Dieser Roman ist ein gutes Beispiel dafür, wie man eine interessante Prämisse nicht umsetzt.

Eine interessante Idee
Lange lebte das Reich Er-Lang für sich alleine. Bis eines Tages die Römer aus ihrer Welt rüberkamen und das Reich nach und nach eroberten. Deren Militär und ihre überlegene Technologie sorgten dafür, dass jegliche Gegenwehr am Ende umsonst war. Seitdem bauen die Römer ihre Macht weiter aus und überschwemmen das Reich mit Opium.
Ruying ist die jüngste Tochter einer verarmten Adelsfamilie. Sie hat in vielfacher Hinsicht darunter zu leiden, dass ihr Vater den Reichtum der Familie vergeudet hat, dass ihre ältere Schwester opiumabhängig ist und dass sie selber über eine grausame Gabe verfügt: Sie kann anderen Menschen mit bloßer Berührung den Tod bringen. Eine Fähigkeit, die schon bald das Interesse des römischen Prinzen Antonius erweckt. Der schließlich sie und ihre Gabe dafür verwenden möchte, angeblich für Ruhe und Frieden zu sorgen.
To Gaze Upon Wicked Gods: Falsche Götter hat eine interessante Prämisse: Was wäre, wenn zwei der mächtigsten Reiche der Weltgeschichte aufeinandertrafen? Das wären im Buch von Moily X. Chang auf der einen Seite das chinesische Kaiserreich (Hier Er-Lang) und auf der anderen Seite das römische Imperium. Und um das ganze spannender zu machen, lässt sie die Römer militärisch und technologisch weiterentwickelter sein, sowie aus einem anderen Universum kommen. Und lässt im Reiche Er-Lang Menschen auftreten, deren Fähigkeiten stellenweise sehr an die von Marvels Mutanten erinnern.
Historische Parallelen
Repräsentiert werden diese beiden Reiche durch zwei Charaktere. Hauptfigur ist Ruying, die die eben erwähnte Fähigkeit hat, den Tod zu bringen. Sie begegnet schon bald dem charismatischen Prinzen Antonius, der schon bald Großes mit ihr vorhat.
Molly X. Chang ist gebürtige Chinesin, die mit mandschurischer Folklore aufwuchs. Sie lernte mit 13 Jahre Englisch und fing mit 16 an, erste Geschichten auf der Onlineplattform Wattpad zu posten, wo sie schon bald eine Riesenfollowerschaft aufbaute. Aktuell lebt sie in London, Großbritannien.
Wie gesagt, die Prämisse, die Ausgangslage und die Welten ihres Romans haben etwas für sich. Ein Aufeinandertreffen zweier Zivilisationen, die in der realen Weltgeschichte ihre deutlichen Fußstapfen hinterlassen hatten. Hinzu kommen dann auch noch Parallelen zu der Zeit, als Großbritannien versuchte, in China Fuß zu fassen und dabei Hongkong kurzerhand in ihren Besitz übernahm und das Land mit Opium überschwemmte. Alles Zutaten, die im Grunde für einen spannenden und abwechslungsreichen Roman sorgen könnten.
Ein entsetzlicher Abbau
Doch nach einem vielversprechenden Beginn baut das Buch ab. Es fängt an zu langweilen und irgendwann ist man von den Ereignissen auch nur noch furchtbar genervt. Das hat vielerlei Gründe, doch hauptsächlich liegt es an der Protagonistin.
Ruying stammt aus einem Haus, wo Mädchen kleingehalten wurden und wo sie auch auf Grund ihrer Fähigkeit eine Außenseiterin war. Entsprechend wird sie nicht viel besser als eine Kakerlake behandelt, die sich für ihre Familie den Arsch aufreißt und als Dank Beleidigungen oder schlimmeres zurückkriegt. Was sie allerdings nicht wahrhaben will.
Dementsprechend hat man es mit einer Figur zu tun, die alles ist, nur nicht selbstständig. Stattdessen hat man es die ganze Zeit mit einem passiven Charakter zu tun, die sich herumschubsen lässt und gefühlt immer nur dem jeweils stärkeren hörig ist. Was dann später Antonius ist.
Sehr vorhersehbar
Der ihr das Blaue vom Himmel verspricht, unter anderem eine bessere Beziehung zwischen den beiden Reichen. Und sie am Ende dann doch nur für seine eigenen Zwecke missbraucht. Was natürlich für den Leser von Anfang vorhersehbar ist. Nimmt man noch hinzu, dass die Autorin versucht eine Romanze zwischen den beiden aufzubauen, kann man sich schon fast denken, wieso das Lesen dieses Buchs sehr schnell zu einer Qual wird. Denn selbstverständlich wird nicht darauf geachtet, dass da auch ein Funke zwischen den beiden entsteht, der für etwaige romantische Gefühle sorgen könnte. Davon ist nichts zu spüren.
Die Autorin versucht ihr Bestes. Doch das ist in diesem Fall nicht ausreichend, um den Leser zu unterhalten oder bei Laune zu halten. Bleibt nur zu hoffen, dass die Fortsetzung besser sein wird.
Info
Autorin: Molly X. Chang
Übersetzer: Isabelle Gore
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 05/2024
Einband: Gebunden
Seiten: 461
ISBN: 978-3-98666-542-5
Sonstige Informationen: Produktseite
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