Ein Körnchen Wahrheit ist der Auftakt zur zweiten The Witcher-Staffel.

Endlich neue Folgen

Geralt (Henry Cavill) und Ciri (Freya Allan) sind zusammen und machen sich auf den Weg nach Kaer Morhen. Doch unterwegs kommen sie an einem Dorf vorbei, in dem sämtliches Leben ausgelöscht wurde. Misstrauisch besucht Geralt einen alten Freund, der in der Nähe wohnt und der sich allerdings seit ihrem letzten Treffen radikal verändert hat.

Yennefer (Anya Chalotra) ist die Gefangene von Fringilla (Mimi Ndiweni). Die ist mit einigen Soldaten auf der Flucht nach Süden, nach Niflgaard. Doch nicht alles funktioniert gemäß Plan.

Es ist endlich soweit. Zwei Jahre, nachdem die erste Season von The Witcher auf Netflix zu einem Hit wurde, fängt mit Ein Körnchen Wahrheit die zweite Staffel an. Und wie es sich für den Streamingdienst gehört, sind direkt von Anfang alle acht Folgen verfügbar.

Ein Epilog zur ersten Season

Der Auftakt ist allerdings kein richtiger Beginn. Vielmehr fühlt sich die Episode wie ein Übergang an, wie ein Epilog zur ersten Season, der es nicht in eben diese geschafft hat und stattdessen zum Anfang der zweiten gezeigt wird. Zwar sind Geralt und Ciri zusammen. Doch noch sind sie nicht in Kaer Morhen, noch bedient sich diese Folge an der gleichlautenden Story des ersten Bandes Der letzte Wunsch.

Wobei dies nicht falsch zu verstehen ist! Die Macher der Serie nutzen nämlich Ein Körnchen Wahrheit, um die veränderte Dynamik der Reihe zu präsentieren. Denn dadurch, dass Geralt jetzt mit Ciri sein Schicksalskind dabei hat, muss er komplett anders handeln. Er muss Rücksicht auf sie und ihr Befinden nehmen.

Denn die Prinzessin hat so etwas wie eine posttraumatische Störung. Was angesichts all dessen, was ihr widerfahren ist, auch nicht verwundert. Sie schläft schlecht, was Geralt damit kommentiert, dass er dieses Problem ebenfalls hat und deshalb schlicht und ergreifend weniger schläft. Was kein besonders hilfreicher Tipp ist.

Großartige Maske

Und da kommt jetzt der alte Freund ins Spiel. Kenner der Geschichte kennen natürlich das Geheimnis hinter dessen Verwandlung und was grob in dieser Adaption geschehen wird. Doch die Serienadaption Ein Körnchen Wahrheit übernimmt, wie auch in anderen Folgen, nur grundlegende Elemente und erschafft durch die Hinzufügung von Ciri etwas Eigenes.

Dabei gefällt die Maske des Darstellers von Nivellen. Hier wurde großartige Arbeit geleistet. Er wirkt einerseits hässlich, aber andererseits merkt man immer noch den Menschen hinter dem Gesicht. Auch die darstellerische Leistung von Kristofer Hivju muss gelobt werden. Er schafft es, den Adeligen einerseits jovial darzustellen, voller Stolz auf seine Fähigkeiten, aber andererseits in seinen stillen Momenten ebenso so etwas wie Verwundbarkeit zu zeigen, sowie Schuldgefühl.

Was aber auch an dem Geheimnis liegt, das sein Domizil umgibt. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass im Dorf zu Beginn der Folge ein Massaker geschehen ist, ist man auf der Hut und schaut nach den kleinsten Hinweisen, dass hier etwas falsch ist. Und tatsächlich sieht man schon bald, was hier wirklich los ist.

Ganz im Geiste des Erfinders

Und hier muss man die Witcher-Serie loben. Denn in Ein Körnchen Wahrheit schaffen sie es, die Komplexität des Plots der Vorlage perfekt zu adaptieren. Besonders das Ende ist zwar einerseits ein grandioses Actionspektakel, doch was danach kommt, ist ganz im Sinne des Geistes von Andrezj Sapkowski. Denn es zeigt, dass selbst die einfachste Lösung nicht rundum zufriedenstellend sein kann, bzw. nicht alles gut ist.

Die schauspielerische Leistung von Henry Cavill ist natürlich wie üblich exzellent. Gefühlt öffnet sich sein Geralt von Riva mehr. Er ist weniger einsilbig und grummelig. Aber andererseits ist er immer noch voll und ganz Hexer, nur eben jetzt mit dem Unterschied, dass er sich um das Leben einer Begleitung kümmern muss.

Es gibt noch zwei weitere Plots in dieser Story. Der eine zeigt, wie Tissaia de Vries (MyAnna Buring) nach den Ereignissen von Viel mehr auf der Suche nach Yennefer ist. Und dafür auch bereit ist, andere Leute zu foltern.

Eine willkommene Rückkehr

Der andere behandelt die Flucht von Fringilla, wobei Yennefer ihre Gefangene ist. Beiden Handlungsfäden von Ein Körnchen Wahrheit ist gemein, dass hier nicht wirklich viel geschieht. Sie sind gefühlt vorhanden, fühlen sich allerdings insgesamt eher wie Füller an. Einfach, weil hier, so der Eindruck, zu wenig passiert.

Dabei dürften diese Plots auf lange Sicht sicherlich an Bedeutung gewinnen. Spätestens, wenn sie miteinander verschmelzen, was durchaus auf der Hand liegt. Auch deutet das Ende der Folge bei der Yennefer-Handlung an, dass hier noch etwas geschehen wird, das man so nicht hat kommen sehen. Was das sein wird, werden dann die nächsten Episoden zeigen müssen.

Insgesamt ist Ein Körnchen Wahrheit eine willkommene Rückkehr in die Welt von The Witcher. Man merkt der Folge an, dass die Macher aus der ersten Season gelernt haben, und die Plots nicht so quer durch die Zeit verstreut sind. Auch dass Ciri und Geralt zusammen sind, sorgt dafür, dass die erste Episode der neuen Staffel ein guter Auftakt ist.

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Götz Piesbergen

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