Dieser Film lässt sich wie folgt zusammenfassen: Drei Verrückte versuchen die Welt zu retten.
Sehr vielseitig
Wie soll man einen Film wie 12 Monkeys am besten beschreiben? Einerseits ist es ein klassisches Zeitreiseabenteuer, wo durch Zeitreise verhindert werden soll, dass eine düstere Zukunft entsteht. Andererseits ist es aber auch ein Werk, dass typisch für den Regisseur bizarr ist. Und dann sind da noch die Protagonisten, bei denen man im Laufe der Zeit das Gefühl hat, dass sie alle einen mehr oder weniger großen psychischen Knacks haben. Es geht um Hoffnung, um Überlieferungen und was dabei an Bedeutung verloren gehen kann. Kurzum, es ist ein vielseitiger Kinofilm.
Ein Film, dessen Ursprung man im Jahr 1962 verorten kann. Denn damals kam der französische Kurzfilm La Jetée heraus. Ein Werk, dass den Executive Producer Robert Kosberg so gut gefiel, dass er dessen Regisseur Chris Marker davon überzeugte, dass er (Kosberg) es als Basis für einen abendfüllenden Kinofilm an Universal Pictures pitchen sollte.
Und Universal ließ sich überzeugen. Sie kauften die Remake-Rechte an dem Kurzfilm und heuerten David (Blade Runner) und Janet Peoples an, um das Drehbuch zu schreiben. Produzent Charles Roven stellte Terry Gilliam (Brazil) als Regisseur ein, weil er das Gefühl hatte, dass dessen Filmstil für 12 Monkeys wie perfekt geeignet sei.
Die Stars stehen bereit
Terry Gilliam hatte zunächst Bedenken. Er hielt das Skript als zu komplex, um es anzugehen. Obwohl er es andererseits ebenfalls in höchsten Tönen lobte. Vielleicht lag es auch daran, dass der Filmemacher normalerweise gewohnt war, an den Drehbüchern mit Hand anzulegen. Weshalb dieser Film erst sein zweites Werk war, wo er dies nicht tat.
Universal Pictures ließ sich dann Zeit, grünes Licht zu geben. Und das, obwohl der Regisseur schon zwei Darsteller, Bruce Willis und Brad Pitt, sowie ein Budget, nämlich für Hollywood-Verhältnisse niedrige 29,5 Millionen US Dollar, bereit hatte. Grund dafür war Waterworld, der Universal deutlich mehr gekostet hatte, als ursprünglich geplant und der das Geld dann auch nicht wieder einspielte. Letzten Endes kam Bewegung in die Sache, als Gilliam Willis fragte, ob dieser bereit sei, ebenfalls für weniger Gage anzutreten, was der Darsteller am Ende tat.
Terry Gilliam erhielt dann auch noch das Recht des finalen Cuts. Und er sagte später aus, dass er zum Zeitpunkt der Produktion La Jetée nie gesehen hatte.
Immer schön aufs Geld achten
Für den Cast hatte der Regisseur ursprünglich vor, Nick Nolte in der Rolle des James Cole und Jeff Bridges als Jeffrey Goines zu casten. Doch Universal Pictures lehnte dies ab. Weshalb der Filmemacher am Ende Bruce Willis als Cole und Brad Pitt als Jeffrey Goines anheuerte. Die weibliche Hauptrolle der Dr. Kathryn Railly ging an Madeleine Stowe, derweil Christopher Plummer zu Dr. Leland Goines wurde.
Interessanterweise war Brad Pitt zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch ein relativ unbekannter Star. Insofern war es glückliches Timing, das bis zur Filmpremiere sein Stern anfing zu steigen, dank Filmen wie Interview mit einem Vampir oder Sieben. Das sorgte für zusätzliche Aufmerksamkeit.
Außerdem war Terry Gilliam peinlichst darauf bedacht, das Filmbudget nicht zu überziehen. Denn bei einem seiner vorherigen Filme Die Abenteuer des Baron Münchhausen war dies der Fall, wofür er immer noch von einigen gekreuzigt wurde. Am Ende schaffte er es, trotz eines niedrigen Budgets unterhalb der erlaubten Summe zu bleiben und die Dreharbeiten nur um eine Woche zu überziehen.
„Freiwillige“ vor
12 Monkeys feierte am 29. Dezember 1995 seine Weltpremiere. Und der Film sollte schnell zu einem Erfolg werden, der mit 168,80 Millionen US Dollar sein ursprünglichen Filmbudget von 29 Millionen US Dollar mehrfach wieder einspielte.
Im Jahr 2035 hat ein Virus die Menschheit dezimiert. Die Überlebenden haben sich in den Untergrund zurückgezogen und schicken regelmäßig „Freiwillige“ an die Oberfläche, um zu überprüfen, ob sie wieder lebenswert ist. Der gefangene James Cole ist so einer. Und er wird noch dazu ausgewählt, um zurück in die Zeit zu reisen, um die Katastrophe aufzuhalten. Dabei wird er von Visionen geplagt, in denen er wiederholt eine Verfolgungsjagd zu Fuß und eine Schießerei an einem Flughafen sieht.
Die Reise zurück in die Vergangenheit läuft nicht perfekt. Anstatt im Jahr 1996 anzukommen, dem Jahr, wo das Virus von der 12 Monkey-Armee freigelassen worden ist, landet er 1990. Und landet danach erst mal in der Irrenanstalt. Wo er nicht nur den durchgeknallten Jeffrey Goines kennenlernt. Sondern ebenso die Psychologin Dr. Kathryn Railly. Was sich später als schicksalhafte Begegnungen erweisen sollen.
Eine zeitlose Geschichte
30 Jahre ist es her, dass 12 Monkeys herausgekommen ist. Und der Film ist in all diesen Jahren sehr gut gealtert. Es hilft, dass die Story zeitlos ist und auf überbordende Spezialeffekte verzichtet wird. Wie man auch anhand der Zeitreise sieht. Die im Prinzip so aussieht, dass James Cole in dem einen Moment in der einen und dann im nächsten in der anderen Zeit ist. Wie er genau dorthin gekommen ist, das wird nicht gezeigt.
Und gleichzeitig spielt der Film mit den Erwartungen des Zuschauers. Denn dieser will im Grunde genommen die ganze Zeit mit neuen Entwicklungen gefüttert werden. Mit Infos über die 12 Monkey-Armee, darüber, wie das Virus überhaupt erst entstanden und freigelassen worden ist. Oder ob und wie es James Cole gelingen könnte, die Zeit zu verändern.
Und Terry Gilliam scheint diese Erwartungen zu erfüllen. Man lernt diese zwölf Affen Armee kennen, erfährt, was sie wollen und aus welchen Personen sie sich zusammensetzen. Man lernt ebenfalls ihren charismatischen, aber auch völlig durchgeknallten Anführer Jeffrey Goines kennen, dessen Vater Dr. Leland Goines ein Virologe ist. Gleichzeitig deutet einiges darauf hin, dass die Handlung mit einem Happy End enden könnten.
Wird es ein Happy oder ein Unhappy Ending werden?
Doch gleichzeitig streut der Regisseur immer wieder Details ein, die auf das Gegenteil hindeuten, dass irgendwann eine Katastrophe geschehen könnte. Die Vision, die Bruce Willis Charakter ständig hat, sorgt vor allem dafür. Dabei stellt sich am Ende wiederholt die Frage, was genau diese Vision bedeutet, woher sie stammt und wieso sie James Cole überhaupt hat.
Diese Frage wird dann im Finale beantwortet. Es ist ein Ende, das einen umhaut. Weil man dieser Auflösung nicht gerechnet hat. Weil das, was hier geschieht, einen schockiert. Und weil man es so nicht hat kommen sehen.
Und doch ist dies nicht das einzige Interessante an diesem Film. Es sind noch andere Aspekte, die ihn so einzigartig machen. Denn das Protagonistentrio eint vor allem eine Sache: Sie alle haben in der einen oder anderen Form mentale Probleme.
Jeder hat seinen Knacks
Bei Jeffrey Goines ist es offensichtlich. Brad Pitt spielt die Figur super. Er ist hyperaktiv und hat diverse Ticks, die deutlich machen, dass in seinem Kopf etwas nicht stimmt. Dass er, im wahrsten Sinne des Wortes, durchgeknallt ist. Womit allerdings auch eine falsche Fährte gelegt ist.
Bei Madeleine Stowes Figur ist es ironisch. Sie ist Psychologin, hat also mit geisteskranken Menschen zu tun. Nur um dann ein offensichtliches Stockholm-Syndrom zu entwickeln, nachdem sie von James Cole entführt wird. Das wird ebenfalls im Film angesprochen, dass sie das haben könnte. Und auch wenn sie dies vehement verneint, wirkt das nicht glaubwürdig. Die Figur wird als intelligent und einfühlsam dargestellt.
Womit nur noch Bruce Willis James Cole überbleibt. Bei ihm stellt sich die ganze Zeit die Frage, ob er verrückt ist oder nicht. Seine Schilderungen der Zukunft und der kommenden Katastrophe lassen ihn in der Vergangenheit durchgedreht erscheinen. Derweil sein Agieren nach den ersten Zeitreisen, inklusive seines Durchdrehens am Ende, weil er unbedingt zurückreisen, es so wirken lassen, als ob er wegen dem ständigen durch die Zeit reisen den Verstand verliert.
Eine kalte Welt
Und doch sind sie nicht die wahren Verrückten. Das ist eben auch der gelungene Plottwist, der diesen Film so genial macht. Dass nämlich der weltenzerstörende Wahnsinn nicht bei den offensichtlichen Kandidaten zu finden ist. Sondern bei einer Figur, die man eher so nebenbei kennenlernt und dann stellenweise vergisst.
Interessant ist ebenso, wie Terry Gilliam die Welt darstellt. Er verzichtet fast völlig auf warme Farben. Alles wirkt kalt oder, in der Zukunft, bizarr und menschenfeindlich. Weshalb es auch optisch keinen Unterschied zwischen den Zeiten gibt.
12 Monkeys ist ein Meisterwerk. Ein großartiger SciFi-Film, der sehr facettenreich ist.
Warpskala
Warpskala- 12 Monkeys (1995) - 29. Dezember 2025
- Titans – 03 – Ariadne - 29. Dezember 2025
- Tarzan – Am Mittelpunkt der Erde - 28. Dezember 2025
