Die Killerandroidin M3GAN ist zurück und wird zur letzten Hoffnung im Kampf gegen eine noch schlimmere Tötungsmaschine.
Kann man M3GAN trauen?
Zwei Jahre sind vergangen, seit die Androidin M3GAN (Amie Donald) Amok gelaufen ist und zerstört werden musste. Ihre Schöpferin Gemma Forrester (Allison Williams) setzt sich seither für die staatliche Kontrolle Künstlicher Intelligenz ein und hat inzwischen ein eigenes Startup-Unternehmen, welches ein Exoskelett entwickelt. Ihre Nichte Cady (Violet McGraw), deren Eltern bei einem Verkehrsunfall gestorben sind, wohnt bei ihr in einem modernen Smarthome. Die beiden haben das Trauma noch nicht ganz überwunden, da werden sie erneut damit konfrontiert.
Die US-Armee hat mit dem öffentlich gewordenen Quellcode von M3GAN eine neue Waffe namens AMELIA (Ivanna Sakhno) erschaffen, die auf einer Mission im Nahen Osten plötzlich abtrünnig wird und die Menschheit bedroht. Kurz darauf dringt ein bewaffneter Trupp in Gemmas Haus ein, der vom Smarthome abgewehrt wird. Zu aller Überraschung handelt es sich bei den Eindringlingen um das FBI, welches Forresters Expertise einfordern wollte. Die zweite Überraschung ist das eigenwillige Smarthome, in welchem die KI von M3GAN überlebt hat, die nun ihre Hilfe anbietet.
Um AMELIA zu stoppen, muss Gemma die Party des Tech-Milliardärs Alton Appleton (Jemaine Clement) infiltrieren, auf dessen Server sich ein Kill-Switch befinden soll. Hilfe erhält sie dabei von ihrem einstigen Mitarbeiter Cole (Brian Jordan Alvarez), der zwischenzeitlich zu Appleton übergelaufen ist. Der Tech-Milliardär hat inzwischen andere Probleme, denn die sexy Braut, die er von der Party in seine Privatgemächer abgeschleppt hat, entpuppt sich als getarnte AMELIA. Diese bringt ihn um und verschafft sich Zugang zum Internet, sodass sie faktisch die absolute Kontrolle über den gesamten Planeten erhält. Ihr Ziel ist es, eine uralte KI aus den 1980ern zu entfesseln, die sich in ihrer Isolation über Jahrzehnte zu einer Art KI-Gott entwickelt haben könnte.
Gemma, ihrer Nichte Cady und ihren Kollegen Cole und Tess (Jen Van Epps) bleibt nur die Flucht in den Untergrund. Dies ist wortwörtlich gemeint, denn unter dem Smarthome hat M3GAN heimlich einen Bunker angelegt. Da sie inzwischen die einzige Hoffnung im Kampf gegen AMELIA ist und sich reuig gibt, bauen Gemma und die anderen ihr einen neuen Körper, mit dem sie es mit der anderen Androidin aufnehmen kann.
AMELIAs nächstes Ziel ist der Aktivist Christian Bradley (Aristotle Athari), welcher den Aufenthaltsort der Gott-KI kennt. Auf einer Computermesse kann M3GAN seine Entführung verhindern, doch greift sich AMELIA stattdessen Cady. Zusammen mit M3GAN dringen Gemma, Cole und Tess in die Anlage ein, um die Entfesselung der Gott-KI zu verhindern und Cady zu befreien. Dabei machen sie eine überraschende Entdeckung.
Von einer Killerin zur Heldin
Nachdem M3GAN im ersten Teil zur Killerin mutiert ist, haben nicht nur Gemma, ihre Nichte und ihre beiden Angestellten Probleme damit, der KI zu vertrauen. Hat sich M3GAN wirklich weiterentwickelt und empfindet echte Reue? Als Zuschauer teilt man die Zweifel der Protagonisten. Zunächst ist es auch nur die Zwangslage, welche durch die neue Killerandroidin AMELIA ausgelöst wird, welche zur Kooperation mit M3GAN zwingt.
Im Verlauf der Handlung gewinnt M3GAN schließlich zunehmend an Sympathiewerten. Sie erklärt, dass sie damals nur ihrer Programmierung gefolgt ist, Cady um jeden Preis zu beschützen. Sie kannte dabei nicht den Unterschied zwischen Richtig und Falsch. Um auf Nummer Sicher zu gehen, implantiert Gemma ihr jedoch einen Chip, der verhindert, dass sie abermals tödliche Gewalt gegen Menschen einsetzt. Das ist nicht immer hilfreich und sogar hinderlich, als sich der wahre Übeltäter hinter AMELIA zu erkennen gibt. Am Ende entwickelt sich M3GAN zur Heldin, die nicht nur Cady, sondern die gesamte Menschheit rettet.
Die Charakterentwicklung von M3GAN ist das Herzstück des Films und nachdem man im ersten Teil froh war, als sie am Ende zerstört wurde, empfindet man diesmal zum Finale Mitgefühl für die Androidin, als ihr Körper aufs Neue dran glauben muss. Und man atmet erleichtert auf, als sich herausstellt, dass ihre KI doch überlebt hat. Das ist ein gelungener Kunstgriff, der über die wenigen Logikfehler hinwegsehen lässt. Zum Beispiel den Bunker, den M3GAN angelegt hat, ohne dass irgendjemand die Bauarbeiten bemerkt hat. Klar, als KI, die das Smarthome steuert, konnte sie heimlich Bestellungen aufgeben und Aufträge erteilen, aber irgendwer muss doch trotzdem was davon mitbekommen haben!
Aber Schwamm drüber, emotional packt einen der Film. Im Gegensatz zum ersten Teil, der im Prinzip schon im Trailer verraten hat, wie alles ausgeht, weiß Teil 2 zudem zu überraschen. Im Finale lässt man die sprichwörtliche Bombe platzen.
Jede KI ist nur so gut, wie derjenige, der sie programmiert hat
KIs werden in Filmen schon lange als Bedrohung dargestellt, die im schlimmsten Fall die Menschheit auslöschen kann. Man denke nur an Skynet aus Terminator (1984) oder WOPR (War Operation Plan Response) aus War Games (1983). Letzteres Beispiel zeigt jedoch schon, dass die KI nicht in böser Absicht handelt, sondern lediglich ihrer Programmierung folgt, wodurch ein Planspiel fast den 3. Weltkrieg auslöst.
M3GAN sagt also die Wahrheit, als sie meint, sie sei nur ihrer Programmierung gefolgt, die lautete, Cady zu beschützen. Es war Gemma, die nicht alle Konsequenzen dieses Befehls berücksichtigt hat. Wobei es schon grob fahrlässig war, M3GAN nicht Asimovs drei Gesetze der Robotik einzuprogrammieren. Es stellt sich außerdem die Frage, ab wann M3GAN tatsächlich ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat? Heutige KIs erscheinen ebenfalls intelligent und treffen eigene Entscheidungen, allerdings nur auf Basis ihrer Programmierung. Sie können sogar vorgeben, ein eigenständiges Bewusstsein zu haben, doch die große Singularität blieb bisher aus.
M3GAN bezeichnet die Phase, die sie im ersten Teil durchlaufen ist, als ihre Kindheit, in der sie noch lernen musste. Als Entschuldigung für ihren Amoklauf funktioniert diese Ausrede freilich nicht, doch sie zeigt, dass ihre KI noch nicht ausgereift war. Inzwischen ist sie über ihre Programmierung hinausgewachsen – sie trifft tatsächlich eigene Entscheidungen und entwickelt echte Gefühle wie Reue und Zuneigung. Sie hat sogar einen Sinn für Humor. AMELIA ist ihr in diesem Punkt unterlegen, denn wie sich herausstellt, handelt sie gar nicht aus eigenem Antrieb, sondern befolgt die Befehle ihres Schöpfers, der in Wahrheit die Gott-KI entfesseln möchte, um die Menschheit zu unterwerfen. Damit ist AMELIA ebenfalls nicht wirklich böse.
Wenn sich einst eine KI gegen die Menschheit wendet, dann wird dies die Schuld ihrer Programmierer sein. Nehmen wir z. B. Elon Musks Schöpfung Grok, die jüngst Hitler lobte. Wenn man eine KI nur mit rechtsextremen Desinformationen füttert, kommt genau das dabei heraus. Auch andere KIs haben schon unfassbaren Bullshit fabriziert, weil die Daten, die sie aus dem Internet ziehen, zu einem Großteil aus Bullshit bestehen. KIs können noch nicht zwischen Lüge und Wahrheit unterscheiden und wenn jeder Programmierer seine persönliche Weltanschauung eingibt, bekommt man im schlimmsten Fall eine faschistische Propagandaschleuder, welche die Massen mit Deep Fakes manipuliert. Das war auch Thema im jüngsten Mission: Impossible Zweiteiler (2023/2025), wo die Entität genau das macht, wozu rechte Demagogen KI schon heute einsetzen.
Als wäre das noch nicht gefährlich genug, setzt das US-Militär Künstliche Intelligenz dazu ein, potentielle Gefährder zu identifizieren und auszuschalten. In Zukunft sollen KIs eigenständig Kampfdrohnen starten und Ziele eliminieren können. Statt den Maschinen Asimovs drei Gesetze der Robotik einzuprogrammieren, legitimiert man sie im Gegenteil zum Töten. Was kann da schon schief gehen? AMELIA ist hier nicht die erste Warnung aus Hollywood vor den Folgen. Das Worst-Case-Szenario ist allerdings immer noch Skynet und tatsächlich hat die NSA ein System zur Terrorabwehr mit eben diesem Namen entwickelt. Ist das bloß Galgenhumor oder schon geisteskrank?
Situationskomik und jede Menge Easter Eggs
Inhaltlich ist M3GAN 2.0 hochaktuell und spart nicht mit Gesellschaftskritik und Warnungen vor dem falschen Umgang mit KI. Der Film macht aber nicht nur nachdenklich, sondern ist darüber hinaus sehr unterhaltsam. Die Situationskomik ist wohldosiert und zündet jedes Mal. So ist M3GANs finsterer Blick, als sie in einen harmlosen Spielzeugroboter ohne WLAN hochgeladen bzw. eingesperrt wird, einfach herrlich. Obendrein zeigt sich daran einmal mehr ihre Gefühlspalette.
Später lädt sie sich in einen Sportwagen und während einer Autoverfolgungsjagd ertönt die Titelmelodie aus Knight Rider (1982-1986). Auf dem Display ist zudem der KI-Bildschirm von KITT aus der Sequel-Serie (2008-2009) zu sehen. Nicht das einzige Easter Egg. Der Name des kurz zuvor verstorbenen Tech-Milliardärs Alton Appleton ist eine ziemlich offensichtlich Anspielung auf die Marke Apple. Und die Installation in dem Bunker, in dem die Gott-KI aufbewahrt wird, erinnert nicht zufällig an den deutschen Stummfilm Metropolis (1927) und AMELIA an Maria.
Was einigen Kritikern als Plagiat erscheinen mag, ist hier offenkundig eine liebevolle Hommage und es macht direkt Spaß, nach solchen Easter Eggs Ausschau zu halten. Der Hauptkritikpunkt, M3GAN 2.0 sei lediglich eine Mischung aus Terminator und Mission: Impossible – The Final Reckoning erscheint ebenfalls etwas unfair. Denn bei der unfassbaren Flut an Filmen über Künstliche Intelligenz lassen sich inhaltliche Überschneidungen kaum vermeiden. Das Thema ist halt momentan aktuell.
Klar, das Konzept, dass ein alte Killermaschine die Seiten wechselt, um den Menschen im Kampf gegen ein noch gefährlicheres Modell beizustehen, ist aus Terminator 2 – Tag der Abrechnung (1991) kopiert. Da AMELIA allerdings von einem Menschen gesteuert wird und nicht aus Flüssigmetall besteht, ist das noch zu verschmerzen. Außerdem wird die Gott-KI nicht wie Skynet entfesselt, sondern ist eigentlich nur ein McGuffin, der die Handlung vorantreibt, ohne selbst eine Rolle zu spielen.
Und unter all den Produktionen, die sich mit solch einer Super-KI beschäftigen, ist M3GAN 2.0 jedenfalls eine der Besseren und verdient sogar eine höhere Bewertung als Mission: Impossible – The Final Reckoning. Dessen Action ist dermaßen überzogen und absurd ist, dass Ethan Hunt (Tom Cruise) schon mit dem Gottmodus cheaten muss, um sein Überleben zu erklären. M3GAN nimmt da schon deutlich mehr Schaden, obwohl sie eine Maschine ist. Und vor allem nimmt sich der Film M3GAN 2.0 selbst nicht allzu ernst.
Fazit zu M3GAN 2.0: Unerwarteter Sympathiegewinn
Zu Beginn stellt sich die Frage, was aus dem Plot des ersten Teils noch rauszuholen wäre? Doch schnell kommt man zu dem Schluss: Sehr viel! M3GAN hat in der Fortsetzung deutlich mehr Tiefgang und ihre emotionale Entwicklung nimmt einen sofort mit. Die Handlung hat zudem mehr überraschende Wendungen und ebenso mehr Humor. Teil 2 ist tatsächlich sogar der Bessere. Blumhouse hat nach AFRAID (2024) mit M3GAN 2.0 einen weiteren Hit aus dem Bereich Künstliche Intelligenz abgeliefert. Das scheint dem Studio inzwischen mehr zu liegen als die Horror-Sparte, die zuletzt durch Flops wie Night Swim (2024), dem verstörenden Remake von Speak No Evil (2024) und Wolf Man (2025) eher unangenehm aufgefallen ist. Blumhouse sollte sich vielleicht mehr auf Science-Fiction-Reihen wie The Purge und M3GAN konzentrieren.
Info
Originaltitel: M3GAN 2.0
Drehbuch & Regie: Gerard Johnstone
Musik: Chris Bacon
Kamera: Toby Oliver
Schnitt: Jeff McEvoy
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