Im Auftakt des zweiten Zyklus trifft Blade Runner Ashina auf einen alten Bekannten, der neuen Ärger macht.
Handlung
Noch bevor Aahna Ashina zur Fluchthelferin für Replikanten wurde, war sie 2017 an einem Nexus-6-Modell namens Yotun dran. Der Replikant entkam und konnte untertauchen. Ein Jahrzehnt später hat sich Ash erneut der Polizei angeschlossen, nutzt ihre Position seither jedoch, um Replikanten beim Untertauchen zu helfen. Sie ist in deren Kreisen hoch angesehen und sogar mit einer Replikantin zusammen. Nur einer hat ihr nie verziehen.
2029 taucht Yotun wieder auf und die Ermittlungen, mit denen Ashina beauftragt wird, führen sie direkt auf seine Spur. Seine Anhänger haben ein Dammbauprojekt an der Küste vor Los Angeles infiltriert und töten reihenweise ihre Besitzer. Außerdem rekrutieren sie in einem Untergrundclub für Replikanten neue Kämpfer für ihre Sache. Dort heftet sich Ashina an eine Rothaarige, welche ihr zunächst entkommt. Kurz darauf lauert diese Ash jedoch in ihrer Wohnung auf und entführt sie in Yotuns Geheimversteck, wo er eine Art religiöse Sekte für Replikanten anführt.
Da er ein altes Nexus-6-Modell ist, hat er seine Lebensdauer längst überschritten und benötigt Bluttransfusionen neuerer Replikanten, um sie zu verlängern. Seine Anhängerschaft besteht vor allem aus vergessenen Modellen, die er ins Leben geholt hat. Sie sind frei von falschen Erinnerungen, die Konzerne wie Tyrell ihren Produkten eingeprägt haben, und stehen daher loyal zu ihm. Sie alle wollen Rache an den Menschen nehmen und stürmen eine Gala der Bürgermeisterin von Los Angeles auf einem Luftschiff. Medienwirksam sprengen sie den Damm, der die Stadt vor Tsunamis schützen soll. Anschließend muss auch das Luftschiff samt der High Society an Bord dran glauben.
Ashina wird derweil von ihrer Entführerin Lelia sowie Kalia, der rechten Hand Yotuns, festgehalten. Ein Zweifler befreit sie, doch die die Agentin kommt nicht weit und ihr Fluchthelfer wird erschossen. Doch was hat Yotun mit Ash vor?
Rezension von Blade Runner 2029 – Alte Bekannte
Der erste Zyklus Blade Runner 2019 endete eigentlich 2026 und damit nur knapp vor dem zweiten Zyklus Blade Runner 2029. Im Zentrum steht immer noch Aahna Ashina, die wieder im Dienst ist, allerdings ihre eigene Auffassung davon hat, wie sie Replikanten „verschwinden“ lässt. Den meisten hilft sie, auf die Koloniewelten auszuwandern, einige wollen jedoch auf der Erde untertauchen, was nicht ohne Risiken ist. Immerhin sind alle Nexus-Modelle weiterhin zum Abschuss freigegeben, mit Ausnahme derer, die von der reichen Oberschicht als Arbeitssklaven gehalten werden.
Mit dieser tristen Existenz sind nicht alle zufrieden, und es kommt zu einer Mordserie. Allerdings ist der Mord eines der Bediensteten an seinen Herren nicht willkürlich. Der Replikant stiehlt seinem Meister ein Auge, da Yotun einen Retinascan braucht, um auf die Gala der Bürgermeisterin zu gelangen. Diese findet anlässlich der Einweihung des Dammbauprojektes statt, welches Yotuns Anhänger sabotiert haben. Der Anführer der rebellischen Replikanten, dessen Name eine Anspielung auf das norwegische Wort für Riese sein könnte, möchte die Menschen absaufen sehen. Wie skrupellos und menschenverachtend er ist, stellt er sogleich unter Beweis, als er die Gala der reichen Oberschicht nicht nur im sprichwörtlichen Sinne sprengt.
Ashina, die aufgrund eines Wirbelsäulenleidens immer noch ein veraltetes Cyborgkorsett benötigt, ist ihm bereits auf der Spur, gerät jedoch in Gefangenschaft. Zumindest will er sie noch nicht tot sehen, was wohl mit ihrem Wandel zu tun hat. Immerhin hat sie unter den Replikanten einiges Ansehen erlangt und ist sogar mit Freysa, der Anführerin des Untergrunds, liiert. Die Protagonistin wird damit nicht nur als queer definiert, sondern steht obendrein auf Maschinen. Der Comic ist also nichts für Robophobe. Aber das wäre er ja ohnehin nicht, denn schließlich geht es um Replikanten. Wie es für die und Ashina nach Yotuns Anschlag weitergeht, werden die zwei Folgebände zeigen.
Entsättigte Farben
So interessant die Story ist, die grafische Umsetzung ist leider sehr fade. Das liegt gar nicht mal so sehr am Zeichenstil. Der könnte zwar hier und da etwas detaillierter sein und die Perspektiven sind zuweilen auch etwas flach, aber im Großen und Ganzen sind die Bilder okay. Was wirklich stört, sind die Farben. Deren Palette ist nicht gerade natürlich und obendrein wirkt alles matt. Die Farbverläufe sind sehr dezent, was die Eintönigkeit zusätzlich verstärkt. Glanzeffekte gibt es keine und die wenigen Leuchteffekte wirken durch die matte Aura ebenfalls unnatürlich.
Das Ergebnis passt mangels greller Neonfarben überhaupt nicht zur Cyberpunk-Atmosphäre, die für Blade Runner typisch ist. Wie es besser geht, zeigt das Cover, dessen Kolorierung fast schon fotorealistisch ist. Dadurch wird auch der Zeichenstil erheblich aufgewertet. Doch leider verspricht das Cover mehr, als der Inhalt hält. Wobei hier allerdings schon der beste Cover-Entwurf ausgewählt wurde, wenn man es mit den anderen aus der Galerie vergleicht.
Fazit: Interessant, trotz der faden Grafik
Der Auftakt der zweiten Blade Runner-Comicreihe ist spannend und macht Lust auf mehr. Zumindest was den neuen Handlungsbogen betrifft, welcher zwar auf dem ersten Zyklus aufbaut, aber dennoch in sich abgeschlossen ist. Woran der Comic krankt, sind vor allem die Farben, die gelinde gesagt uninteressant wirken und die Zeichnungen schlechter aussehen lassen, als sie tatsächlich sind. Als Bonus gibt es eine Covergalerie, die auch einige Fotomotive enthält, sowie ein paar Arbeitsprozesse vom Skript über die Zeichnung bis zur fertigen Seite. Derartiges gab es schon beim ersten Dreiteiler und ist sicherlich für alle von Interesse, die selbst mal einen Comic umsetzen wollen.
Info
Autor: Mike Johnson
Zeichner: Andrés Guinaldo
Farben: Marco Lesko
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story9/10
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Zeichenstil7/10
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Kolorierung6/10
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