20 Jahre nach dem Start des Reset-Programms sorgt ein Terroranschlag fast für dessen Ende.
Die Handlung
Zwei Jahrzehnte sind vergangen, seit eine außerirdische Allianz aufgekreuzt ist, um die Erde mit dem Reset-Projekt zu retten. Nicht allen Menschen gefällt diese Einmischung. Während einige sich entschieden haben, in ausgewiesenen Schutzgebieten abseits der Zivilisation zu leben oder mittels Piratensendern Stimmung gegen die Aliens zu machen, haben andere eine Terrororganisation namens Sui Juris gegründet. Diese verübt mit einem Stealth-U-Boot einen Anschlag auf die außerirdische Seestadt Australis im Great Barrier Reef.
Bei dem Angriff sterben 983 Aliens und über 2.500 werden verletzt. Die größte Opfergruppe bilden die Torghon, welche die Stadt erbaut und betrieben haben. Auf der Heimatwelt überlegt man daher, aus dem Reset-Projekt auszutreten, was dessen Ende bedeuten könnte. Immerhin ist Torghon dessen größter Geldgeber. Der Skuäll Gäry setzt sich dafür ein, dass die Torghon sich weiter beteiligen, und deren Rat entscheidet sich schlussendlich dafür. Man verlangt jedoch die Aufklärung des Anschlags und die Verurteilung der Täter.
Der Näkän Swänn, dessen Frau Sätie den Anschlag nur knapp überlebt hat, macht sich auf die Suche nach den Schuldigen. Seine erste Spur führt nach Patagonien, wo sich Liz Hamilton niedergelassen hat. Die beiden haben sich vor 20 Jahren angefreundet, nachdem Swänn Liz’ dritte Tochter vor Skuäll-Schmugglern gerettet hatte. Da ihre restliche Familie umkam, hat sie jedoch keine allzu hohe Meinung von Außerirdischen. Ihre Tochter Kate noch weniger und die hatte mehrfach Kontakt zu Erik Castel, dem führenden Kopf von Sui Juris. Sie bestreitet allerdings jede engere Verbindung zu ihm und bricht nach der Befragung von daheim auf. Gegenüber ihrer Mutter behauptet sie, nach San Francisco zu reisen, um in Kalifornien zu studieren.
Swänn wird kurz darauf von einer Gruppe Rassisten entführt, welche ihn foltern, um an Informationen über vermeintliche Genexperimente der Näkäns mit Menschen zu gelangen. Während er sich befreien kann, wird seine Frau Sätie ebenfalls mit den Hybridexperimenten konfrontiert. Helene hat in Paris von einem straffälligen Androiden zwölf Jahre alte Fotos erhalten, die Mensch-Näkän-Hybriden zeigen. Dies wäre nur mittels Gentechnik möglich, und der Weltenkomplex verbietet die Erschaffung neuer Arten. Sätie ist selbst völlig entsetzt von den Beweisen. Um das Reset-Projekt nicht zu gefährden, hat Helene den Androiden verschrotten lassen, doch irgendeine außerirdische Kraft treibt ein falsches Spiel.
Darauf stoßen auch die Ermittler der Torghon, die am Ground Zero von Australis ein außerirdisches Metall finden, welches von den irdischen Terroristen verwendet wurde, um ihr U-Boot vor den Sensoren der schwimmenden Stadt zu tarnen. Offenbar wird Sui Juris von einigen Außerirdischen unterstützt. Irgendwer sabotiert das Reset-Projekt, und die menschlichen Terroristen sind dabei nur Schachfiguren. Erik Castels nächster Coup richtet sich gegen ein Austauschprogramm, bei dem eine Delegation Erdlinge zu Besuch auf mehrere Welten des Komplexes eingeladen wird. Kate, die tatsächlich sehr eng mit Castel zusammenarbeitet, hat dieses Programm unter dem Decknamen Jennifer infiltriert. Dort trifft sie auf Helenes Sohn Jules, der als Biologe mit dabei ist. Erstes Reiseziel ist Köbalt, die Heimatwelt des Programmleiters Pablö.
Rezension von Reset 4 – Sui Juris
Der zweite Reset-Zyklus startet im Jahr 2104 auf der Erde, die sich seit der Ankunft der Außerirdischen stark verändert hat. Überall in den Straßen wächst Gras und außerirdische Bauwerke verschiedener Spezies ragen in den Himmel. Der Pariser Näkän-Wohnturm, in dem Helene wohnt, heißt passenderweise Jules-Verne-Tower und der Name ihres Sohnes Jules ist wohl ebenfalls eine Hommage an den Vater der französischen Science-Fiction.
Die Erde wird des Weiteren mit der sauberen Energiequelle Helium 3 versorgt, welches die Aliens auf dem Mond abbauen. Viele Menschen sehen das jedoch kritisch, denn die Menschheit wird damit von ihren Rettern abhängig. Die bauen zudem Rohstoffe auf der Erde ab, um ihr Projekt zu refinanzieren. Leider ist das ein gravierender Kritikpunkt, denn so fortschrittlich die zahlreichen Völker des Komplexes auch sind, sie leben immer noch im Kapitalismus und haben diesen nur grün angestrichen. Zwar entgiften sie die Erde, doch beuten sie diese ebenso aus, als ob es Rohstoffe wie Platin nicht zur Genüge auf toten Welten und Asteroiden gäbe. Die Torghon wollen z. B. als Entschädigung für den Anschlag auf ihre schwimmende Stadt eine Schürferlaubnis für den Meeresboden.
Der Anschlag gefährdet das Reset-Projekt der kapitalistischen Logik zufolge nicht, weil die Torghon sich daraus zu verabschieden drohen, sondern weil sie ihre Finanzierung einstellen könnten. Dies kann zwar abgewendet werden, da die Torghon allerdings der wichtigste Geldgeber sind, bedeutet dies, dass die Terroristen sie gezielt angegriffen haben. Und dann stellt sich auch noch heraus, dass sie außerirdische Technologie benutzen. Man darf gespannt sein, welche Kräfte das Projekt sabotieren und ob die Extremisten dadurch wirklich Unabhängigkeit erreichen, wie ihre Bezeichnung Sui Juris (lateinisch für „seine eigenen Rechte“) impliziert.
Zweifel an einigen Spezies kommen allerdings auch bei deren offiziellen Aktionen auf. So geben die Näkäns der griechischen Insel Rhodos nach 2.300 Jahren ihren Koloss zurück, den sie einst entwendet haben. Angeblich, um ihn vor einem Erdbeben zu bewahren. Ebenso konnte ein Drittel der Schriftrollen aus der Bibliothek von Alexandria vor den Flammen gerettet werden. Aus dem ersten Zyklus ist bereits bekannt, dass einige Völker die Erde schon seit Jahrtausenden besuchen und dabei haben sie offenkundig einige ihrer wertvollsten Kunstwerke und Schriften geplündert. Angeblich geschah das immer aus selbstlosen Motiven.
Für zusätzliches Misstrauen sorgt das Auftauchen von Mensch-Näkän-Hybriden. Zwar gibt es inzwischen Interspeziesbeziehungen, doch die Menschen können nicht auf natürlichem Wege Nachkommen mit Aliens zeugen und das Nachhelfen mittels Gentechnik ist verboten. Damit sind etwaige Parallelen zum Hybridprogramm der Grey-Aliens erst einmal vom Tisch. Doch was wird mit den Hybriden bezweckt und wer könnte ein Interesse daran haben? Das Ergebnis ist jedenfalls Wasser auf die Mühlen all jener Menschen, die den Außerirdischen ablehnend gegenüberstehen. Einige sind lediglich skeptisch, doch es gibt auch überzeugte Rassisten. Denen fällt Swänn in die Hände und wird zwei Tage lang gefoltert, bis er sich selbst befreien und in die Wälder Patagoniens fliehen kann.
Seine Ermittlungen haben ihn offenkundig auf die richtige Spur gebracht, obwohl er noch nicht ahnt, dass Liz’ Tochter Kate eine engere Beziehung zum gesuchten Terroristen Castel hat, als sie ihm gegenüber behauptet. Am Ende führt sie gar seinen nächsten Plan aus. Da sie sich in ein interkulturelles Programm einschleicht, welches Terraner (die von den Aliens „Terrianer“ genannt werden) zu einigen Welten des Komplexes bringt, droht eine Ausbreitung des Terrors über die Galaxis.
Eine der Welten wird bereits in diesem Band näher beleuchtet. Nachdem im Band 1 die Heimatwelt der Näkäns im Mittelpunkt stand, ist diesmal Torghon dran, deren Bewohner eine enge Beziehung zum Meer haben. Der Botschafter der Skuäll wird auf eine Jagd eingeladen, bei der ein Meeresungeheuer namens Drägon gefangen wird. Da die Kreatur nur betäubt wird, sterben bei diesem Ritual immer wieder Jäger. Noch befremdlicher ist, dass diese dem Drägon einerseits Respekt zollen und es am Ende wieder frei lassen, auf der anderen Seite aber eine Harpune durch sein Auge jagen, was wiederum völlig grausam und unnötig ist.
Lebensechte Tiere und skurrile Raumschiffe
Wie bereits beim ersten Zyklus ist der Zeichenstil auch beim Auftakt des zweiten Dreiteilers eher durchwachsen. Die Charaktere sind ganz gut getroffen, doch mangelt es der Kleidung an Faltenwurf. Exzellent umgesetzt sind unterdessen Tiere wie Haie, Katzen und der Drägon auf Torghon. Von Letzterem sind zunächst nur Tentakel zu sehen, doch wachsen diese aus dem Rücken des Seemonsters, sodass der erste Eindruck eines Riesenkraken täuscht.
Bei den Raumschiffen und anderen Fluggeräten war der Zeichner dagegen etwas zu kreativ. Die meisten sehen aus wie Kinderspielzeug, was durch die grellbunten Farben zusätzlich unterstrichen wird. Das schwebende Heim von Swänn und Sätie wirkt gar wie ein Brummkreisel. Interessanter sehen da schon die Gebäude so aus, wobei jede Spezies ihre eigene Architektur hat. Die schwimmenden Bauten der Torghon bestehen aus zahlreichen abgerundeten Zylindern, während die eckigen Bauwerke der Näkan extrem verwinkelt sind.
Farblich ist alles ein wenig zu bunt. Außerdem sind bei den Näkän-Türmen die Grünflächen aus der Ferne nicht zu sehen, da ist alles in Rosa getaucht. Immerhin sind bei den irdischen Gebäuden und in der Natur statt der grellen Farben passendere Töne gewählt worden. Auf den meisten Flächen gibt es scharfe Abgrenzungen zwischen Hell und Dunkel, mit weichen Farbverläufen ist man dagegen sehr sparsam umgegangen. Außer in der irdischen Natur und auf den Ozeanen wirkt vieles daher wenig natürlich und es mangelt an Glanzeffekten.
Fazit: Es kommt, wie es kommen musste
Zwischen den beiden Zyklen macht die Handlung einen gewaltigen Sprung. Dabei war abzusehen, dass einige Menschen die gravierenden Veränderungen der vergangenen 20 Jahre nicht akzeptieren werden. Allen voran zählen dazu rechtsextreme Rassisten. Die Terrororganisation Sui Juris scheint dabei aber kein reines Menschenwerk zu sein, und es gibt noch mehr Verschwörungen, die im Hintergrund laufen. Das sorgt für einige Spannung, doch macht es die Aliens wiederum sehr menschlich.
Grafisch ist der Comic auf einem durchaus hohen Niveau, doch könnte der noch besser sein. Der Stil hat sich nicht wirklich weiterentwickelt. Immerhin lässt aber die Verarbeitung nichts zu wünschen übrig.
Info
Autor: Fred Duval
Zeichnungen & Farben: Emem
Design: Fred Blanchard
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story8/10
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Zeichenstil7/10
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Kolorierung7/10
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