Im Buch Star Trek: Zeit des Wandels 1 – Geburt wird die Föderation in eine Zeit großer Veränderungen geworfen, die das Fundament ihrer Werte und Prinzipien erschüttern könnten.

Star Trek: Zeit des Wandels - 1 - Geburt (John Vornholt)Der Roman beginnt mit politischen Spannungen innerhalb der Föderation, da einige Mitgliedswelten ihre Unzufriedenheit über eine als unfair empfundene Ressourcenverteilung zum Ausdruck bringen. Es wird bekannt, dass es ein geheimes Abkommen zwischen hochrangigen Mitgliedern der Föderation und einer kleinen, aber strategisch bedeutenden Welt gibt, was zu wachsendem Misstrauen und ersten Konflikten führt.

Die USS Enterprise unter dem Kommando von Captain Jean-Luc Picard wird beauftragt, in einem besonders heiklen Konflikt zu vermitteln, bei dem zwei Welten am Rande eines bewaffneten Konflikts stehen. Diese beiden Planeten, die beide wertvolle Ressourcen liefern, sind in eine Auseinandersetzung über Grenzgebiete und Handelsrechte verwickelt, die nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch die Stabilität der gesamten Föderation gefährden könnten. Während Picard versucht, diplomatisch vorzugehen, stößt er schnell an seine Grenzen, da alte Ressentiments und neue Intrigen die Verhandlungen komplizieren.

Parallel dazu entdeckt die Enterprise bei einer Routinemission ein seltsames Artefakt, das eine Verbindung zu einer weit entfernten Zivilisation haben könnte, die vor Jahrtausenden verschwunden ist. Dieses Artefakt stellt jedoch nicht nur eine wissenschaftliche Entdeckung dar, sondern birgt auch technologische Geheimnisse, die, wenn sie in die falschen Hände geraten, verheerende Folgen für die Galaxis haben könnten. Picard und seine Crew müssen abwägen, wie sie mit dieser Entdeckung umgehen, während sich die politischen Spannungen weiter zuspitzen.

Data ist von dem Artefakt besonders fasziniert, da es möglicherweise Hinweise auf künstliche Lebensformen enthält, die sich unabhängig entwickelt haben, was ihn zu tiefen philosophischen Überlegungen führt, die im Verlauf der Handlung immer wieder aufgegriffen werden. Worf wird derweil mit einem klingonischen Botschafter konfrontiert, der ihn dazu drängt, mehr für sein klingonisches Erbe einzutreten und seine Loyalität zur Sternenflotte zu überdenken. Diese Begegnung stellt Worf vor ein moralisches Dilemma, da er nicht nur seine eigene Identität hinterfragt, sondern auch, wie er seine Pflicht als Sicherheitsoffizier der Föderation erfüllen kann, wenn persönliche Interessen im Weg stehen.

Die Handlung folgt einem doppelten Erzählstrang: Während die politische Ebene des Konflikts im Vordergrund steht, wird parallel die Entwicklung der Crew beleuchtet, die unter den veränderten Umständen leidet. Besonders Picards moralisches Dilemma – wie weit er gehen darf, um Frieden zu sichern – zieht sich als zentrales Motiv durch das Buch.

Die politischen Verhandlungen spitzen sich dramatisch zu, als eine der beiden Konfliktparteien eine verdeckte Aktion startet, um die gegnerische Regierung zu bestrafen, was beinahe zu einem offenen Krieg führt. Picard muss seine ganze Erfahrung einsetzen, um eine Eskalation zu verhindern, während die Crew der Enterprise mit der Analyse des Artefakts und der wachsenden Gefahr durch einen unbekannten Feind beschäftigt ist, der die Spannungen innerhalb der Föderation zu nutzen versucht. Letztlich muss Picard eine moralisch schwierige Entscheidung treffen: Soll er das Artefakt, das potenziell als Waffe genutzt werden könnte, zerstören oder es der Föderation übergeben, um es zu sichern?

Der Roman endet mit einem offenen Ausgang, bei dem die politischen Konflikte innerhalb der Föderation nur oberflächlich gelöst werden, während Picard und seine Crew erkennen, dass der wahre Wandel gerade erst begonnen hat und dass ihre Entscheidungen die Zukunft der Föderation für immer beeinflussen könnten.

Charakterentwicklung

Der Roman glänzt für mich vor allem durch seine tiefgehende Charakterarbeit.

  • Jean-Luc Picard: Der Captain ist die zentrale Figur der Geschichte. Picard wirkt nachdenklicher und verletzlicher als je zuvor, was ihn für Leser, die mit seiner Figur vertraut sind, noch faszinierender macht. Besonders bemerkenswert ist eine Rückblende, in der Picard auf sein Verhalten während der ersten Enterprise-D-Jahre zurückblickt und sich fragt, ob er stets die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Dieses Element könnte als Anspielung auf frühere Star Trek-Episoden wie Die alte Enterprise (TNG , Staffel 3) gesehen werden.
  • Data: Datas Entwicklung ist subtil, aber wirkungsvoll. Seine Faszination für den Begriff „Wandel“ – sowohl technologisch als auch gesellschaftlich – sorgt für einige der philosophischsten Dialoge im Buch. Ein Highlight ist ein Gespräch zwischen Data und Picard, das an Szenen aus Episoden wie Wem gehört Data? erinnert.
  • Worf: Der Sicherheitschef spielt eine kleinere, aber dennoch prägnante Rolle. Seine Loyalität gegenüber der Sternenflotte wird infrage gestellt, als er auf einen klingonischen Botschafter trifft, der Worfs Identität und Werte herausfordert. Hier wird deutlich, dass Worf nicht nur ein Krieger ist, sondern sich zunehmend als Brücke zwischen zwei Welten sieht.

Die neuen Figuren sind solide, wenn auch nicht überragend ausgearbeitet. Besonders eine Sternenflotten-Diplomatin, die Picard zur Seite gestellt wird, wirkt anfangs klischeehaft. Sie entwickelt sich jedoch im Laufe des Buches zu einer tragenden Figur, die eine interessante Parallele zu Picards früheren Verhandlungen in Star Trek VI: Das unentdeckte Land aufweist.

Sprachstil und Atmosphäre

Den Schreibstil finde ich angenehm flüssig, in den politischen Szenen jedoch teilweise etwas zu technisch. Die Atmosphäre an Bord der Enterprise wird eindrucksvoll beschrieben. Besonders die Darstellung des Konferenzraums und der Brücke vermittelt ein vertrautes Star Trek-Gefühl, das den Leser sofort in die Welt hineinzieht. Die Dialoge – insbesondere zwischen Picard und Data – sind ein Highlight und fangen den philosophischen Kern der Serie ein.

Trivia und Fun Facts

1. Das Buch wurde von John Vornholt geschrieben, der bereits in der Vergangenheit für Star Trek-Romane bekannt war. Seine Werke zeichnen sich oft durch eine spannende Balance zwischen klassischen Star Trek-Themen und frischen Ideen aus. Die deutsche Übersetzung stammt von Björn Sülter, einem etablierten Übersetzer und Star Trek-Experten, der auch andere Werke aus dem Star Trek-Universum für den Cross Cult Verlag betreut.

2. Das Buch füllt eine Lücke in der Star Trek: The Next Generation-Erzählung. Es spielt im Jahr 2378, also kurz nach den Ereignissen des neunten Films (Der Aufstand) und vor dem zehnten Film (Nemesis). Dies gibt den Fans Einblicke in die Zeit, in der die Crew Veränderungen und Herausforderungen bewältigen musste, bevor einige Mitglieder die Enterprise verlassen haben.

3. Easter Eggs für Fans: Die Handlung enthält nostalgische Rückblicke auf Serienereignisse und greift bekannte Charaktereigenschaften auf, wie Picards moralisches Dilemma und Datas Neugier. Wesley Crusher taucht auf, und das Buch gibt Hinweise darauf, was er seit seinem mysteriösen Verschwinden erlebt hat – ein Detail, das Fans seit seiner letzten Serienepisode interessiert.

4. Die Ontailianer, eine neue Alien-Rasse und frisch in die Föderation aufgenommen, sind in der Handlung prominent vertreten. Ihr „heiliges Ritual“ im Rashanar-Sektor birgt jedoch Überraschungen und stellt die ethischen Prinzipien der Föderation in Frage. Gleichzeitig wird eine weitere Alien-Rasse eingeführt, die von der Zerstörung nach dem Dominion-Krieg profitiert.

5. Der Rashanar-Sektor wird als ein düsterer, gefährlicher Schauplatz beschrieben, geprägt von den Überresten zerstörter Schiffe aus dem Dominion-Krieg. Dies verstärkt die melancholische und bedrohliche Stimmung, die Fans von The Next Generation an episodenhafte Konflikte erinnern könnte.

6. Vornholt wurde für seine detaillierte Weltbeschreibung und sein Gespür für die Star Trek-Atmosphäre gelobt. Kritik gab es jedoch an einigen Charakterentscheidungen, insbesondere bei Captain Picard, dessen Verhalten teils ungewöhnlich für ihn erscheint. Dies könnte jedoch als bewusster Kniff betrachtet werden, um die Spannung und emotionale Tiefe zu erhöhen. Mich hat es aber nicht gestört, sondern ich fand es interessant, mal andere Sichtweisen und Entscheidungen zu lesen.

Insgesamt ist das Buch nicht nur ein Übergang zwischen Filmen und Serien, sondern auch ein eigenständiger Beitrag, der Star Trek-Themen wie Ethik, Entdeckungsfreude und den Umgang mit Verlust tiefgründig beleuchtet. Was mich an diesem Buch so faszinierte: Auch wenn man paar Tage nicht gelesen hat, wird man direkt wieder in die Geschichte hineingezogen.

Fazit

Star Trek – Zeit des Wandels, Teil 1: Geburt ist ein starker Start in eine neue Ära von Star Trek-Literatur. Der Roman verbindet politische Spannung, persönliche Konflikte und philosophische Fragen auf gekonnte Weise. Trotz einiger Schwächen in der Erzählung überzeugt mich das Buch durch seine thematische Tiefe und die liebevolle Behandlung der bekannten Charaktere. Fans werden besonders die vielen Easter Eggs und Anspielungen auf frühere Abenteuer erkennen und schätzen, während neue Leser von der emotionalen und moralischen Dimension des Romans angezogen werden könnten.

Info

Autor: John Vornholt
Titel: Star Trek – Zeit des Wandels, Teil 1: Geburt
Serie: Star Trek – Zeit des Wandels
Originaltitel: Star Trek – A Time to Be Born
Übersetzer: Björn Sülter
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 11/2023
Einband: Taschenbuch
Seiten: 320
ISBN: 978-3-98666-162-5
Sonstige Informationen: Produktseite


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Warpskala

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Total Score

Positiv

  • Der Roman beleuchtet gekonnt die politischen Intrigen der Föderation, ohne dabei die moralischen Fragen zu vernachlässigen.
  • Picards Konflikte, Datas Philosophie und Worfs Identitätssuche sind Höhepunkte des Buches.
  • Der Autor streut zahlreiche Anspielungen ein, die Star Trek-Kenner begeistern dürften

Negativ

  • Einige Abschnitte, vor allem in der Mitte des Buches, sind stark dialoglastig und bremsen das Tempo der Handlung.
  • Manche Wendungen – wie die wahre Absicht der politischen Intrigen – sind relativ früh zu erahnen.

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