Tiefgekühlt und Hochbrisant – Genetik am Siedepunkt
Mit Cold Station 12 macht Enterprise genau da weiter, wo Borderland aufgehört hat – und steigert nicht nur die Spannung, sondern auch die moralische Fallhöhe. Diese zweite Folge der Augment-Trilogie bringt uns nicht nur ein Wiedersehen mit einer düsteren Vergangenheit der Menschheit, sondern auch einige der intensivsten und brutalsten Szenen, die Star Trek je gezeigt hat. Ohne zu bluten. Aber mit Nachdruck.
Diese Episode lässt den Begriff „Space Opera“ so richtig aufkochen – mit Labors, moralischen Dilemmata, einem verrückten Superschurken und der wohl unheimlichsten Frage: Was passiert, wenn perfekte Menschen keine Skrupel haben?
Willkommen auf der Eisstation Chaos
Die Augments unter der Führung von Malik (Alec Newman) brechen auf zur legendären Forschungsstation Cold Station 12, wo noch immer genetisch veränderte Embryonen und Erreger aus den Zeiten der Eugenischen Kriege aufbewahrt werden. Klingt schon nach Ärger? Wird’s auch.
Denn dort trifft man nicht nur auf alte Kollegen von Arik Soong (Brent Spiner) – sondern auch auf die Reste einer Vergangenheit, die Star Trek oft nur angerissen hat.
Dr. Lucas (Richard Riehle) feiert hier sein Comeback aus der Enterprise-Folge Lieber Doktor“ – ein nettes kleines Easter Egg für Fans der ersten Staffel. Auch Phlox (John Billingsley) erwähnt in einem Nebensatz, dass er Lucas kennt – diese kleinen Querverbindungen machen das Trek-Herz warm.
Trivia: Die Namensgebung Cold Station 12 ist ein bewusster Verweis auf Cold War-Rhetorik – und eine kleine Hommage an die Der schlafende Tiger-Folge aus TOS, in der Khan zum ersten Mal auftrat.
Malik dreht auf – und Soong zweifelt
Wenn Borderland noch als Auftakt diente, zündet Cold Station 12 die moralische Sprengladung: Malik wird zum kaltblütigen Terrorführer, der ohne zu zögern Stationsteam-Mitglieder foltert – inklusive Exposition eines tödlichen Pathogens. Und Soong? Muss hilflos zusehen, wie seine „Kinder“ zu dem werden, was die Menschheit immer befürchtet hat: Monster mit Überlegenheitssyndrom.
Doch gerade Soongs Reaktion macht die Folge so stark. Brent Spiner spielt die zunehmende innere Zerrissenheit mit einer Tiefe, die seinesgleichen sucht. Er wollte „bessere Menschen“ schaffen – doch stattdessen hat er Monster geboren. Und erkennt es.
Und die Enterprise? Muss zusehen, wie ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem die Föderation nicht nur moralisch, sondern auch physisch an ihre Grenzen kommt.
Archer (Scott Bakula) zeigt dabei erneut Führungsstärke, aber auch Nachdenklichkeit – besonders, als klar wird, dass ein ganzer Embryonenspeicher in feindliche Hände gefallen ist.
Science-Fiction trifft Realität
Was die Folge besonders stark macht: Sie bringt klassische Sci-Fi-Elemente (isolierte Station, tödliche Erreger, moralische Dilemmata) mit hochaktuellen Themen zusammen: Gentechnik, Ethik in der Forschung und die Frage, ob man Wissen je wirklich „sicher“ verwahren kann.
Die Parallele zur heutigen Welt liegt auf der Hand: Wenn wir Technik erschaffen, die uns übersteigt – wer garantiert, dass sie nicht missbraucht wird? Die Kälte der Station ist dabei eine treffende Metapher: Fortschritt ohne Moral friert uns ein.
Fazit
„Cold Station 12“ ist düster, kompromisslos und hochspannend – ein Paradebeispiel für modernes Star Trek, das ethische Fragen nicht nur stellt, sondern sie mit dramatischer Konsequenz durchspielt. Kein Wohlfühl-Trek, aber extrem sehenswert.
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