Mit Maya – 01 – Das Odinsblut liegt das erste europäische Comicabenteuer vom Autor Chris Noeth vor.
Ein bekannter Name
Eine namenlose Frau bedroht einen reichen und mächtigen Mann. Sie will von ihm wissen, wo das Odinsblut ist. Und als er nicht bereit ist, zu kooperieren, bringt sie kurzerhand seine Sekretärin um.
Unterdessen will Maya Sanchez, Halbwaise, mit ihrer Freundin raus. Doch dann kommt der neue Arschloch-Freund ihrer Mutter vorbei und versucht den Teddy mitzunehmen, den sie von ihrem Vater erhalten hat. Es kommt zum Handgemenge, bei dem der Teddybär in Stücke gerissen und ihre Mama schwer verletzt wird. Mit einem Kästchen, das sich in ihrem Plüschtier befunden hat, flieht sie aufs Dach, wo Dinge schon bald endgültig eskalieren.
Den Name Chris Noeth kennt man bereits schon. Er ist der Autor der Dark Zero-Reihe, die ebenfalls bei Splitter herauskommt. Für die Maya-Albenreihe hat er sich dieses Mal mit dem Künstler Ricardo Silva zusammengetan, der zuvor unter anderem für die amerikanischen Verlage Zenescope und Avatar Press gearbeitet hat.
Wie früher
Interessanterweise war der erste Eindruck, den ich beim Lesen von Das Odinsblut hatte, der, dass es sich hier um einen Comic handelt, der ursprünglich in den USA herausgekommen ist. Erst, als ich das Nachwort las, durfte ich herausfinden, dass der Autor von Anfang die Story für den Splitter-Verlag und damit auch für den europäischen Markt konzipiert hatte. Wobei die Basis für seine Geschichte ein Webcomic ist, den er vor Jahren selber kreierte.
Dabei wirkt das Album wirklich wie ein Throwback in vergangene Zeiten. In eine Epoche, in der Verlage wie Image Comics ihr Geld weniger mit vielfältigen und interessanten Comics verdienten. Sondern hauptsächlich mit sogenannten „Bad Girl“-Serien, wo eine weibliche Protagonistin häufig mit wenig Textil durch die Gegend lief und ihr Körperbau mit der Realität nur wenig zu tun hatte.
Dabei versucht der Autor alles, um die Geschichte interessant wirken zu lassen. Er schmeißt mit Begriffen um sich, deutet vieles an, ohne erst mal konkret zu werken und setzt auf den Schockfaktor. Was in diesem Fall bedeutet, dass die Story von Maya mit Gore-Elementen nicht geizt.
Holzhammer lässt grüßen
Vor allem die unbekannte Assassine von Beginn des Albums erweist sich als äußerst blutrünstig. Sie sticht anderen Leuten die Augen aus, bricht ihnen das Genick oder wirft Unschuldige aus dem Fenster eines Hochhauses, nur um Druck auszuüben. Begleitet wird sie dabei von einer körperlosen Stimme namens Eve, die für sie Musik abspielt oder den Puls von Personen überwacht.
Eigentlich hätte dies äußerst faszinierend sein können. Wenn nicht Chris Noeth bei seiner Charakterisierung mit dem Holzhammer vorgeht. Jeder Satz, jede Aktion von ihr macht klar, dass sie eine Böse ist, die nichts gutes vorhat. Leichen pflastern ihren Weg und ein Menschenleben bedeutet ihr nichts! Das wird wieder und wieder gezeigt und betont und irgendwann hat man es einfach über. Es langweilt einen, es nichts neues.
Nicht, dass der Plot um Maya besser ist. Man erfährt zwar einiges über sie, dass sie willensstark ist und ein starkes Gerechtigkeitsgefühl hat. Doch hauptsächlich ist passiv und wird von der Handlung bestimmt, anstatt umgekehrt.
Es wirkt alles hölzern und gestelzt
Ebenso sind viele Nebenfiguren entweder eine Anhäufung von Klischees oder bleiben blass. Mayas Mutter ist ein bloßes Opfer, derweil ein andere Antagonist der typisch skrupellos Großindustrielle ist, der nur daran interessiert ist, seine Ware an den Mann zu bringen.
Dabei spielt das titelgebende Odinsblut eine große Rolle. Man erfährt ein wenig, was es bewirkt. Aber am Ende ist es einem auch ziemlich egal.
Das große Problem ist, dass Chris Noeth die Handlung sich nicht organisch entwickeln lässt. Stattdessen wirkt es so, als ob er sich einfach nur Eckpunkte gesetzt hat und darauf hinarbeitet. Dass dabei auch noch die Dialoge hölzern und gestelzt wirken, ist anscheinend egal.
Sehr steif
Nicht, dass die Illustrationen von Ricardo Silva besser sind. Man merkt den Zeichnungen an, dass er für Zenescope und Avatar press gearbeitet hat, da dies beide Verlage sind, die noch recht häufig auf den Eyecandyfaktor setzen. Dementsprechend sieht Maya stellenweise wie ein Pin-Up-Girl aus. Auch wirken die Actionszenen furchtbar steif. Es kommt keine Dynamik auf, es fließt nichts!
Am Ende muss sich der Splitter-Verlag wirklich die Frage gefallen lassen, wieso er diese Reihe mit ins Programm aufgenommen hat. Der Verlag hat bereits viele großartige US-Reihen adaptiert. Doch die Maya-Serie gehört aktuell definitiv nicht dazu.
Info
Autor: Chris Noeth
Zeichner: Ricardo Silva
Farben: Bryan Valenza, Vagrant
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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