Mit einem neuen Showrunner wurde am 19. Oktober 2018 die dritte Season releast.
Eine Wiedergeburt
Daredevil war so etwas, wie der große Vater der Netflix-Marvel-Serien. Es war die Reihe, um die sich vieles drehte und die auch viele bekannte Figuren und Konzepte einführte. Dementsprechend konnte man gespannt sein, was die Serie in der dritten Season auffahren würde.
Zuallererst gab es allerdings erneut einen Wechsel auf der Showrunner-Position zu vermelden. Doug Petrie und Marco Ramirez sollten nicht mehr zurückkehren. Dafür übernahm jetzt Erik Oleson (Carnival Row) den Posten. Die Story sollte sich dabei an der legendären Comicstoryline Wiedergeburt orientieren und direkt an die Ereignisse der Defenders-Serie anschließen.
Eine ungewohnte, gewohnte Länge
Matt Murdock (Charlie Cox) hat den Zusammenbruch des Hauses, in dem die Hand ihr Hauptquartier hatte, schwer verletzt überlebt. Er wird aufgesammelt und in das Waisenhaus gebracht, wo er gepflegt wird. Es zeigt sich, dass die Verletzungen, die er davongetragen hat, seine Sinne beeinträchtigen und er allgemein schlecht drauf ist.
Karen Page (Deborah Ann Woll) und Foggy Nelson (Elden Henson) versuchen, seine Abwesenheit zu verarbeiten. Karen glaubt nicht so recht daran, dass er tot ist, und versucht, seine Wohnung weiterhin zu halten. Derweil ist der Kingpin am Überlegen, einen Deal mit dem FBI einzugehen, um seine Frau zu schützen. Und ein Special Agent steckt in finanziellen Schwierigkeiten, nachdem er die Krebsbehandlung seiner Schwägerin bezahlt hat.
Wiedergeburt ist nicht nur der Name der Comicvorlage. Ebenso wird auch die erste Episode so bezeichnet. Es ist die erste von 13 Folgen, was angesichts der Tatsache, dass die zweite Iron Fist-Staffel nur zehn hatte, überrascht. Denn die kürzere Laufzeit hatte der Serie sehr gut getan.
Und angesichts der Tatsache, wie langsam der Handlungsfortschritt in der ersten Episode ist, steht zu befürchten, dass diese Daredevil-Staffel wieder leichte Pacing-Probleme haben dürfte. Wobei der langsame Handlungsfortschritt zum Teil auch dadurch begründet ist, dass in der ersten Folge sehr viel vorbereitet werden muss.
Keine Zeit für Nonsens
Der hauptsächliche Fokus wird dabei auf Matt Murdock gelegt, der zu Beginn der Episode sehr unter der Tatsache leidet, dass fast ein ganzes Haus auf ihn gefallen ist. Was natürlich Konsequenzen hat. Er hat mehrere Wunden und er kann auf einem Ohr kaum noch etwas hören.
Man erlebt dabei einen Daredevil, der durch diese Einschränkungen in einer düsteren und schon fast melancholischen Stimmung ist. Er sieht Gott als einen Bastard an, der ihm, wie einst Hiob, ordentlich einen eingeschenkt hat. Erst nach und nach beginnt er, aus seiner finsteren Stimmung rauszukommen.
Dazu trägt vor allem die Schwester Maggie bei. Man lernt hier eine resolute Frau kennen, die mit Matt am liebsten nichts zu tun haben möchte, ihn dann aber doch pflegt. Ihre Kein-Bullshit-Attitüde ist genau das Richtige, um Matt zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Dabei behandelt sie ihn fast wie einen Sohn.
Wiedergeburt zeigt aber ebenfalls, dass auch wenn der Teufel von Hell’s Kitchen langsam wieder seine Sinne beisammenhat, er immer noch nicht wieder vollständig genesen ist. Mehrere Mal sieht man, wie er sich auf einen Kampf einlässt, wo er anschließend einen Treffer aufs Ohr kassiert, was ihn dann wieder in der Heilung zurückwirft. Er zeigt sich hier als starrköpfiger, als gut für ihn ist.
Das wirkt unrund
Nebenbei versucht die Folge, auch die anderen Handlungen aufzubauen. Die von Karen Page und Foggy Nelson ist ganz nett, aber leidet unter einer extensiven Rückblende, wo Matt Karen enthüllt, dass er Daredevil war. Anhand der Dialoge kann man entnehmen, dass dies nach der zweiten Season und vor der Defenders-Reihe geschehen ist. Diese Szenen sind zwar nett, dauern allerdings erstens zu lange und wirken zweitens wie ein Fremdkörper. Es ist klar, dass das eingebaut wurde, um das Verhältnis zwischen den Figuren zu verändern. Aber das hätte man sicherlich besser lösen können.
Der andere Nebenplot ist, dass Wilson Fisk im Gefängnis langsam spürbar unglücklich wird. Doch als er erfährt, dass seiner Frau als Komplizin eine Verhaftung droht, ändert sich das. Hier kann man gespannt sein, was als Nächstes kommen wird.
Es lebe die Bürokratie!
Der dritte Nebenplot betrifft den Bundesagenten Rahul „Ray“ Nadeem, der dringend Geld braucht, aber eben wegen seiner Geldprobleme nicht die Beförderung kriegt, die er bräuchte. Das wird zwar logisch erklärt, dennoch kann die Begründung nicht überzeugen, da es so wirkt, als ob hier die Bürokratie im Weg steht. Noch ist nicht abzusehen, was für eine Konsequenz diese Handlung haben wird oder inwiefern sie in die Serie eingebaut wird.
Wiedergeburt ist ein etwas holpriger Start, der hoffentlich nicht für den Rest der dritten Staffel steht.
Info
Drehbuch: Erik Oleson
Showrunner: Erik Oleson
Regie: Marc Jobst
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