Im Finale eskaliert die Lage und Cal Moreaux muss eine harte Entscheidung treffen.
Handlung
Ilora Stahl lässt den Sektor 6B niederbrennen. Während Nia, Cal, Asa und Isaac die Truppen des Tyrell-Konzerns abwehren, evakuieren Desiree und die anderen Replikanten so viele Menschen wie möglich aus den Slums. Lydias Bruder Marcus wechselt dabei abermals die Seiten, da er nicht mit Stahls Grausamkeit gerechnet hat. Bei Divina bringt ihm das jedoch keine Pluspunkte ein und so wird er aus ihrem Etablissement verbannt. Dorthin schaffen es nicht alle, darunter Nias Geliebter Isaac.
Die Vorgeschichte der beiden ist recht widersprüchlich, denn eigentlich lehnte Nia es zunächst ab, dass die Lehrer an ihrer Schulen durch Replikanten wie ihn ersetzt werden. Doch schließlich entwickelten die beiden Gefühle füreinander. Dann erfolgte jedoch ein Anschlag auf die Schule und die schwer verletzte Nia wurde auf dem Weg ins Krankenhaus vom Tyrell-Konzern entführt, wo sie Teil des Experimentes wurde, wegen dem sie nun selbst ein Replikant ist.
Während Ilora Stahl sich vor Tyrell persönlich verantworten muss, der eine öffentliche Entschuldigung von ihr verlangt und die von ihr verursachten Probleme gelöst haben will, plant Nia einen Anschlag auf sie. Sie will sie live vor Fernsehkameras erschießen. Am Ende ist es jedoch sie, die von ihrem Bruder erschossen wird. Nicht aus Verrat, sondern auf ihren ausdrücklichen Wunsch. Denn sie weiß, dass die Tyrell Corporation nur von innen heraus zerstört werden kann und so verlangt sie von Cal, dass er ein Blade Runner wird. Asa alias Lydia Kine, der fortan die Flucht von Replikanten aus Los Angeles organisiert, soll ihm helfen, die richtigen Rekruten für das neue Blade-Runner-Programm auszuwählen. Sie sollen in der Lage sein, Empathie für Replikanten zu empfinden und Befehle zu verweigern.
Rezension von Blade Runner Origins – Feuer
Der Abschlussband nimmt sich nach einem wahrhaftig feurigen Auftakt noch einmal die Zeit, über ein ganzes Kapitel die Vorgeschichte von Nia Moreaux und den Replikanten Isaac zu erzählen. Letzterer war im zweiten Band noch eher ein Randcharakter und wird im Abschlussband auch schon wieder aus dem Leben befördert. Dennoch erhält er den nötigen Tiefgang, der zugleich Nias Charakter voranbringt. Diese war einst Lehrerin und sollte die Replikanten einarbeiten, die bereits ihre Kollegen im Schuldienst ersetzt haben. Eine offene Kritik an der Arbeitsplatzvernichtung durch Maschinen und künstliche Intelligenz.
Der Tyrell-Konzern sieht den Fortschritt selbstverständlich als Geschenk und bietet den ersetzten Menschen die Chance auf Weiterqualifikation in neuen Jobs an. Es sollte jedoch klar sein, dass nicht jeder dafür geeignet ist oder das überhaupt will. Außerdem werden mehr Arbeitskräfte durch Replikanten ersetzt, als höherwertige Jobs zur Verfügung stehen. Das erzeugt soziale Verwerfungen, weshalb Nia dem Exzellenz-Programm von Ilora Stahl ablehnend gegenübersteht.
Isaac entwickelt jedoch Empathie und erregt somit ihre Aufmerksamkeit. Er schenkt ihr einen künstlichen Apfel, wie Schüler dies früher für ihre Lehrer getan haben. Er meint, der Apfel stehe für Wissen, was auf die Frucht vom Baum der Erkenntnis aus dem Buch Genesis anspielt. Ob da ein Zusammenhang mit der Schlange auf dem Cover besteht? Jedenfalls sollte Wissen nicht mit etwas Verbotenem assoziiert werden. Obwohl es nicht so gemeint ist, erinnert es an das negative Framing von „Strebern“ und wir leben in Zeiten, in denen jüngst das amerikanische Bildungsministerium abgeschafft wurde. Im Comic sind es wenigstens nur die menschlichen Lehrer, doch das ist schlimm genug.
Wer die Bombe in der Schule gezündet hat, wird nicht ganz klar. Der Tyrell-Konzern scheidet allerdings aus, da es sich um einen Angriff auf sein eigenes Projekt handelt. Ilora Stahl nutzt die Lage dennoch für sich und lässt Nias Krankentransport umleiten. Sie befiehlt Dr. Kine, die Persönlichkeit der Sterbenden in ein neues Nexus-5-Modell zu übertragen. Sowohl Lydia als auch ihre Assistentin Effie äußern Zweifel an dem unmoralischen Vorhaben, in welches Nia nicht eingewilligt hat. Stahl quittiert die Zurückhaltung damit, dass sie Dr. Kine töten und es wie einen Unfall aussehen lassen wird, wenn sie sich weigert. Ihre Skrupellosigkeit kennt offensichtlich keine Grenzen. Außerdem offenbart ihr Verhalten die Macht der Konzerne, die sich nahezu alles erlauben können, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
Nach dem Niederbrennen von Sektor 6B wird Ilora jedoch zum Chef zitiert, dem ihr Verhalten dann doch zu weit geht. Nicht, dass ihm die flambierten Menschen und Replikanten irgendetwas bedeuten würden, er fürchtet lediglich um das Ansehen seines Unternehmens. Stahl soll sich persönlich für die Fehler entschuldigen und eine Lösung für die erweckten Replikanten finden, von denen einige Menschen angegriffen haben. Dies ist die Geburtsstunde der Blade Runner.
Nia sieht derweil für sich keine andere Lösung, als sich zu opfern und ihren Bruder Cal zum ersten Blade Runner zu machen. Er soll ihr Attentat auf Ilora Stahl vereiteln, um so deren Vertrauen zu gewinnen. Sie fliegt zusammen mit Desiree zum Sender, die ebenfalls einen abgrundtiefen Hass auf Stahl und den Tyrell-Konzern hat. Im Gegensatz zu Nia, welche die Hoffnung am Horizont sieht, betrachtet Des die Welt sehr negativ. So findet sie während des Flugs keinen Gefallen am Stadtpanorama, sondern beschwert sich über die sexistischen Werbehologramme. Ein Seitenhieb auf das Product Placement in den Filmen.
Was Cal am Ende mit seiner Schwester macht, zerstört erneut das Verhältnis zwischen ihm und Desiree. Deren Name wird an einer Stelle fälschlich mit „Dez“ abgekürzt, obwohl das im vorherigen Band noch korrekt mit „Des“ gemacht wurde. Jedenfalls verlässt sie Los Angeles und auch den Kontakt zu Asa muss Cal einschränken, damit sein doppeltes Spiel nicht auffliegt. Bevor sich ihre Wege trennen, bittet er Lydias Persönlichkeit aber noch, die neue Voight-Kampff-Maschine weiterzuentwickeln, mit der Replikanten enttarnt werden können. Dies ist der Ursprung des Empathie-Tests, den Moreaux auch auf Menschen anwenden will. Die Blade Runner, die er rekrutiert, sollen keine unkritischen Killer sein, sondern eines Tages seinem Beispiel folgen. Sein Primärziel ist immerhin nicht, Replikanten in den Ruhestand zu schicken, sondern die Tyrell Corporation zu zerschlagen. Ilora Stahl droht er gar ganz offen, sie zu erledigen.
Änderungen bei den Details
Der Zeichenstil hält bei den Charakteren das hohe Niveau der ersten beiden Bände, bei den Hintergründen machen sich jedoch die Details rar. Vor allem die Panoramabilder von L. A. hätten etwas mehr Tiefe vertragen können und die Linienführung ist nicht immer optimal. Im Großen und Ganzen sieht der Comic aber immer noch sehr gut aus.
Bei der Koloration fällt derweil auf, dass Effie Kopopey Afroamerikanerin mit tiefbrauner Hautfarbe ist. Im ersten Band war der Eindruck noch ein anderer. Ihre Haut war zumindest ein ganzes Stück heller und neben der blonden Ilora Stahl war kaum ein Unterschied zu erkennen. Die etwas dunkleren Stellen hätte man glatt für Schatten halten können. Diversität ist ja völlig in Ordnung, allerdings sollte sich diese nicht erst im Laufe der Handlung bei einem Charakter entwickeln. Das stiftet Verwirrung, sodass man Effie erst gar nicht wiedererkennt und sich bei der Nennung ihres Namens fragt, ob man sie korrekt in Erinnerung hat.
Fazit: Zurück zum Anfang
Der Abschluss der Origins-Reihe ist gelungen und etabliert alles Wichtige, was man aus den Filmen kennt, angefangen beim Empathie-Test bis hin zu den titelgebenden Blade Runners. Das Schicksal von Cal Moreaux ist dabei mehr als bitter, muss er doch töten, was von seiner Schwester übrig ist. Die visuelle Umsetzung ist wieder gelungen, nur bei der Kolorierung gibt es Abweichungen zum Auftaktband. Der Comic enthält am Ende wie üblich eine Covergalerie, Studien zu den Charakteren, Thumbnails und einige Entwicklungen vom Skript bis zur fertigen Zeichnung.
Info
Autoren: K. Perkins, Mellow Brown & Mike Johnson
Zeichner: Fernando Dagnino
Farben: Marco Lesko
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite
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Story10/10
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Zeichenstil7/10
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Kolorierung8/10
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