Leider ist dies die schlechteste aller Adaptionen des Werkes von Edgar Rice Burroughs.

Das kommt einem bekannt vor
Der Prospektor David Innes und der Erfinder Abner Perry schaffen Außergewöhnliches. Mit Hilfe eines selbst entwickelten Bohrfahrzeugs bohren sie sich durch den Erdmantel und landen im Inneren der Erde. Wo sie auf eine grüne Welt stoßen, in der prähistorische Tiere leben, ebenso wie verschiedenste Entwicklungsstufen von Menschen.
Doch schon bald geraten sie in Gefahr. Sie lernen die wahren Machthaber dieser Welt kennen, ebenso wie sie viel über die Riten und Sitten kennenlernen. Und am Ende kommt es auf ihre Gewitztheit an, um den entscheidenden Vorteil für die Menschen hervorzuholen.
Moment: Ein abgeschotteter Teil der Erde, wo prähistorische Kreaturen und unterschiedliche Entwicklungsstufen des Menschen parallel leben? Hatten wir das nicht eben erst in Form von Das Vergessene Land? Zugegeben, oberflächlich gibt es zwischen diesem Band und Am Mittelpunkt der Erde Parallelen. Doch sind diese, wie gesagt, oberflächlich und zu vernachlässigen.
Unterschiede waren und sind vorhanden
Denn Edgar Rice Burroughs hat bereits damals durchaus einige Unterschiede eingebaut. So ist der Aufbau der Welt, die unter der Erdoberfläche existiert, anders, als jenes vergessene Land. So existieren hier Kreaturen, die kraft ihres Verstandes andere versklaven und die auch im Laufe der Story eine wichtige Rolle innehaben.
Für die Adaption verantwortlich zeigt sich dieses Mal Jean-David Morvan. Er hat zuvor unter anderem die Herkules-Saga in die Moderne transportiert oder den ersten Band von Conan, der Cimmerier: Die Königin der Schwarzen Küste geschrieben. Für die Illustrationen ist Rafael Ortiz zuständig, für den dies das Splitter-Debüt darstellt.
Das Album schlägt dabei von Anfang an ein hohes Handlungstempo an. Die wenigen Pausen, die es zu Beginn gibt, dauern nicht lange und dann geht es schon wieder weiter. Das ist etwas, was der Comic mit dem Roman gemein hat, wo das Tempo der Ereignisse ebenfalls anfänglich hoch war.
Das Niveau wird nicht gehalten
Es ist wirklich eine faszinierende Welt, die Edgar Rice Burroughs hier entwickelt hat. Eine, in der die Sonne niemals untergeht. Und eine in der es jede Menge Geheimnisse gibt, wie beispielsweise Hinterlassenschaften einer Zivilisation, die für die Verhältnisse der inneren Erde hoch entwickelt war. Ebenso, wie dann da auch noch diese merkwürdigen Wesen sind, die anscheinend wirklich die Macht in dieser Welt haben. Wenn man all dies so liest, dann kann man schon verstehen, wieso das Konzept einer Hohlwelt gerne immer wieder verwendet wird, unter anderem in dem Godzilla und King Kong-Filmen von Legendary Pictures.
Allerdings schafft es die Adaption nicht, das Niveau der beiden anderen Alben zu halten. Stattdessen ist dies sogar eine kleine Enttäuschung. Was jetzt nicht an großen handwerklichen Fehlern liegt, sondern vielmehr an vielen kleinen.
So hält sich Jean-David Morvan, anders als sein Kollege Corberyan, sehr nahe an der Vorlage. Die einzigen Freiheiten, die er sich nimmt, sind am Beginn und am Ende. Und das sind dann auch leider die großen Schwachpunkte des Albums. Gemeint ist, dass er weder den Anfang noch das Finale der Buchvorlage adaptiert. Stattdessen beginnt und endet seine Geschichte einfach so. Es gibt keine großartigen Erklärungen, wer die Charaktere sind oder woher sie kommen. Man muss ihre Existenz also einfach so akzeptieren.
Schwache Illustrationen
Auch muss man hier das Fehlen einer starken Frau bemängeln, die Teil des Maincasts ist. Hier wurde man von Corberyan enorm verwöhnt, weshalb einem das Fehlen hier besonders auffällt. Dian wird zwar als selbstbewusste Person dargestellt, erhält aber längst nicht so viel Auftritte, wie man es sich wünschen würde.
Und dann sind da die Illustrationen von Rafael Ortiz. Der zwar über weite Teile ein hohes Niveau beibehält. Aber der dann auch immer wieder Panels einbaut, wo seine Zeichnungen ins Karikaturenhafte abrutschen. Und das ist etwas, was einem natürlich negativ auffällt.
Es ist schade, dass Am Mittelpunkt der Erde eine im Vergleich so enttäuschende Adaption ist.
Info
Szenario: Jean-David Morvan
Zeichnungen: Rafael Ortiz
Farbe: Hiroyuki Oshima, The Tribe
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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