Was sind die Absichten der Eindringlinge?
Die Handlung
Im Orbit des Mars taucht ein gigantischer Asteroid aus der Interzone auf, bei dem es sich um ein Stadtschiff der Ouröbörös handelt. Dieses greift sofort die Träger-Schiffe des Komplexes an und zerstört jeden der Kreuzer mit nur einem einzigen Schuss. Unterdessen sprengt Kate Hamilton auf Köbalt einen Interzonen-Sprunggenerator, sodass der Komplex keine Verstärkung schicken kann. Zumindest nicht, ohne die Interzonen-Routen zu gefährden, weshalb der Rat die Risiken abwägen und darüber abstimmen muss. Außerdem muss noch ermittelt werden, ob die Ourobörös den Komplex angegriffen haben oder nur die Erde, die kein Mitglied ist.
Die Origame sind sofort für einen Gegenschlag. Nachdem feststeht, dass Kate mit Ouröbörös-DNS genetisch verändert wurde und die Ouröbörös der Terrorgruppe Sui Juris’ Technologie für den Anschlag auf Australis geliefert haben, stimmen auch die Torghon und andere Spezies dafür, den Angriff auf die Erde abzuwehren. Bis die Verstärkung eintrifft, bauen die Reset-Kräfte eine Verteidigungsfront im Orbit des Erdmondes auf. Einige Ouröbörös-Schiffe können dennoch bis zur Erde vordringen und greifen die großen Städte an.
Ein weiteres Ziel ist die Basis von Sui Juris, wo Swänn einen Ouröbörös-Kundschafter gefangen nehmen kann. Der schafft es jedoch zuvor, Liz Hamilton schwer zu verletzen, deren Leben nur mit Torghon-Technologie gerettet werden kann. Nachdem der Angriff abgewehrt ist, trennt sich Swänn von seiner Frau Sätie und kehrt auf seine Heimatwelt zurück. Er besucht die Erde zwar noch sporadisch, um seine Tochter Särä zu sehen, das Reset-Projekt überlässt er jedoch anderen wie Pablö. Die Menschen stehen dem Reset-Projekt nach dem Opfer der Origame bei der Abwehr der Ouröbörös inzwischen offener gegenüber.
Rezension von Reset 6 – Die Ouröbörös
Die irdischen Gegner des Reset-Projektes werden im Finale mit einer echten außerirdischen Bedrohung konfrontiert. Dabei müssen sie erkennen, dass die Terroristen von Sui Juris von den wahren Invasoren unterstützt werden, während sich die Origame und die Näkän opfern, um die Erde vor dem Angriff zu beschützen. Insbesondere Kate Hamilton muss erkennen, dass sie nur benutzt wurde und die Erde an eine wirklich feindselige Spezies ausgeliefert hat. Ein Vertreter dieser Spezies hat obendrein ihre Mutter fast getötet. Nach ihrer schwerwiegenden Tat will sie sich in einen Abgrund stürzen, wird aber von Pablö gerettet und muss ein langwieriges Rehabilitationsprogramm durchlaufen. Gefängnisse gehören im Komplex der Vergangenheit an.
Die feindliche Spezies erinnert derweil an die Aliens aus Independence Day, denn nachdem sie vor Äonen ihre Heimatwelt durch rücksichtslose Ausbeutung zerstört haben, ziehen sie von Planet zu Planet, um andere Welten zu plündern. Ein Weg, den auch die Menschen eingeschlagen hatten, bis Reset aufgetaucht ist. Einige Menschen haben dabei insgeheim mit den Ouröbörös paktiert und damit ihre eigene Welt verraten. Allen voran Erik Castel alias Jack Curtis, der bereits stolze 81 Jahre alt ist und für seinen Verrat den Schlüssel zur ewigen Jugend erhalten hat. Er und seine verbliebenen beiden Hybridenkinder werden von Reset verhaftet.
Einige Caryops paktieren ebenfalls mit den Ouröbörös, behaupten jedoch, lediglich einen Auftrag gegen Bezahlung ausgeführt zu haben. Die Verantwortlichen vergiften sich selbst, bevor sie verhaftet werden können, und ihre Regierung streitet jede Kenntnis ab. Das Anwerben von Kollaborateuren sowie das Angebot an den Komplex, sich von der Erde zurückzuziehen, unterscheidet die Ouröbörös wiederum von den Aliens aus Independence Day.
Der Name der Spezies ist derweil völlig unpassend. Zum einen wird das Ersetzen der Vokale durch Ös und Äs langsam lächerlich. Was bei den zugeteilten Erdennamen der Reset-Mitarbeiter noch okay ist, die damit Vertrauen bei den Menschen erwecken wollen, funktioniert bei den Invasoren überhaupt nicht. Es ist nicht einmal klar, ob sie sich selbst Ouröbörös nennen oder Reset diesen Namen gewählt hat. Sinn macht er jedenfalls nicht, denn die Ouröbörös ähneln nicht einmal entfernt Schlangen. Das impliziert nämlich der Name Ouroboros, der sich auf das Symbol einer Schlange bezieht, die sich selbst in den Schwanz beißt. Dieses Symbol steht einerseits für Unendlichkeit und wird andererseits von Okkultisten wie den Theosophen verwendet. Mit beidem haben die außerirdischen Invasoren nicht das Geringste zu tun.
Lediglich eine Waffe der Ouröbörös ist schon ziemlicher Hokuspokus. Der Späher in den Anden feuert zwei Kugeln aus seinen Händen, die ihre Ziele automatisch finden und dabei Kurven fliegen. Der Alien spricht dabei selbst von „magischen Kugeln“. Nichts passt weniger ins wissenschaftliche Konzept der bisherigen Handlung als schwarze Magie!
Interessanter ist da schon der Bezug ihres länglichen Asteroiden-Raumschiffs zu Oumuamua. Dieses 2017 entdeckte Objekt war ebenfalls länglich und wurde als Komet klassifiziert, wobei einige Astrophysiker wie der Harvard-Professor Avi Loeb der Meinung sind, dass es sich um ein künstliches Objekt gehandelt haben könnte. Einig ist man sich immerhin bei der interstellaren Herkunft Oumuamuas, dessen hawaiische Bezeichnung so viel wie „Späher“ bedeutet. Obwohl dieser Name nirgendwo im Comic erwähnt wird, sind die Parallelen doch ziemlich offensichtlich.
Davon abgesehen nimmt es der Comic mit astronomischen Fachbegriffen nicht allzu genau. So wird das Raumschiff der Ouröbörös mehrfach als „Meteorit“ bezeichnet. Korrekterweise müsste es jedoch „Asteroid“ heißen. Als Meteoriten werden lediglich kleinere Festobjekte kosmischen Ursprungs bezeichnet, die in die Atmosphäre eintreten und den Erdboden erreichen, wobei es sich sowohl um Gesteinsbrocken, Eisen-Nickel-Fragmente als auch Kometentrümmer handeln kann.
Ein solcher Fauxpas ist schon peinlich, da sich der Comic sonst um Wissenschaftlichkeit bemüht. Einige der Charaktere schlagen sogar eine wissenschaftliche Laufbahn ein. So wird Pablö nach dem Sieg über die Invasoren zum ersten außerirdischen Leiter der Oxford-Universität, wo er Technologietransfer lehrt. Helenes Sohn Jules arbeitet derweil als Biologe auf Skuäll. Seine Eltern haben ihrem Nachbarn Jean-Jacques das Haus abgekauft, wo dieser seinen Pariser Piratensender betrieben hat. Helene hat ihn anhand seiner Stimme identifiziert und bei der Berichterstattung über die Invasion mit ihrer Expertise geholfen.
Das Ende ist mit dem kurzen Blick in die nahe Zukunft zufriedenstellend, zum Teil aber auch etwas tragisch. Immerhin ist Swänns Ehe mit Sätie durch das Reset-Projekt in die Brüche gegangen. Während Sätie sich auf der Erde wohlfühlt und die gemeinsame Tochter Särä zu einer Erdenbürgerin heranwächst, ist Swänn über den Rassismus einiger Erdlinge verzweifelt, was sein Heimweh verstärkt hat. So hat er seine Kündigung eingereicht, lebt nunmehr wieder auf Näkän und beobachtet die weitere Entwicklung aus der Ferne.
Farbenfrohe Welten
Egal ob die Erde, der Mars, Köbalt oder Näkän – die Landschaften sind stets atemberaubend. Allerdings ist bei einem Bild ein kleiner Lapsus unterlaufen: Das zweite Ratsgebäude wird auf Torghon verortet, zu sehen ist jedoch die Eiswelt Köbalt. Der Erdmond wirkt indes etwas angefressen. Der Bergbau von Reset hat derart tiefe Narben hinterlassen, dass er fast ein wenig wie der zweite Todesstern aus Star Wars aussieht.
Die meisten Raumschiffe sind wieder einmal zu verspielt und bunt, bis auf die großen Trägerschiffe sowie die Origame-Jäger. Deren kantige graue Designs stammen noch aus dem ersten Band. Die gigantischen Träger sind so groß wie eine Kleinstadt, werden allerdings von dem Asteroidenschiff der Ouröbörös in den Schatten gestellt, welches einen der Kreuzer mit nur einem Schuss in Stücke schießen kann. Die Dimensionen sind dabei leider nicht immer einheitlich.
Die Kolorierung ist wie immer durchwachsen, wobei die Naturdarstellungen am gelungensten sind. Das Cover des Abschlussbandes ist von allen das mit Abstand beste und wirkt am natürlichsten, was vor allem am fotorealistischen Lichteinfall der untergehenden Sonne liegt.
Fazit: Ein feuriges Finale
Einmal abgesehen von dem absolut deplatzierten Namen Ouröbörös (im Original Ouroeboeroes) ist der Abschlussband des zweiten Reset-Zyklus überwiegend zufriedenstellend. Am Ende scheinen die Ereignisse dem Umweltbewusstsein der Menschheit zum Durchbruch zu verhelfen und rassistische Vorurteile gegen den Komplex werden überwunden. Eine solch positive Botschaft ist in diesen Zeiten bitter nötig. Der Preis hat sich bei den letzten zwei Bänden zwar leider um einen Euro erhöht, aber die die Qualität der Hardcoverausgaben ist nach wie vor top.
Info
Autor: Fred Duval
Zeichnungen & Farben: Emem
Design: Fred Blanchard
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story8/10
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Zeichenstil7/10
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Kolorierung7/10
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