Lesezeit circa: 5 Minuten

Mit Der Alpha-Centauri-Aufstand beginnt Markus Gerstings Hydorgol-Reihe.

Kein Mangel an Ideen

Disclaimer: Markus Gersting ist Mitglied der Warp-Core.de-Redaktion.

Auf dem Planeten Lotus geschieht das Unglaubliche. Weil entdeckt wird, dass der von-Querlitzenfall-Clan Psi-Kräfte besitzt, wird er verbannt. Doch was die Machthaber nicht ahnen, ist, dass dies der Auftakt zu einem Aufstand im Alpha-Centauri-System ist.

Schon bald gelingt es den Aufständigen, die Wächter aus dem Sonnensystem zu vertreiben. Doch die lassen das nicht so einfach geschehen, sondern fangen an, ihre Kräfte zusammenzuziehen, um die Rebellion niederzuschlagen. Derweil soll ein Vertreter von ihnen vorerst Friedensverhandlungen führen. Es kann allerdings sein, dass dieser andere Pläne hat.

Nach dem Lesen von Der Alpha-Centauri-Aufstand kann man Markus Gersting eins definitiv nicht vorwerfen: dass er keine Ideen hat. Im Gegenteil: Der Auftaktroman zu seiner mittlerweile fünfteiligen Hydorgol-Reihe sprudelt nur so vor Einfällen.

Kein langweiliges Szenario

Und so beschreibt der Autor im Laufe seines Romans, wie das Leben auf sogenannten Quarantänewelten ist. Wie in virtuellen Welten ganze Leben simuliert werden. Und wie die Wächter und die Rebellen stellenweise ein wahres Katz- und Mausspiel miteinander treiben.

Es ist viel, was Markus Gersting hier beschreibt. Teilweise hat man sogar das Gefühl, dass er von Einfall zu Einfall springt, ein neues Konzept einführt, nur um es dann erstmal liegen zu lassen. Vielleicht hat man Glück und er führt eine Idee sogar später noch zum Abschluss.

Dabei ist es nun nicht so, dass das Szenario von Der Alpha-Centauri-Aufstand langweilig ist. Im Gegenteil: Der Autor entwirft mit der Welt von Hydorgol eine Art „High SciFi“-Welt, in der einst für den menschlichen Verstand kaum begreifliche Maschinen dafür sorgten, dass die Archologien von der überbevölkerten Erde ins Alpha-Centauri-System transportiert wurden, ehe diese Technologien in die falschen Hände gerieten und dann abgeschaltet wurden. Wodurch es unter anderem zu Zeitparadoxen kommt, sowie allgemein das große Chaos ausbricht.

Forcierte Entwicklung

Haupthandlungsfigur des Romans ist Olwyn King. Er ist jemand, der eher unfreiwillig in die Ereignisse verwickelt wird. Anfänglich ist er ein Verwalter in einer Archologie, ehe er entführt wird und sich schon bald zu einer zentralen Figur der Auseinandersetzung im Alpha-Centauri-System entwickelt. Markus Gersting baut ihn immer wieder ins Geschehen ein, gibt ihm entsprechend Szenen, in denen er glänzen kann. Er ist eine sehr charismatische Figur.

Leider geht der Fokus auf ihn zu Lasten der anderen Charaktere. Es gibt nicht so viele andere wichtige handlungstragende Figuren. Doch allen gemein ist, dass sie zwar auftauchen, ihre Entwicklung allerdings manchmal forciert und nicht natürlich wirkt. So als ob sie unbedingt an vorgegebenen Stellen in Der Alpha-Centauri-Aufstand einen bestimmten Entwicklungsstand haben mussten.

Das merkt man vor allem an Ida von Querlitzenfall und dem ehemaligen Assassinen Alofan. Beide erhalten im ersten Drittel des Romans durchaus einige interessante Szenen, doch sobald der Aufstand ausbricht, geraten sie in den Hintergrund und tauchen nur noch sporadisch auf. Der Autor erwähnt beispielsweise, dass Alofan auf einer Quarantänewelt im Alpha-Centauri-System eine Art Ausbildung durch die Namenlosen – der Beschreibung nach Ninjas – erhält. Doch im weiteren Verlauf des Romans spielt dies keine Rolle mehr, da auch die Figur irgendwann eher unbedeutend wird.

Ein Problem mit Dialogen

Ein Manko ist außerdem, dass Markus Gersting in Der Alpha-Centauri-Aufstand Probleme mit den Dialogen hat. Zu Beginn lesen sie sich sehr hölzern und unnatürlich, was sich allerdings im Laufe des Romans verbessert. Trotzdem neigt er immer und immer wieder dazu, Ereignisse lang und breit zu schildern, ohne dass man durch Gespräche die direkten Reaktionen der Figuren mitkriegt. Er schildert ein Gefecht zwischen Wächtern und Rebellen, erwähnt dabei auch die Reaktionen einiger Charaktere, doch wirkt dies so, als ob man eine Art nüchtern geschriebenen Bericht liest. Was zur Konsequenz hat, dass die Figuren einem fremd bleiben. Man ist nicht emotional in das Geschehen involviert, wodurch es einem relativ egal ist.

Das macht sich besonders im finalen Kampf des Romans bemerkbar. Was eine epische, schon fast titanische Auseinandersetzung sein soll, verkommt wegen der fehlenden emotionalen Reaktion der Figuren zu einem lapidaren Gefecht.

Es ist nicht so, dass der Roman nur schlecht ist. Olwyn King rettet viel von dem, was man liest. Aber eben nicht alles, weshalb das Buch am Ende bestenfalls Mittelmaß ist.

Hydorgol Der Alpha-Centauri-Aufstand
Cover © Markus Gersting

Autor: Markus Gersting
Titel: Hydorgol; Der Alpha-Centauri-Aufstand
Teil/Band der Reihe: Hydorgol 1
Verlag: Eigenverlag
Erschienen: 2015
Einband: eBook
Seiten: 309
Sonstige Informationen:
Produktseite

 

 

 

 

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Warpskala

Warpskala
5 10 0 1
5/10
Total Score

Positiv

  • Olywn King
  • Jede Menge Ideen

Negativ

  • Andere Charaktere kommen zu kurz
  • Mangelnde emotionale Einbeziehung des Lesers
Götz Piesbergen
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2 Gedanken zu „Review: Hydorgol 1 – Der Alpha-Centauri-Aufstand“
  1. Ganz so hart kann ich das Werk nicht beurteilen. Ja, die liegengebliebenen Subplots und Ideen stören schon hier und da. Ja, die Dialoge sind noch nicht die große Stärke des Romans. Und ja, ab und an wirkt es als seien noch einige Logiksprünge drin und dass die Story nicht ganz konsequent weiss, wo sie hin will. Alles richtig. Die emotionale Einbindung des Lesers ist sicher das, wo der Roman am Meisten schwächelt.
    Dennoch tendiere ich eher zu 6/10, denn unterm Strich wurde ich persönlich ganz solide unterhalten. Etwas Retro, da die Figuren eher skizziert als in die Tiefe entwickelt waren.

  2. Erstmal vielen Dank für die Rezension. Ich selbst hätte mir wahrscheinlich mehr Punkte gegeben, aber das dürfte keine Überraschung sein 😉

    Es passiert eine ganze Menge in dem Buch und einigen Plotbunnies musste ich leider das Leben verkürzen, sonst hätte ich Olywns Geschichte nicht erzählen können. Das tut einem als Autor manchmal weh, aber die Wahl zwischen Pest und Colera gehört da einfach mit zu Job.

    In der Teelänge gehe ich noch mal länger auf die Kritik ein: https://youtu.be/E_5uvZI3UcE

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