dass Innenseiten zerkratzt sind oder durch irgendwelchen bröseligen Mist, der beim Druck zwischen Papier und Walze gekommen ist, hässliche Farbflecken aufweisen. Bei dem Preis völlig inakzeptabel und für Sammler ziemlich ärgerlich!
Info
Autor: Ed Brisson
Zeichner: Kev Walker
Farben: Frank D‘Armata
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story9/10
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Zeichenstil7/10
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Kolorierung5/10
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