Wenn diese Episode eins beweist, dann ist es die Tatsache, dass Morpheus sich von nichts und niemanden einschüchtern lässt.
Facettenreich
Morpheus (Tom Sturridge) geht auf den Erpressungsversuch Azazels (Wil Coban) nicht direkt ein. Stattdessen schickt er ihn zurück in dessen Gemächer und geht in der Nacht durch sein Reich. Wo er schon bald auf die Elfin Nuala (Ann Skelly), die nicht schlafen gehen. Sie erinnert ihn an ihr ersten Treffen im Jahr 1593, was den Herr der Träume schließlich hilft, einen Entschluss zu fassen.
Am nächsten Tag versammeln sich alle Gäste und Dream beginnt jedem einzelnen von ihm zu erzählen, wieso die Gruppe, die er repräsentiert nicht in Frage kommt. Am Ende trifft er jedoch eine Wahl, mit der allerdings nicht alle einverstanden sind. Jemand greift ihn an, unterschätzt jedoch die Macht, die der Herr der Träume in seinem Reich besitzt.
Mehr Teufel, als die weite Hölle fasst ist eine Folge mit vielen Facetten, genau wie ihr Protagonist. Einerseits werden hier einige Plots der aktuellen zweiten Staffel beendet. Andererseits zeigt sich auch, dass Dream aus den Erfahrungen, die er zuletzt hatte, gelernt hat. Ebenso, wie präsentiert wird, dass sogar der Herr der Träume sich wie jemand aufführen kann, der sich um seine Liebsten sorgt. Und dann ist da noch die Rückblende.
Potential nicht genutzt
Die Ausgabe, auf der diese basiert, gilt mit als eine der besten der an Highlights nicht eben armen Comicserie. Weil es faszinierend ist, wenn man hier sah, wie Shakespeares berühmtes Theaterstück Ein Sommernachtstraum in dem ebenfalls berühmten Kosmos der Comicreihe einen vollkommen neuen Kontext kriegte. Die Story war damals traumhaft umgesetzt.
Doch hier im Kontext der Serie wird ihr Potenzial vergeudet. Anstatt aus der Vorlage eine einzige Episode zu machen, wird daraus eine extensive Rückblende gemacht, die jedoch im Zusammenhang der Haupthandlung wie ein Fremdkörper wirkt. Es passt einfach nicht zum Geschehen.
Allerdings ist dies der einzige Wermutstropfen, den diese Episode hat. Denn ansonsten kann sie begeistern. Eben wegen dieser Vielzahl an unterschiedlichen Facetten.
Warnungen ignoriert
Die Suche nach dem neuen Herrscher über die Hölle ist dabei nur der Aufhänger. Zwar mag es vordergründig darum gehen. Doch in Wahrheit dreht sich die Handlung um etwas anderes: nämlich Morpheus Versuch, seine Geliebte Nada zurückzukriegen. Die ja über weite Teile der Episode eine Gefangene von Azazel ist.
Dabei zeigt sich diverse Male, dass Morpheus in seinem Reich ein erstaunlich mächtiges Wesen ist. Als Azazel ihn bedroht, schickt er ihn einfach zurück in sein Gemach, in dem er ihn in Sand verwandelt. Doch der Dämon scheint die Implikation, dass Dream weitaus stärker ist, als er selbst, zu ignorieren. Und wird dann, als er ihn in der zweiten Hälfte der Folge direkt angreift, von dem Herren der Träume problemlos zurechtgestutzt und gefangen genommen.
Der Moment, wo dies geschieht, ist eine gelungene und coole Szene. Die einmal mehr zeigt, zu was Dream fähig ist. Bzw. wieso es keine gute Idee ist, ihn zu unterschätzen oder zu bedrohen.
Hier wurde wohl jemand manipuliert
Eine vollkommen andere Seite zeigt sich, als es ihm gelingt, Nada zu befreien. Zu sehen, wie er sich um sie sorgt, wie er Luzien ständig fragt, ob es ihr gut geht, lässt ihn wie einen frisch verliebten Menschen wirken. Der dann allerdings beim ersten richtigen Wiedersehen mit ihr einen ordentlichen Dämpfer verpasst kriegt.
Denn die Königin der ersten Stadt vergibt Morpheus nicht. Sie ist, zu Recht, immer noch sauer, dass er sie in die Hölle verbannt hat. Und dass er sie zehntausend Jahre dort hat sitzen lassen, nur um sie jetzt zu befreien. Zu Recht sagt sie, dass Dream sie nicht wirklich liebt. Sondern er von dem Verlangen besessen ist, etwas Unerreichbares zu besitzen. Und da Verlangen im Englischen auch Desire heißen kann, wie Dreams Schwester, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass diese hier ihre Finger im Spiel hat.
In jedem Fall lässt Dream sie widerwillig in die wache Welt gehen. Und man merkt, wie sehr ihm das widerstrebt. Hier muss man die Schauspielleistung von Tom Sturridge wirklich loben, der mit wenigen Nuancen mehr ausdrückt, als viele andere Schauspieler. Eben deshalb wirken die Momente, wo sein Morpheus offen Emotionen zeigt, so verstörend. Weil es eine Art Anzeichen dafür ist, dass der Herr der Träume sich nicht mehr kontrolliert.
Wie gesagt, abgesehen von dem einen Plot ist dies eine gute Folge. Womit jetzt der erste große Handlungsbogen der zweiten Staffel nach drei Episoden abgeschlossen worden ist. Wobei natürlich offen ist, was dann in der nächsten Folge geschehen wird.
Info
Regie: Jamie Childs
Drehbuch: Alexander Wise
Showrunner: Allan Heinberg
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