Als direkte Fortsetzung von Ghostbusters – Legacy aus dem Jahr 2021 startet Frozen Empire am Oster-Wochenende 2024 in den deutschen Kinos. Nach dem Erfolg des zweiten Reboots sind die Erwartungen hoch. Leider wird der aktuelle Film dem jedoch nicht gerecht.
Handlung
Mittlerweile sind die Spenglers in die alte Feuerwache, das Hauptquartier der Original-Ghostbusters, eingezogen. Mitgenommen haben sie auch Gary Grooberson, der versucht, den beiden Teenies Phoebe und Trevor ein Stiefvater zu sein, sich dabei aber nicht immer allzu geschickt anstellt. Der Einstieg in den Film ist mit einer übernatürlichen Verfolgungsjagd durch die Straßen von New York gleich sehr actionreich. Schnell wird klar: Die ganze Familie ist offensichtlich nun im Geisterjäger-Business tätig.
Nachdem Protonenstrahler aber nicht nur für Geister nicht besonders gesundheitsfördernd sind, landet die ganze Truppe schnell vor dem Bürgermeister. Ein Handlungsstrahl, der einigen von uns ja schon aus dem Film von 1984 bekannt ist. Die 15-jährige Phoebe wird für zu jung befunden, um aktiv an Jagden teilzunehmen, und sitzt von nun an auf der Ersatzbank. Das ist natürlich frustrierend für sie, aber auch der 18-jährige Trevor hat mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Denn niemand akzeptiert, dass er schon volljährig und somit erwachsen ist.
Ab hier beginnt die Handlung leider schon zu zerfasern. Ein durchführender roter Faden ist kaum noch zu erkennen. Wie schon in der Mid-Credit-Szene aus dem vorherigen Film angekündigt, gibt es nun Probleme mit der sich im Keller befindenden Aufbewahrungseinheit für die gefangenen Geister. Dies führt zum Auftritt von Janine Melmatz und Winston Zeddemore aus der Originalbesetzung. Winston ist ja nun philanthropisch unterwegs und betreibt ein großes paranormales Forschungslabor mit vielen hochmotivierten jungen Wissenschaftlern, darunter ist auch die junge Lucky aus Oklahoma, die hier den Sommer als Praktikantin verbringt. Offensichtlich ist im Keller der Feuerwache kaum noch Platz für weitere Geister. Hier erfahren wir nun auch, dass sich das Hauptquartier auf so etwas ähnlichem wie einem Tor zur Hölle befindet.
Ray Stantz betreibt weiterhin seinen okkulten Buchladen. Mithilfe von Podcast, den wir auch aus dem ersten Film aus Oklahoma kennen, nimmt er nun YouTube-Videos auf. Dies führt Nadeem Razmaadi zu ihm, der ihm alte Gegenstände seiner Großmutter verkauft, darunter eine Kugel mit geheimnisvollen Runen, die paranormale Energie enthält. Diese Kugel landet schließlich in Winstons Labor. Aber statt dass ab hier nun alle Protagonist*innen zusammenarbeiten, macht jeder irgendwie sein eigenes Ding.
Phoebe spielt nachts im Park Schach gegen sich selbst, wenn sie nicht schmollend in ihrem Zimmer sitzt. Dort macht sie Bekanntschaft mit einem 16-jährigen Geistermädchen und freundet sich mit ihr an. Trevor hingegen geht in der Feuerwache auf persönliche Geisterjagd und trifft auf den altbekannten Slimer. Der Fokus des Films könnte nun bei den Jugendlichen bleiben, tut er aber nicht. Stattdessen sind Phoebe und Podcast nun nur noch in begleitender Funktion dabei, wenn Ray sich mit einem alten Kumpel in der Bücherei trifft. Trevor taucht bis zum Showdown am Ende nur noch sporadisch auf.
Die große Gefahr, der Dämon Garraka, der im Messing-Orb gefangen war, bis Phoebe in unbewusst befreit, kommt nicht wirklich zum Tragen. Lediglich im großen Showdown tritt er als der große Antagonist auf. Zur Rettung New Yorks müssen wieder alle zusammen helfen, die alten und die neuen Geisterjäger. Wenigstens die rettende Idee kommt von der klugen Phoebe und der smarte Peter Venkman bekommt die schwierige Situation mit dem Bürgermeister schnell wieder unter Kontrolle. Ende gut – alles gut, weitere Filme können nun kommen.
Rezension
Prinzipiell wirkt der ganze Film wie eine extrem lange Werbung für kommende Filme oder Ähnliches. Es gibt keine richtigen Protagonisten, nur Mitläufer*innen. Niemand hat einen sinnvollen Handlungsstrahl, der eine persönliche oder emotionale Entwicklung mit sich bringt. Es wird komplett verpasst, die Position der Jugendlichen zu stärken. Sowohl Phoebe als auch Trevor werden auf Sidequests geschickt, wobei die von Phoebe wenigsten noch was mit der Hauptgefahr zu tun hat. Die primäre Geschichte ist eigentlich dieselbe wie schon im Film von 2021, wo die Stabübergabe eigentlich schon stattgefunden hatte. Frozen Empire ist somit eigentlich der Reboot des Reboots. Eigentlich wirkt er eher wie ein Lückenfüller, bevor es wirklich wieder losgeht.
Nicht mal bei den Geistern an sich wurde viel Fantasie gezeigt. Wir haben Slimer, die Frau in der Bibliothek und den bläulichen Drachen der Eingangssequenz alle schon einmal gesehen. Der zum Leben erwachte steinerne Löwe erinnert ebenfalls an den allerersten Film, ist aber ganz gut gemacht. Die Grundidee des Frozen Empire, dass man praktisch vor Angst erfriert, wird nur kurz angeteasert. Die Szenen mit den langen gefrorenen Eiszapfen, die im Trailer so prominent gezeigt wurden, sieht man im eigentlichen Film nur bei einer Gelegenheit, was eine weitere verpasste Chance darstellt.
Bill Murray ist wieder Bill Murray. Sein trockener Humor rettet zwar am Ende die Ghostbusters, hat aber keinen wirklichen Impact im Film. Janine bekommt eine Uniform und das Musikvideo aus dem Jahr 1984 ist nun im Kanon etabliert. Man fragt sich zu Recht, was in den Jahren dazwischen passiert ist, als es wohl keine Geisterjäger gab. Oder doch? Winston hat ja weiter geforscht und neue Protonenpacks entwickelt. Paul Rudd hat zwar auch keine wirkliche Funktion und ist einfach nur dabei, trägt den Film komischerweise aber trotzdem auf seinen Schultern. Zumindest bekommt Gary am Ende seine Position als Familienmitglied bestätigt. Auch hier hätte man etwas mehr Zeit auf die Beziehung zwischen Gary und Callie verwenden müssen. Carrie Coon hat fast nichts zu tun, was extrem schade ist.
Hintergrund
Im Gegensatz zu Ghostbusters – Legacy, bei dem Jason Reitman, der Sohn von Ivan Reitman, Regie geführt hatte, wurde Frozen Empire von Gil Keenan als Regisseur umgesetzt. Das Drehbuch wurde von beiden gemeinsam entwickelt. Inspiration wurde aus der Zeichentrickserie The Real Ghostbusters gezogen, die von 1986 bis 1992 lief. Zusätzlich zu allen bekannten Hauptdarstellern konnten noch Kumail Nanjiani und Patton Oswald verpflichtet werden. Der im Februar 2022 verstorbene Ivan Reitman wird noch als Produzent genannt. Ihm ist der Film auch gewidmet.
Fazit zu Ghostbusters – Frozen Empire
Die Titelmusik von Ray Parker Jr. macht am Ende des Films zumindest Lust auf das, was noch kommt. In einer weiteren Mid-Credit-Szene sehen wir wieder einen Haufen von Mini-Marschmallowmännern, was wohl heißen soll, dass noch viel Arbeit auf die Ghostbusters wartet.
Der Film unterhält und ist ein Spaß für die ganze Familie. Die Eltern werden mit der Originalbesetzung und altbekannten Geistern bei der Stange gehalten, und die Kinder dürfen sich darauf freuen, dass in Zukunft die jungen Ghostbusters ohne Zutun der älteren Garde ihren Job machen dürfen. Frozen Empire an sich ist aber zu voll mit einzelnen Handlungssträngen, die nicht zusammengeführt werden. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Die Charaktere kommen leider alle zu kurz. Das Filmerlebnis fühlt sich insgesamt an, als hätte jemand auf einer Checkliste alle Häkchen gesetzt, leider aber relativ lieblos.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- unterhält die ganze Familie
Negativ
- keine innovativen Ansätze
- zu viele einzelne Handlungsstränge ohne roten Faden
- wirkt wie ein Lückenfüller
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