Willkommen in den Gassen ist der Auftakt zu Arcane – League of Legends, einer außergewöhnlichen Animationsserie.
Ein Juggernaut wird adaptiert
League of Legends ist seit Jahren ein wahrer Juggernaut, was den sogenannten eSports angeht. Das Multiplayer Online Battle Arena (Kurz MOBA)-Spiel zieht seit Jahren jede Menge Computerspieler an. Und so entstand im Laufe der Jahre eines der erfolgreichsten Computerspiele aller Zeit, dass wiederholt neue Figuren und Kostüme einführt. Dabei werden neue Charaktere oder Outfits, aber ebenso Events häufig mit schmissigen, animierten Musikvideos eingeführt. So haben unter anderem schon Bands wie Imagine Dragons oder Linkin Park Tracks beigesteuert.
Die Besonderheit ist, dass das Game zwar eine Lore hat. Die jedoch nicht wirklich im Spiel stattfindet, sondern häufig „nur“ in den Videos oder anderen Publikationen. Interessanterweise waren es eben diese Videos, die den Anlass gaben, Arcane zu produzieren. Denn Riot Games, die Entwickler und Eigentümer des Spiels, wollten neue Wege gehen, um die Verbindung zwischen den Fans und dem Computerspiel zu verstärken. Daraus entstand diese Animationsserie, die das Computerstudio allerdings nicht mit einem gängigen Animationsstudio entwickelten. Sondern mit ihren bisherigen Partnern von Fortiche, die bislang eben „nur“ die Musikvideos produzierten.
Schon bald war klar, dass das Game ein Prequel sein sollte, dass die Vorgeschichte einiger prominenter Figuren präsentieren würde. Und zu diesem Zweck wurde auch ein entsprechend stargespickter Cast zusammengeholt. So sprach Hailee Steinfeld (True Grit) Vi, eine der Hauptcharakteren, derweil Ella Purnell (Star Trek Prodigy, Fallout) Powder ihre Stimme lieh.
Eine turbulente Kindheit
Vi (Hailee Steinfeld) und Powder (Ella Purnell) sind Überlebende eines Aufstands, der blutig niedergeschlagen wurden. Der Zaunit Vander (JB Blanc) hat sich ihrer angenommen, da ihre Eltern bei der Rebellion gegen die Piltover ums Leben kamen. Einige Jahre später sind sie jetzt als Diebe aktiv.
Als solche und unter der Führung von Vi dringen sie in ein Piltover Penthouse ein. Sie machen reiche Beute, müssen dann allerdings fliehen. Verschlimmerst wird dies durch eine Explosion, die Powder aus Versehen auslöst. Bei der Flucht stoßen sie auf eine andere Gang, in deren Verlauf die Gruppe voneinander getrennt wird und Vis jüngere Schwester die Beute verliert. Niedergeschlagen kehren sie in die Gegend zurück, wo die Zauniter leben. Und ahnen nicht, dass ihr Diebstahl Auslöser für dramatische Ereignisse ist.
Ich hatte schon viel über Arcane gehört und hier und da auch einige Ausschnitte gesehen. Doch da ich für LoL, wie League of Legends ebenfalls abgekürzt wird, nicht viel überhatte, hatte ich bislang einen Bogen um die Trickserie gemacht. Bis ich mir jetzt einen Ruck gab und Willkommen in den Gassen sah.
Was für ein Brett!
Und im Nachhinein bereue ich es ein wenig, dass ich so lange gewartet habe, mir die Serie anzuschauen. Denn bereits die Auftaktfolge ist ein Brett! Nicht nur wegen der Story. Sondern auch animationstechnisch.
Der Animationsstil ist eine Mischung aus 2 und 3D-Objekten. Also ähnlich wie Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft, nur deutlich besser. Viel besser, weil es einem nicht auffällt, was jetzt was ist.
Die Story selbst setzt von Anfang den richtigen Ton. Von Beginn an wird darauf geachtet, dass man Sympathien für die beiden Hauptfiguren Vi und Powder kriegt. Man lernt, dass sie Vollwaisen sind, deren Eltern bei einem gescheiterten Aufstand ums Leben kamen. Vi ist dabei die Ältere, die sich ständig um ihre jüngere Schwester kümmert, sie in den Schutz nimmt oder ermuntert, ja nicht den Kopf hängen zu lassen.
Zweil Welten, Arm und Reich
Was insofern nötig ist, als dass sie geradezu ein Magnet für unglückliche Vorfälle zu sein scheint. Ihre Erfindungen funktionieren genau dann, wenn sie es sollen, nicht. Und als sie versucht, die Beute zur Ablenkung wegzuschmeißen fällt diese langsam über eine Brüstung ins Meer. Kein Wunder, dass einige ihrer Kameraden sie als verhext ansehen (Jinxed, was schon ein guter Hinweis darauf ist, wer sie später sein wird.).
Vi hingegen verliert selten die Beherrschung. Sie zeigt zwar offen ihre Frustration darüber, dass ihr grandioser Beutezug gescheitert ist. Sie lässt diesen Frust aber nicht jemanden aus, der nichts dafür kann oder sich nicht wehren kann. Sondern an jemanden, der ihr sowieso schon die ganze Zeit mit seinen Nörgeleien und Sticheleien aufgefallen ist.
Man erfährt aber auch einiges über die Welt, in der Willkommen in den Gassen stattfindet. Es ist dabei mehr als die klassische Aufteilung in Arm und Reich. Es ist ebenso eine Erzählung von Unterdrückung und Elitarismus. Als man später in der Folge sieht, wie zwei Beamte in die Unterstadt kommen und hierbei außerhalb der Häuser künstliche Luft atmen, dann deutet dies eine Art Ekel oder Unverträglichkeit an. Denn die Zauniter, die diese titelgebenden Gassen bevölkern, müssen auf solche Atemgeräte verzichten und scheinen auch keine Probleme damit zu haben.
Fatale Missverständnisse
Am Ende sind es wieder Missverständnisse, die dafür sorgen, dass die Handlung der Serie in Bewegung kommt. So hört Powder ihren „Ziehvater“ schlecht über sie reden, obwohl er kurz darauf sich lobend über sie äußert. Und der Auftritt einer anderen Figur am Ende deutet darauf hin, dass hier noch einiges mehr an Drama aufkommen dürfte.
Willkommen in den Gassen mag verhältnismäßig ruhig sein. Aber die Episode ist deswegen nicht schlecht. Im Gegenteil: Sie macht jede Menge Spaß beim Zuschauen, schon allein deshalb, weil die Charakterisierungen überzeugen. Es ist ein exzellenter Auftakt, bei dem man es kaum erwarten kann, wie es weitergehen wird.
Info
Regie: Pascal Charrue & Arnaud Delord
Drehbuch: Christian Linke, Alex Yee
Showrunner: Christian Linke, Alex Yee
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