Der Na’vi So’lek muss die Auslöschung seines gesamten Stammes verarbeiten.
Handlung
In der großen Schlacht gegen die Himmelsmenschen wurde der Stamm der Trr’ong fast komplett ausgelöscht. Nur So‘lek und Txuratrri sind noch übrig. Da Letztere schwer verletzt ist, bringt So‘lek sie zum Seelenbaum. Dort hat er selbst eine Vision von seinem Urahn Hawnutu’un, über den immer noch Legenden erzählt werden. Hawnutu‘un soll einst einen Palulukan gebändigt, sich in Panzer der Txursum gekleidet, die Höhle eines Natang betreten und am westlichen Rand des Landes gestanden haben, als die Wintersterne in den Himmel eintauchten.
Beim Erwachen aus seiner Vision muss So’lek feststellen, dass Txurattri zwischenzeitlich verstorben ist. Er ist nun der letzte der Trr’ong und fasst den Entschluss, Hawnutu’uns Weg zu folgen, um seinem Clan die letzte Ehre zu erweisen. Seine erste Station ist der Stamm der Anurai, dessen Gebräuche ihm von Entok gelehrt werden. Während er lernt, aus Knochen Flöten zu schnitzen, übt er sich gleichzeitig in Geduld. Erst als er einen verwundeten Palulukan findet und vor einem hungrigen Artgenossen rettet, kann er eine Vertrauensbasis zu dem Raubtier aufbauen und es schlussendlich domestizieren.
Das Angebot der Tsahík, sich dem Clan der Anurai anzuschließen, lehnt So’lek schweren Herzens ab, da sein Pfad noch nicht vollendet ist. Als nächstes zieht es ihn ins Gebiet der Tipani, die verborgen im Wald leben und sich nur dann zeigen, wenn sie gefunden werden wollen. Es vergehen eineinhalb Jahre, bevor sich So‘leks Geduld auszahlt und die Tipani schlussendlich neugierig auf ihn werden. Die Stammestochter Rimu lehrt ihn, sich lautlos zu bewegen, was eine Grundvoraussetzung ist, um an den Panzer eines Txursum zu gelangen. Dazu muss das flinke Wesen nicht einmal getötet werden, da sich seine Spezies irgendwann von selbst häutet.
Es vergehen zwei Jahre, bis So’lek seinen gewünschten Panzer erhält. Eine lange Zeit, in der er sich in Rimu verliebt. Doch als diese sich wieder unsichtbar macht, zieht er weiter, auf der Suche nach einer Nantang-Höhle. Ein Rudel dieser Raubtiere verwundet ihn schwer, sodass er in deren Höhle sein Bewusstsein verliert. Er hat eine erneute Vision von Hawnutu’un, der ihm sagt, dass es keine Schmach sei, wenn er sich nun seinen Ahnen anschließe. Doch noch ist er nicht tot.
Drei Wochen später erwacht er im Zelt der Heilerin Syanan vom Stamm der Tawkami. Von ihr lernt er alles über Heilkräuter, während seine Wunden heilen. Als eines Tages drei Clanmitglieder in der Nantang-Höhle verschüttet werden, hilft er, sie zu befreien und wiederzubeleben. Da er selbst wieder genesen ist und von Syanan nichts Neues mehr lernen kann, setzt er seine Reise fort.
Seine letzte Station ist ein schwebender Felsen, von dem aus er die Aurora sehen will, welche in dieser Region nur alle vier Jahre auftritt. Dies wird ihm jedoch von der Ankunft der Himmelsmenschen verhagelt. Nach 14 Jahren sind die Invasoren von der Erde zurück und das stärker denn je. So’lek kann einen ihrer Helikopter zum Absturz bringen, verliert dabei jedoch das Bewusstsein und wird gefangen genommen. Man verlangt von ihm, den Standort der Na’vi preiszugeben, andernfalls wolle man den Wald großflächig bombardieren.
Die Zelle teilt er sich mit dem Menschen Tremayne, der ihn in der Sprache der Na’vi anspricht und behauptet, zu einer Gruppe Himmelsmenschen zu gehören, die auf der Seite Eywas stehen und gegen die Resources Development Administration (R.D.A.) kämpfen. Als Zeichen des guten Willens reicht Tremayne ihm einen Spiegel, mit der der Angekettete die Aurora sehen kann, wegen der er gekommen war. Später gelingt es dem Erdling, einer Wache unbemerkt eine Fernbedienung abzunehmen, mit der er die Fesseln lösen kann.
Zunächst hält So’lek alles für einen Trick, doch ergreift er die Chance zur Flucht. Als Tremayne ihm das Leben rettet, indem dieser einen anderen Menschen erschießt, fasst So’lek langsam Vertrauen zu ihm. Gemeinsam können sie aus der Menschenbasis entkommen und gelangen zum Lager der Rebellen – Wissenschaftler, die vor 14 Jahren auf Pandora geblieben sind. Er rettet sie vor einem Suchtrupp der R.D.A. und erkennt dabei sein Schicksal. Er ist kein Krieger, sondern ein Lehrer, der den Rebellen mit seinem Wissen helfen kann.
Rezension von Avatar – Frontiers of Pandora: So’leks Reise
Der Comic basiert auf dem Computerspiel Avatar: Frontiers of Pandora (2023), welches die Spieler in ein riesiges Open-World-Szenario entführt. Darin taucht So’lek als Nebencharakter auf, von dem man sich helfen lassen kann. Der Comic rückt den einsamen Na’vi ins Zentrum und erforscht seine Hintergrundgeschichte in Form einer spannenden Selbstfindungsreise. An deren Beginn ist So’lek ein gebrochener Charakter, der alles verloren hat. Einzig aus der Vision von seinem Urahnen Hawnutu’un schöpft er neue Kraft.
Auf seiner Reise meistert So’lek alle Prüfungen, die das Leben Hawnutu’uns ausgemacht haben. Dabei schlägt er die Aufnahme in drei Na’vi-Stämme aus und lässt sogar Rimu zurück, in die er sich offensichtlich verliebt. Ein Sinn erschließt sich ihm aus alledem zunächst nicht. Er erhofft sich eine Antwort, wenn er am Ende seiner Reise angekommen ist, doch wartet dort nur der Schrecken auf ihn, der am Beginn seiner Reise stand. Die Himmelsmenschen sind zurück und wieder einmal glauben sie, Pandora gehöre ihnen.
Mit Kritik am räuberischen Imperialismus der Erdlinge wird auf den letzten Seiten nicht gespart. So’lek wird nur deshalb am Leben gelassen und gefangen genommen, weil man sich von ihm Informationen erhofft, die er zum Glück nicht besitzt. Er kennt den Aufenthaltsort von Jake Sully nicht und glaubt auch nicht, dass die R.D.A. an einer friedlichen Lösung interessiert ist. Seinem Mitgefangenen misstraut er anfangs ebenfalls. Der berichtet ihm, was die Menschheit mit der Erde angerichtet hat und schwört, dass er dafür kämpfen will, Pandora ein solches Schicksal zu ersparen.
Tatsächlich erweist sich Tremayne als ehrlicher Charakter, der wirklich dem Widerstand angehört. Dafür drohen ihm auf der Erde 30 Jahre Haft und ein Söldner meint gar, dass auf dem Heimflug „Unfälle“ passieren können. Tremayne inszeniert einen Angriff, bei dem er zwar niedergeschlagen wird, dabei jedoch heimlich eine Fernbedienung für die Fesseln erbeuten kann. Nachdem So’lek mit Tremaynes Hilfe entkommen ist, erteilt die Konzernleitung Schießbefehl. Alles, was blau ist, darf getötet werden. Völkermord für Ressourcenraub – man kennt es von der Erde.
Als So’lek erkennt, dass einige Erdlinge damit nicht einverstanden sind und auf der Seite der Na’vi gegen ihre eigene Art kämpfen, offenbart sich ihm der Sinn seiner Reise. Alles, was er gelernt hat, kann er nun gebrauchen. Dank seiner Fähigkeit, sich lautlos anzuschleichen, kann er den R.D.A.-Suchtrupp ausschalten. Mit seiner Kräuterkunde kann er Verwundete heilen und seine Geduld verschafft ihm Ausdauer. Das ist eine schöne Auflösung.
Eine farbenfrohe Reise
Am Zeichenstil gibt es wenig zu bemängeln. Die Na‘vi und ebenso die Tierwelt von Pandora sind gut in Szene gesetzt, wobei interessante Perspektiven gewählt worden sind. Vor allem Hände sind absolut gelungen. Die Flora ist ebenso detailreich und faszinierend. Es mangelt nicht an atemberaubenden Panoramabildern. Erst gegen Ende fallen ein paar Unregelmäßigkeiten auf, vor allem bei den Menschen. Durch eine dicke Linienführung erscheinen die Falten der Kleidung komplett schwarz, was sehr grob wirkt.
Bei der Kolorierung ist wieder an alles gedacht worden. Die Farbverläufe sind weich, Lichteinfall und Schatten wirken natürlich. Es mangelt nicht an Leucht- und Glanzeffekten. Außerdem fügt die Koloration der Umgebung zusätzliche Details hinzu, z. B. auf Rasenflächen, bei denen nur einige Grashalme tatsächlich gezeichnet sind. Da für die Cover dieselben zwei Künstler verantwortlich sind, entsprechen diese dem Inhalt, wobei man sich allerdings für die Details noch etwas mehr Zeit gelassen hat.
Fazit: Ein neuer Blickwinkel
Avatar: Frontiers of Pandora kommt super ohne die aus den Filmen bekannten Charaktere aus. Dabei werden neue Stämme der Na’vi vorgestellt, die alle ihre eigenen Lebensweisen haben. So’lek lernt von den Anurai, den Tipani und den Tawkami und reift damit selbst zu einem Lehrmeister heran. Seine Reise überbrückt die 14 Jahre, welche die Himmelsmenschen für ihre Rückkehr brauchen, was natürlich bedeutet, dass So’lek am Ende von seinem Trauma eingeholt wird. Das alles macht die Geschichte wirklich stark und spannend. Mit Abstand ist dies der beste Comic zu Avatar. Und das gilt ebenso für die grafische Umsetzung.
Einzig die Qualität der deutschen Ausgabe hat ein kleines Manko. Vor allem an den unteren Seitenrändern wimmelt es mal wieder von Papierschnitzeln, die beim Beschnitt an der noch feuchten Farbe haften geblieben sind. Ein Großteil lässt sich mit etwas Übung vorsichtig abschaben, doch ein Rest bleibt hartnäckig haften. Davon abgesehen ist der Softcoverband jedoch absolut gelungen und sollte in keiner Sammlung fehlen.
Info
Autor: Ray Fawkes
Zeichner: Gabriel Guzmán
Farben: Michael Atiyeh
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite
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Story10/10
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Zeichenstil9/10
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Kolorierung10/10
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