Der Wissenschaftler Emory Erickson, ein alter Freund der Familie Archer, kommt mit seiner Tochter Danica an Bord der Enterprise, vorgeblich für ein Experiment zum Testen seiner Erfindung, bei der es sich um das Beamen über besonders lange Distanz handelt. Alsbald findet die Crew aber heraus, dass das Experiment Emory nur als Vorwand zum Verschleiern seiner wahren Absicht dient, seinen vor 15 Jahren bei einem Beam-Experiment verlorenen Sohn Quinn zurückzuholen.
Transporter-Tragödie – Wenn Visionen zu Schatten werden
Mit Daedalus (Originaltitel: Daedalus) wagt Enterprise mal wieder etwas ganz Klassisches: Eine Charakter-zentrierte Flaschenepisode mit emotionalem Tiefgang, pseudowissenschaftlicher Grundidee und einem bittersüßen Ende, das noch lange nachhallt.
In bester Trek-Tradition dreht sich alles um ein bahnbrechendes Experiment – und die menschlichen Tragödien dahinter. Keine Aliens, keine großen politischen Konflikte, keine Raumgefechte. Stattdessen: ein Mann, sein Verlust und eine Vision, die ihren Preis hatte.
Der Vater des Transports
Die Enterprise empfängt einen ganz besonderen Gast: Emory Erickson (Bill Cobbs), der Erfinder des Transporters. Archer begrüßt ihn wie einen alten Familienfreund – zurecht, denn Emory war ein enger Weggefährte von Archers Vater und eine Art Mentor für Jonathan.
Erickson bittet um Hilfe bei einem neuen Experiment: eine neue Art von Transport, der „Quanten-Transport“, der interstellare Reichweite haben soll. Klingt wie die nächste logische Evolutionsstufe – und irgendwie auch wie ein Vorläufer der späteren Transwarp-Experimente aus TNG und VOY.
Doch schnell wird klar: Emory hat nicht die ganze Wahrheit erzählt. Denn eigentlich geht es ihm um etwas ganz anderes – um seinen verlorenen Sohn Quinn, der Jahre zuvor bei einem missglückten Transporter-Test verloren ging… und dessen „Energieform“ nun möglicherweise in einem temporalen Zwischenraum feststeckt.
Was folgt, ist eine emotionale Suche zwischen Wissenschaft, Schuld und Hoffnung.
Schatten zwischen den Partikeln
Emorys Tochter Danica (Leslie Silva) steht zwischen den Fronten. Sie weiß, dass ihr Vater sie und die Crew manipuliert – doch sie versteht auch seine Beweggründe. Die Darstellerin bringt genau die richtige Mischung aus Enttäuschung, Schmerz und Loyalität mit.
Quinn selbst erscheint nur schemenhaft – eine verzerrte Gestalt in elektromagnetischen Wellen. Eine der stärkeren, fast schon gruseligen Sci-Fi-Ideen dieser Folge: Transporter-Fehlfunktionen sind in Star Trek nichts Neues, aber hier geht es weniger um Technik als um Verlust. Das Ganze erinnert an The Motion Picture, wo ein Transporterunfall auf der Enterprise zwei Offiziere zu Brei werden ließ. Hier bekommen wir die andere Seite: Was passiert, wenn jemand nicht stirbt, aber auch nicht mehr lebt?
Trivia: Der Name Daedalus ist natürlich ein Mythologie-Verweis – der geniale Erfinder, dessen Ambitionen schließlich seinen Sohn Ikarus das Leben kosten. Eine Parallele, die nicht subtil ist, aber funktioniert.
Und: Das „Quanten-Feld“ erinnert visuell wie thematisch stark an das „Tachyonen-Kontinuum“ aus TNG oder die Subraum-Wellenphänomene in Voyager – ein schöner technobabble-Verwandter.
Wenn Fortschritt Schuld bedeutet
Die Folge dreht sich stark um das moralische Dilemma: Wie weit darf man gehen für die Wissenschaft? Und wann wird Vision zur Obsession? Emory Erickson ist kein Bösewicht – aber er ist auch kein Held. Er hat gelogen, manipuliert, gefährdet. Und trotzdem ist da Mitgefühl. Denn alles, was er will, ist seinen Sohn zurück.
Am Ende bleibt nur Erkenntnis – und Trauer. Emory erkennt, dass Quinn nicht mehr zurückzuholen ist. Der Versuch, ihn zu retten, wird zur stillen Verabschiedung. Archer, sichtbar getroffen, bleibt mit der Frage zurück: Was hätte ich an seiner Stelle getan?
Fazit
Daedalus ist Star Trek von der stillen Sorte – eine Episode, die weniger durch Spektakel, sondern durch Herz und Nachdenklichkeit überzeugt. Sie erinnert daran, dass jede große Erfindung Schatten wirft – und dass manche Grenzen eben doch nicht überschritten werden können.
Infos
Folge: Daedalus
Originaltitel: Daedalus
Drehbuch: Ken LaZebnik
Regie: David Straiton
Showrunner: Manny Coto
Produktionsnummer: 084
Erstausstrahlung USA: 14. Januar 2005 (UPN)
Erstausstrahlung Deutschland: 8. April 2005 (Sat.1)
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Starke One-Off-Figuren, besonders Bill Cobbs als Emory
- Emotional tiefgründige Story ohne Kitsch
- Intime Episode mit moralischer Grauzone
- Tolle Atmosphäre – zwischen Tragödie und Science-Fiction
- Gelungene Erweiterung des Transporter-Mythos
Negativ
- Langsames Pacing, wenig Action
- Manche Effekte wirken etwas schwach oder altbacken
- Technische Idee bleibt im Vergleich zur emotionalen Seite unterbelichtet
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