Dieses Album zu lesen, ist ein Erlebnis und richtiggehendes, pures Vergnügen.

Wie gefesselt
Irgendwann in einer Zukunft: Die idealistische Wissenschaftlerin Ji-Soo Park steht kurz davor, gemeinsam mit ihrem Team ihre Weltraumsonde Indy zu starten. Doch dann taucht das Unternehmen Energy Solution auf und kauft alles auf, sehr zu ihrem Ärger. Sie bleibt Teil des Unternehmens, bleibt allerdings renitent und ein Störenfried.
Und so ist es kein Wunder, als sie irgendwann nach einer Aktion zu viel wegbefördert wird. Ihre neue Arbeitsstelle befindet sich im Weltraum. Wo sie schon bald neue Leute kennenlernt, darunter auch Alex, einen Spacer, also jemand, der im Weltraum geboren und dort schon immer gelebt hat. Wie werden diese Begegnungen sie und ihre Sichtweise verändern.
Es kommt nur selten vor, dass ich mit einem Comic anfange, zunächst irritiert bin, nur um dann Seiten später festzustellen, dass ich von dem Album wie gefesselt bin. So ist es mir auch mit Frontier passiert. Denn dieser Comic ist großartig!
Nicht 08/15
Erdacht und gezeichnet wurde dieses Album von Guillaume Singelin. Laut dem Anhang des Albums kamen ihm die ersten Ideen zu der Geschichte bereits 2013. Er selbst hat eine zweijährige Ausbildung als Grafiker gemacht, ehe er bei Ankama anfing. Dieser Comic ist sein Deutschlanddebüt.
Frontier spielt in einer dystopisch anmutenden Zukunft. Die Menschheit ist zwar ins Weltall vorgestoßen, doch hat sich an ihrem Verhalten nichts verändert. Es herrscht Ressourcenknappheit, sowie immer noch die uneingeschränkte Gier der Konzerne nach Kapital und Rohstoffen. Der große Gegenspieler ist Energy Solution, die im Laufe der Story wiederholt auftauchen und für Ärger suchen.
Doch wäre es falsch, deswegen jetzt zu behaupten, dass dies deswegen jetzt ein 08/15-Comic ist. Denn auch wenn diese Firma ständig im Hintergrund aktiv ist, dreht sich die Geschichte dieses Albums nicht darum, dass sich heldenhafte Figuren zusammentun, um sie zu bekämpfen. Im Fokus der Story steht vielmehr etwas anderes: nämlich die Charaktere an sich.
Auf die Charaktere kommt es an
Es sind vor allem drei Protagonisten, die man im Laufe der Handlung kennenlernt. Ji-Soo Park ist die zunächst zynische Wissenschaftlerin, die wegen ihrer Erfahrungen mit Energy Solutions desillusioniert ist. Alex ist der Spacer, der ihr hilft, ihre Perspektive zu verändern und der stellenweise sehr impulsiv agieren kann. Die dritte im Bunde ist die ehemalige Weltraumsöldnerin Camilla, die bei einem Einsatz einen Arm verloren hat und sich deshalb beruflich umorientiert.
Die Erzählung ist dabei ebenfalls eine Art Roadstory, wenn auch im All. Denn die Figuren wandern im Laufe der Story von Handlungsort zu Handlungsort, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es geht dabei ebenso um die Anpassungsfähigkeit des menschlichen Körpers und Geists, darum, mit Veränderungen fertig zu werden und darum, trotz Rückschlägen nie den Mut zu verlieren.
Im Zentrum der Story stehen wirklich die Charaktere. Ab und an kommt es zwar zu Actionsequenzen. Doch sind die nur sehr kurz und bündig gehalten, eben weil die Geschichte sich nicht darum dreht, die Zeit bis zum nächsten Kampf zu überbrücken. Stattdessen wird hier ein reichhaltiges und vielfältiges Universum vorgestellt, eins, dass einen in seinen Bann zieht und immer wieder mit Überraschungen aufwartet. Wie beispielsweise, als Guillaume Singelin irgendwann fast im Vorbeigehen verrät, dass das Sonnensystem von Frontier nur entfernte Ähnlichkeiten mit dem hiesigen hat. Was eine unglaubliche Enthüllung ist.
Ein gewöhnungsbedürftiger Stil
Woran man sich zunächst gewöhnen muss, sind die Illustrationen. Guillaume Singelin zeigt sich sehr von dem japanischen Stil geprägt, wobei er ihn allerdings auf seine eigene Art und Weise interpretiert. Sämtliche Figuren sind im sogenannten Super Deformed Stil dargestellt, mit großem Kopf und stellenweise schon fast rudimentären Armen und Beinen. Das ist gewöhnungsbedürftig, doch nach einer Eingewöhnungszeit ist dieser Zeichenstil großartig. Vor allem wenn man dann im Kontrast die detaillierten Darstellungen der Technik sieht.
Ein großartiges Album und mit eines der Besten, dass man in diesem Jahr bislang lesen konnte.
Info
Szenario, Zeichnungen: Guillaume Singelin
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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