Detective Cal Moreaux soll einen vermeintlichen Suizid beim Tyrell-Konzern aufklären.
Handlung
Cal Moreaux diente einst beim Militär und hat bei der Belagerung von Kalanthia 2007 erste Erfahrungen mit Replikanten gemacht. Zwei Jahre später ist er in den Polizeidienst gewechselt und bekommt den Auftrag, den Suizid der Tyrell-Mitarbeiterin Dr. Lydia Kine aufzuklären. Im Prinzip soll er nur bestätigen, dass es ein Selbstmord war, denn Tyrell möchte nicht, dass die Sache hohe Wellen schlägt. Um das zu garantieren, mischt sich Ilora Stahl von der Firmenleitung schnell dazwischen, als Moreaux Dr. Kines Kollegin Effie Kopopey befragen will.
Da er bei Tyrell keine Antworten erhält, wendet sich der Detective an Kines Bruder Marcus, der von einem entlaufenen Replikanten beschattet wird. Cal bringt ihn aufs Revier, wo er erst einmal nach Dr. Kines Leiche sieht. Als er zu seinem Arbeitsplatz zurückkehrt, muss er feststellen, dass sein Zeuge abgeführt und an die Tyrell-Mitarbeiterin Stahl überantwortet wurde. Deren Fluglimousine wird von dem entflohenen Replikanten zum Absturz gebracht, der Marcus mitnimmt.
Moreaux‘ nächste Spur ist Effie, die mit ihrer Vorgesetzen Lydia befreundet war. Obwohl sie den Cop nicht ausstehen kann, kooperiert sie, woraufhin sie von Ilora Stahl eingeschüchtert wird. In Dr. Kines Wohnung wartet derweil ein Killerkommando auf Moreaux, welches dieser jedoch ausschalten kann. Kurz darauf trifft der flüchtige Replikant in der Wohnung ein und rennt sogleich wieder davon. Cal verfolgt ihn und trifft dabei erneut auf Effie. In einem Museum eskaliert die Lage mit den Eintreffen von Stahl, welche die Zeugin eliminiert und damit droht, Moreaux‘ todkranke Schwester Nia werde sterben und die Slums würden niederbrennen, wenn er nicht tut, was von ihm verlangt wird.
Der Detective denkt jedoch nicht daran, den Replikanten zur Strecke zu bringen, von dem er inzwischen weiß, dass er Lydias Persönlichkeit in sich trägt. Ihren Bruder hat er im Etablissement seiner Bekannten Divina versteckt. Notgedrungen stempelt er den Fall Dr. Kine als Suizid ab, doch im Untergrund braut sich bereits eine Revolution der Replikanten zusammen.
Rezension von Blade Runner Origins – Produkte
Die Origins-Reihe spielt Jahrzehnte vor den bisherigen Blade Runner-Comics um Detective Aahna Ashina, welche in dieser Serie keine Rolle spielt. Hier geht es um den allerersten Blade Runner, der mit einem scheinbaren Suizid konfrontiert wird, den Tyrell auch schnell als solchen abgehakt wissen möchte. Detective Cal Moreaux‘ Vorgesetzter möchte die Sache ebenfalls diskret erledigt haben. Doch Cal nimmt seinen Job ernst und wittert, dass es kein Suizid war.
Auf den ersten Blick wirkt der afroamerikanische Protagonist wie ein Bad Ass, der sich mit dem reichen Establishment sowie mit seinem korrupten Chef anlegt. Doch der Charakter erhält von Anfang an Tiefgang. Er stammt aus den Slums und seine Schwester Nia liegt im Koma, womit Ilora Stahl ihn zu erpressen versucht. Doch darauf geht er nur zum Schein ein. Er versucht, seine Zeugen nach besten Kräften zu schützen, wobei er im Falle von Marcus Kine unerwartete Hilfe erhält. Der flüchtige Replikant enthält nämlich die Persönlichkeit der Toten, die ihren Bruder aus den Klauen von Stahl befreit.
Bei ihr handelt es sich aber nicht um das neu entwickelte Nexus-5-Modell, welches Probleme bereitet. Wie Moreaux von Effie Kopopey erfährt, ist die nächste Replikantengeneration so programmiert, dass sie den Menschen ähnlicher ist. Die neuen Replikanten sind neugierig und erwartungsvoll, aber auch zu Egoismus fähig. Mit anderen Worten sind sie den Menschen zu ähnlich. Effie bezahlt ihren Mut wenig später mit dem Leben, was den wahren Charakter von Ilora Stahl offenbart. Wenigstens ist Moreaux schlau genug, seinen anderen Zeugen bei einer Freundin zu verstecken. Divina ist ein etwas schrulliger Charakter, doch die Drag-Queen hat ihr Herz am rechten Fleck.
Insgesamt sind die Charaktere recht interessant geschrieben und erwecken größtenteils Sympathien, abgesehen von den Gegnern, versteht sich. Die Handlung ist spannend und enthält einige Überraschungen. So glaubt man zunächst, der Replikant, der Marcus beschattet, hätte es auf ihn abgesehen. Der Comic hat durchaus das Potential für eine Prequel-Verfilmung. Im Gegensatz zum ersten Film ist der Begriff „Skinjob“, der in diesem Band etabliert wird, nicht übersetzt worden. Das ist auch besser so, denn bei Ridley Scotts Meisterwerk hat man in der deutschen Synchronfassung ein „t“ vergessen, wodurch aus dem „Hautjob“ ein „Haujobb“ wurde.
Neuer Zeichner, gleicher Kolorist
Grafisch hebt sich die Origins-Reihe angenehm von den bisherigen Comics ab, was dem 1973 in Madrid geborenen Fernando Dagnino zu verdanken ist, der bereits einige DC-Superhelden zu Papier gebracht hat. Sein Zeichenstil ist insgesamt etwas weicher, was vor allem den Charakteren zugutekommt. Gesichter haben mehr Profil und die Hände sehen realistischer aus. Die großen Stadtansichten sind zudem atemberaubend. Die Eule ist als Firmenlogo omnipräsent, wobei die Leser aus dem letzten Comic der 2029er-Reihe bereits wissen, dass der Firmengründer Eldon Tyrell einst als Kind ein totes Exemplar gefunden hat, was ihn stark prägte.
Zu kritisieren gibt es nicht viel. Hier und da ist auf einigen Panels etwas geschludert worden. Manche Linien wirken skizzenhaft, sind nicht richtig zu Ende geführt oder stehen über. Zu Beginn ist außerdem mit Punkten für Schatteneffekte gearbeitet worden, wie man das von klassischen Comics kennt. Den Gesamteindruck schmälert das jedoch nicht allzu sehr. Die Stimmung wird vor allem von Dauerregen geprägt, weshalb hier die beleuchteten Regenschirme aus dem Film zum Einsatz kommen.
Interessant ist, dass die Farbgebung deutlich besser als bei den bisherigen Blade Runner-Comics ausfällt, obwohl der Kolorist derselbe ist. Die von Marco Lesko eingesetzten Farben sind diesmal viel satter, wodurch endlich eine angemessene Cyberpunk-Optik aufkommt. Der Lichteinfall ist erheblich verbessert und die Leuchteffekte können überzeugen. Nur Glanzeffekte sind immer noch sehr dezent. Die Cover von diversen Künstlern vermitteln diesmal einen korrekten Eindruck vom Inhalt.
Fazit: Zurück zum Anfang
Wem die bisherigen Comicreihen Blade Runner 2019 und 2029 zugesagt haben, wird von der Origins-Reihe begeistert sein! Vor allem, weil die spannende Handlung diesmal grafisch angemessen umgesetzt ist, sodass es leichter fällt, sich in die Story hineinzuversetzen. Der Comic enthält am Ende wie üblich eine Covergalerie, Studien zu den Charakteren, Thumbnails und einige Entwicklungen vom Skript zur Zeichnung. An manchen Seitenrändern gibt es leider Papierschnitzel, die sich jedoch leicht entfernen lassen. Davon abgesehen ist die Verarbeitung sehr gut.
Info
Autoren: K. Perkins, Mellow Brown & Mike Johnson
Zeichner: Fernando Dagnino
Farben: Marco Lesko
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite
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Story10/10
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Zeichenstil8/10
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Kolorierung8/10
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