In einer Dystopie müssen verurteilte Straftäter in einer grausamen Gladiatorenshow um ihr Überleben kämpfen.
Unschuldig zum Verbrecher gestempelt
Ben Richards (Arnold Schwarzenegger) ist Polizist in einem totalitären Staat, doch als ihm befohlen wird, auf einen Protest hungernder Zivilisten zu schießen, weigert er sich. Das Massaker in Bakersfield kann er allerdings nicht verhindern, da er von seinen Kollegen überwältigt wird. Schlimmer noch: Der Staat, der die Gräueltat angeordnet hat, lastet sie ihm an und bringt ihn dafür hinter Gitter. Eines Tages gelingt ihm mit weiteren politischen Häftlingen die Flucht.
Nachdem er und seine Knastbrüder William Laughlin (Yaphet Kotto) und Harold Weiss (Marvin J. McIntyre) ihre explosiven Gefangenenhalsbänder los sind, plant Richards seine Flucht. Zuvor schaut er noch einmal in der Wohnung seines Bruders vorbei, die aber inzwischen von Amber Mendez (Maria Conchita Alonso) bewohnt wird. Amber arbeitet bei einem Propagandasender, wo sie Werbejingles komponiert. Da sie ihn an die Behörden verraten könnte, nimmt Ben ihre Identicard an sich und sie als Geisel. Am Flughafen lässt sie ihn jedoch auffliegen, sodass er erneut verhaftet wird,
Diesmal kommt Richards nicht ins Gefängnis, sondern gerät in die Fänge des Showmasters Damon Killian (Richard Dawson), der ihn als Läufer für seine TV-Sendung Running Man haben will. Von der Jagd auf einen muskelbepackten vermeintlichen Massenmörder erhofft er sich hohe Einschaltquoten. Überraschend nehmen auch Laughlin und Weiss an der Hetzjagd teil, sodass Richards nicht nur sein eigenes Leben retten muss. Nachdem er den ersten Jäger Sub-Zero (Charles Kalani Jr.) erledigt hat, wird auch Amber in die Arena geschickt, da sie – zwischenzeitlich misstrauisch geworden – im Senderarchiv nach den unverfälschten Originalaufnahmen des Massakers von Bakersfield gesucht hat, welches Richards angelastet wird. Dumm nur, dass man sie dabei erwischt hat.
Während es Laughlin und Richards mit dem Jäger Buzzsaw (Gus Rethwisch) zu tun bekommen, gelingt es Weiss, sich in ein Terminal des Senders zu hacken und die Sendefrequenz herauszufinden. Diese soll Amber sich einprägen, falls er nicht überlebt. Tatsächlich fällt Weiss kurz darauf dem Jäger Dynamo (Erland van Lidth) zum Opfer. Laughlin erliegt derweil den Kettensägenverletzungen durch Buzzsaw, den wiederum Ben in zwei Hälften geteilt hat. Den verunglückten Dynamo lässt er hingegen am Leben, da er keinen Wehrlosen töten will.
Nachdem der Jäger Fireball (Jim Brown) ein feuriges Ende gefunden hat, was seinem Namen alle Ehre macht, weigert sich der ausgeschiedene Captain Freedom, in seine Jägerrolle zurückzukehren. Killian lässt daraufhin einen computerretuschierten Deep Fake erstellen, in dem Freedom scheinbar Amber und Richards tötet. Die beiden leben allerdings noch und geraten an eine Untergrundbewegung. Diese kann mit der Sendefrequenz den Fernsehsatelliten übernehmen und die Wahrheit über das Bakersfield-Massaker ausstrahlen, welche Amber aus der TV-Zentrale geschmuggelt hat.
Die Stimmung des Publikums, welches zuvor schon Wetten auf Ben Richards statt auf die Jäger abgeschlossen hat, kippt nun vollends. Als der Sender von den Rebellen überrannt wird, lassen die Sicherheitskräfte in die Menge schießen, doch scheinen die Rebellen in der Überzahl zu sein. Richards entsorgt Killian in die Jagdzone und hat damit vorerst den Sieg errungen.
Vorhersage von Deep Fakes
Running Man ist nicht ohne Grund ein bis heute populärer Sci-Fi-Klassiker, denn der Film hat nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil, hat er viele Dinge vorausgesehen, die tatsächlich eingetreten sind. Okay, 2017 waren die USA noch kein totalitärer Polizeistaat, in dem Menschen zu Unterhaltungszwecken live im Fernsehen abgeschlachtet wurden. In diesem Jahr begann allerdings Donald Trumps erste Amtszeit und in seiner zweiten bewegen sich die USA nun wirklich auf ein totalitäres Regime zu.
Ein Massaker, wie das filmische von Bakersfield, scheint angesichts von Drohungen, Städte wie Chicago zum militärischen „Trainingsgebiet“ machen zu wollen, gar nicht mehr so abwegig. In Running Man verweigert Ben Richards den Schießbefehl, wobei ihm das Massaker anschließend gar noch angelastet wird. Dafür werden die Aufnahmen aus seinem Helikopter neu zusammengeschnitten, um die Wahrheit zu verzerren und somit ins Gegenteil zu verkehren. Bei seinem Fluchtversuch vom L. A. Airport werden ihm derweil Morde angelastet, die in diesem Zusammenhang gar nicht stattgefunden haben. Ob dafür Aufnahmen von anderen Vorfällen zweckentfremdet worden oder fiktive Bilder inszeniert worden sind, lässt der Film offen.
Letzteres wäre selbstverständlich möglich, denn als es dem Showmaster Killian nicht gelingt, Richards von seinen Jägern töten zu lassen, wird mittels CGI ein Video komplett gefakt, in dem zu sehen ist, wie Ben und seine Begleiterin Amber von Captain Freedom erledigt werden. Hierbei handelt es sich um etwas, das heute als Deep Fake bekannt ist. Selbstverständlich bricht das Lügengebäude in sich zusammen, als Ben Richards quicklebendig im TV-Studio auftaucht, doch erst einmal wird sein Ableben von den Massen geglaubt.
Es ist wirklich besorgniserregend, wie präzise Running Man in diesem Punkt in seiner Vorhersage war. Wobei die Möglichkeiten dank Künstlicher Intelligenz heutzutage sogar noch weitreichender sind. Im Prinzip kann man sich heute gar nicht mehr darauf verlassen, was einem als vermeintliche Wahrheit präsentiert wird. Ironischerweise sind vor allem der derzeitige US-Präsident und sein Vize ganz groß darin, KI-generierte Fake-Videos auf ihrer Plattform Truth Social zu verbreiten. Der Name könnte nicht irreführender sein. Man kommt sich wahrhaftig vor wie in einem dystopischen 80er Jahre Sci-Fi-Film.
Im Bonusmaterial des Blu-Ray-Mediabooks findet sich mit Lockdown on Main Street eine passende Dokumentation, welche sich mit der Zerschlagung der amerikanischen Bürgerrechte befasst. Primär geht es um den Patriot Act der Bush-Regierung, mit dem eine flächendeckende Überwachung der gesamten US-Bevölkerung legal ermöglicht wurde. Darüber hinaus finden die Verfolgung Oppositioneller während der McCarthy-Ära sowie die Internierung japanischstämmiger US-Bürger während des 2. Weltkriegs Erwähnung. Letzteres Schicksal ereilte unter anderem auch den Sulu-Darsteller George Takei.
Im Prinzip waren die USA schon immer dystopisch, was insbesondere nach dem Vietnamkrieg zu einer Flut gesellschaftskritischer Sci-Fi-Filme führte. Running Man ist dafür ein Paradebeispiel, wobei dessen Fokus auf Reality TV-Shows liegt, an denen absolut nichts realistisch ist. Wie im Bonusmaterial angesprochen, schaffen es von den Stunden abgefilmten Materials am Ende nur die reißerischsten Szenen auf den Bildschirm. Um möglichst viele Zuschauer vor den Fernseher zu locken, werden zudem die schrillsten Charaktere gecastet. Aus diesem Grund will Damon Killian unbedingt einen Muskelprotz wie Ben Richards für seine Sendung, der als vermeintlicher Schlächter von Bakersfield für einen Quotenrekord sorgen soll.
Die Jäger, die ihm auf den Hals gehetzt werden, gleichen modernen Gladiatoren, die den Blutdurst des Publikums stillen sollen. Ganz so krass geht es im heutigen Fernsehen zumindest in der westlichen Welt noch nicht zu. Lediglich in Diktaturen wie Saudi Arabien bekommt man öffentliche Enthauptungen von Regimegegnern zu sehen. Das Niveau sinkt aber auch in den USA und Europa seit Jahren drastisch. Es gibt bereits TV-Shows, in denen die Gäste für Geld geschmacklose Demütigungen über sich ergehen lassen müssen, wie der arme Kerl, der in Running Man an einem Seil vor bissigen Hunden in Sicherheit klettern und dabei Dollarscheine einsammeln muss. Der Erfolg von Serien wie Squid Game, die bereits ein Reality TV-Format (selbstverständlich ohne Hinrichtungen) nach sich gezogen hat, offenbaren zudem ein bedenkliches Interesse an blutrünstigen Spektakeln. Die Frage, wie weit wir noch von einer realen Sendung wie Running Man entfernt sind, scheint angesichts dessen durchaus berechtigt.
Auf Schwarzenegger zugeschnitten
Running Man basiert auf dem Roman Menschenjagd von Stephen King, den er unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlicht hatte. Im Buch werden im Gegensatz zum Film keine Strafgefangenen in der Sendung Running Man hingerichtet. Der Protagonist ist ein Familienvater, der Geld für seine kranke Tochter braucht. Er ist bereit, sich selbst zu opfern, da er für jede Stunde, die er überlebt, Geld erhält, mit dem er seiner Familie das Überleben sichern kann. Einen Monat lang wird er dafür durch das ganze Land gehetzt, nur um am Ende festzustellen, dass seine Frau und Tochter bei einem Überfall ermordet wurden. Daraufhin stürzt er sich mit einem Flugzeug in den Wolkenkratzer des TV-Senders.
Zunächst einmal erscheint es logisch, dass die Handlung von einer wochenlangen Jagd über das gesamte Land auf eine mehrstündige Show in einer deutlich kleineren Arena herunter gebrochen wurde. Ebenso war es eine kluge Entscheidung, nicht die ganze Nation Jagd auf Ben Richards machen zu lassen, sondern einprägsame Jäger zu kreieren, die modernen Gladiatoren gleichen. Auch wenn solche Abweichungen King-Puristen übel aufstoßen, funktioniert der Film mit dieser Straffung sehr gut und hat erinnerungswürdige Figuren erschaffen.

Hinzu kommt, dass Arnold Schwarzenegger schon sehr früh der Wunschkandidat des Produzenten Rob Cohen für die Hauptrolle war. Der Drehbuchautor Steven E. de Souza, sollte die Handlung auf den Actionstar zuschneiden. Wie de Souza im Interview, welches zum Bonusmaterial gehört, aussagt, konnte sich niemand Schwarzenegger als verarmten Familienvater vorstellen, der sich aus Geldnot freiwillig für die Arena meldet. Ein Muskelprotz wie er könnte immerhin problemlos jeden körperlich anstrengenden Job bekommen. Ebenso wollte man nicht das Selbstmordattentat am Ende, welches rückblickendend nach 9/11 heute einen faden Beigeschmack hinterlassen würde. Von daher waren alle Entscheidungen, von der Romanvorlage abzuweichen, genau richtig!
Für die Regie kamen mehrere große Namen des Actionkinos infrage. Die vorläufige Wahl fiel auf Andrew Davis, der den Stil des Films festlegte. Der geriet jedoch in Verzug und außerdem war man mit einigen seiner Entscheidungen nicht zufrieden. So wollte Davis, dass Ben Richards einen explosiven Puck von Sub-Zero einsteckt und damit am Ende das Studio in die Luft jagt. Doch warum sollte er den Puck so lange aufbewahren und ihn nicht benutzen, um seine Freunde zu retten? Auf solch einen Logikfehler wollte man verzichten.
Was genau den Ausschlag gab, Davis zu entlassen, darüber ist man sich uneinig. Wahrscheinlich war es wohl eine Mischung aus mehreren Gründen. Jedenfalls übernahm der TV-Regisseur Paul Michael Glaser, der zuvor bei Serien wie Starsky und Hutch Regie führte und zudem in der Hauptrolle des Starsky zu sehen war. Er hatte die undankbare Aufgabe, den Zeitplan einzuhalten und musste dabei den von Davis geprägten Look übernehmen, was seinen Handlungsrahmen weiter einschränkte. Obwohl sich das Ergebnis sehen lassen kann, machte ihn Schwarzenegger für den Misserfolg an den Kinokassen verantwortlich, wo Running Man in den US nur knapp 38 Mio. Dollar einspielte – bei einem Budget von 27 Millionen. Erst später sollte der Streifen zum Kultfilm avancieren.
Passende und unpassende Stars
Arnold Schwarzegger passt perfekt in die Rolle des Ben Richards. Zumindest so, wie sie im Drehbuch definiert worden ist. Die Rolle des Rebellen, der sich gegen ein totalitäres Regime auflehnt, kauft man ihm sogar heute noch ab. Denn obwohl er selbst Republikaner ist und für die Partei von 2003 bis 2011 Gouverneur von Kalifornien war, stellte er sich vehement gegen Donald Trump und holte gar mit Conans Schwert in der Hand verbal gegen ihn aus. Bei Maria Conchita Alonso, welche im Film als Richards Love Interest Amber zu sehen ist, sieht es genau andersherum aus. Obwohl sie in Kuba geboren wurde und erst 2005 die US-Staatsbürgerschaft erhielt, unterstützte sie Trumps Präsidentschaftswahlkampf.
Der Wrestler Jesse Ventura, der sich in seiner Filmrolle Captain Freedom weigert, Jagd auf Richards zu machen, stieg ebenfalls in die Politik ein. Allerdings weder für die Republikaner noch für die Demokraten. Von 1991 bis 1995 war er Bürgermeister von Brooklyn Park und von 1998 bis 2003 Gouverneur von Minnesota für die Reform Party. Später schloss er sich der Independence Party an, die sich von der Reform Party abgespalten hat. Kurz vor Running Man war Ventura bereits in Predator (1987) zusammen mit Arnold Schwarzenegger zu sehen. Im ebenso dystopischen Demolition Man (1993) stand er außerdem mit dessen Konkurrenten Sylvester Stallone vor der Kamera.
Die Jäger-Darsteller Charles Kalani Jr. (1930-2000); Gus Rethwisch, Erland van Lindth (1953-1987) und Jim Brown (1936-2023) kamen allesamt aus dem Bereich Sport, darunter Wrestling, Schwergewichtheben, Ringen und Football. Der dem niederländischen Adel entstammende van Lindth war darüber hinaus ein Gesangstalent mit einem exzellenten Bassbariton. In seiner Rolle als Dynamo sang er tatsächlich selbst. Leider starb der übergewichtige Mime kurz nach den Dreharbeiten an Herzversagen.
Für die Rolle des Showmasters Damon Killian engagierte man den echten Showmaster Richard Dawson (1932-2012), der außerdem als Corporal Peter Newkirk aus der Serie Ein Käfig voller Helden bekannt war. Als Anführer der Rebellen wurde derweil der Musiker Mick Fleetwood gecastet – der Schlagzeuger der Band Fleetwood Mac. Ein weiterer berühmter Name ist Yaphet Kotto in der Rolle von Richards Mitgefangenem William Laughlin. Kotto dürften Science-Fiction-Fans vor allem als Parker aus dem ersten Alien-Film (1979) kennen.
Fazit zu Running Man: Prophetisch
Running Man sticht unter den zahlreichen dystopischen Filmen der 1980er nicht nur durch seinen hochkarätigen Cast und die effektvolle Ausstattung hervor, sondern ebenso durch seine treffenden Zukunftsprognosen. Die Abweichungen von der Romanvorlage sind zu verschmerzen und es wird sich zeigen, ob sich das Remake von 2025, welches sich näher an Kings Vorlage hält, besser schlagen wird. Für Sammler gibt es vom Original ein gut ausgestattetes Mediabook, welches neben einer Bonus-Disc noch den Soundtrack auf CD enthält. Im Booklet finden sich nicht nur interessante Informationen zur Entstehung und den Darstellern, sondern außerdem Konzeptzeichnungen und Storyboards.
Info
Originaltitel: The Running Man
Regie:Paul Michael Glaser
Drehbuch: Steven E. de Souza
Musik: Harold Faltermeyer
Kamera: Thomas Del Ruth
Schnitt: Mark Warner, Edward A. Warschilka & John Wright
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