Schon das Original war ein klasse Spiel – wie schlägt sich da das Remake?
Streng genommen war Metal Gear Solid 3 bereits der fünfte Teil der Reihe, die 1987 mit Metal Gear begann. Erst mit dem Sprung auf die Playstation und einem 3-D Setting kam der Zusatz Solid hinzu. Chronologisch war dies aber der erste Teil. Es macht also Sinn, bei den Remakes hier anzufangen. Snake Eater steht auf vielen Listen obendrein als das beste Spiel der Reihe, deswegen ist die Wahl für mich absolut nachvollziehbar. Und nach 21 Jahren kann man ja durchaus mal ein Remake machen.
Für mich war Snake Eater der richtige Einstieg in das MGS-Franchise, nachdem ich den ersten Teil damals zwar gezockt hatte, aber nicht wirklich warm damit wurde. Seit dem habe ich alte Spiele nachgeholt und auch jeden neuen Teil der Hauptreihe gezockt und auch etliche der Spin-Offs.
Handlung
Das Jahr 1964. Der russische Wissenschaftler Nikolai Sokolov will zu den USA überlaufen. Snake wird in russisches Gebiet geschickt, um dies zu ermöglichen. Doch alles geht schief, denn seine alte Mentorin The Boss verrät ihr Land und läuft zu den Russen über. Sie schließt sich Colonel Volgin an, der einen Putsch vorbereitet und mit dem Shagohod einen Panzer entwickeln ließ, der Nuklearraketen von jedem Platz der Welt verschießen kann. Snake wird erneut losgeschickt, die Mission wird ausgeweitet, nicht nur muss es Sokolov rausholen, sondern auch den Shagohod zerstören und The Boss töten, damit aus dem Kalten Krieg kein Ernstfall wird. The Boss wird aber von ihrer alten Truppe, den Cobras, unterstützt.
Rezension
Hideo Kojima, der Schöpfer der Metal-Gear-Reihe, hat den Ruf, unglaubliche Geschichten zu schreiben. Nach dem Release von Metal Gear Solid V: The Phantom Pain im Jahr 2015 verließ er Konami auf Wunsch der Spielefirma. Sie wollten einen anderen Weg einschlagen und sich mehr auf Mobile Gaming konzentrieren, doch von diesen Plänen rückte man schnell wieder ab. Nicht nur, dass wir eine Sammlung mit den ersten drei Spielen von Metal Gear Solid bekommen haben, wir haben auch dieses Remake bekommen, Über den ersten neuen Teil seit der Trennung von Kojima, Metal Gear Survive, wollen wir einmal großzügig hinwegsehen. Kojimas Geschichten in Bezug auf Metal Gear sind dabei voll mit Verschwörungen, Verrat und Wendungen. Schon im allerersten Teil stellte sich heraus, dass der Bösewicht eigentlich Big Boss ist, der Kommandant der Einheit, die unsere Spielfigur überhaupt erst losgeschickt hat. Und eben diesen Big Boss spielen wir in Snake Eater – wir erfahren quasi, wie aus ihm Big Boss wurde und warum es am Ende zu den Geschehnissen in Metal Gear von 1987 kommen kann.
Und das muss man den Designern wirklich lassen – die typischen Elemente der Reihe sind alle drin, nur anders, eben der Zeit ein wenig angepasst. So gibt es den typischen Codec Funk nicht, sondern ein normales Funkgerät. Der Codec ist ein Implantat, welches direkt auf die Knochen im Ohr einwirkt – so wird es zumindest in der Geschichte der Spiele erklärt – und so kann man direkt funken, ohne ein externes Gerät zu benötigen.
Hier bleibt alles so, wie es ist…
An der Handlung und den Zwischensequenzen wurde so gut wie nichts geändert. Auf den ersten Blick wirkt es mehr wie ein Remaster, ähnlich wie bei The Elder Scrolls IV: Oblivion. Wählt man den Legacy-Modus hat man obendrein auch die alte Steuerung und sogar einen Legacy-Filter (abschaltbar) über der modernen Grafik. Ganz ehrlich, dann kann man aber auch einfach das alte Spiel spielen, das gibt es ja auch für aktuelle Konsolen.
Nach wie vor ist das Spiel in kleine Maps aufgeteilt und der Übergang dient immer noch als Speicherpunkt. Wir können zwar auch manuell speichern, aber wir fangen trotzdem immer zu Beginn der Zone an.
Am Gameplay hat sich grundlegend auch nichts geändert. Wie im Original haben die Hauptcharaktere eine STAMINA Anzeige – diese bestimmt, wie lange wir die Luft anhalten können und auch wie lange wir irgendwo hängen können. Körperliche Aktivitäten wie Kämpfen, Rennen und dergleichen lässt uns STAMINA verlieren, auffüllen geht mit dem Konsumieren von Nahrung. Wir haben zu Beginn aber nur kleine Feldrationen dabei, die überhaupt nicht ausreichen für so eine lange Mission – also gehen wir jagen. Wir essen Schlangen, Pilze, Früchte, Frösche, Vögel – und eklige russische Rationen. Snake kommentiert den Geschmack der Speisen – essen wir nicht, grummelt unser Magen irgendwann und kann nahe gelegene Wachen alarmieren.
Ebenso ist Tarnung immens wichtig. Wir haben verschiedene Uniformen und Gesichtsbemalungen zur Verfügung, die unseren Tarnlevel beeinflussen. Je höher, desto unwahrscheinlicher werden wir entdeckt. Dazu muss man allerdings seine Tarnung je nach Umgebung auswählen – manche haben neben dem Tarneffekt auch noch andere Funktionen, wie erhöhten Schutz vor Schaden. Wir starten mit einigen wenigen und finden im Spiel immer wieder neue. Für bestimmte Errungenschaften gibt es ebenso welche. So haben die Bosse auch STAMINA als Wert und wir können uns entscheiden, ob wir sie „müde“ machen oder eben simpel abschießen. Wählen wir den härteren Weg, bekommen wir ihre Uniform – die besondere Effekte haben, so reduziert die Uniform von The Fury den Schaden von Feuer und Explosionen.
Hat Snake eine Verletzung erlangt, muss er diese versorgen. Verbrennungen werden mit Salbe behandelt, Kugeln werden mit dem Messer entfernt. Diese drei Faktoren – Verletzungen, Essen, Tarnung – sorgen für eine immense Komplexität, die auf den höheren Schwierigkeitsgraden zu größerem taktischen Vorgehen führt. Hier haben wir es nicht nur mit mehr Gegnern zu tun, die auch noch robuster sind, sie hören und sehen auch besser.
Die Boss-Kämpfe sind ebenfalls gleich geblieben, kamen mir hier nur ein wenig schwerer vor. Und kaum ein Spiel hat solch gut durchdachten Bosse wie die Metal Gear Solid Reihe, speziell dieser Teil. Der Kampf mit dem legendären Scharfschützen The End geht über vier Zonen und besteht vor allem aus Tarnung, Gegner finden, anpirschen – The End ist schon sehr alt und man kann sogar kampflos gewinnen, denn seine STAMINA wird von alleine weniger. Dies braucht allerdings einige Zeit und so ist der normale Weg schon zu bevorzugen. Auch The Sorrow ist ein Kampf der besonderen Art, denn dieser ist mehr eine Art Walking Simulator – am Ende sterben wir ohne Wenn und Aber – und man muss erstmal drauf kommen, wie man dies rückgängig machen kann.
Nahkampf gab es schon in den Vorgängern, da war es aber mehr rudimentär. In Snake Eater wurde dieses System komplett überarbeitet, wir können nun Gegner nicht nur schlagen, wir können sie auch in den Schwitzkasten nehmen, durch die Gegend werfen und vor allem können wir auch Kontern. Das Letztere hat zwar eigentlich nur im finalen Kampf eine Bedeutung, da die meisten Gegner nicht in den Nahkampf gehen, aber es ist trotzdem nett, das man daran gedacht hat.
Auch die Titel am Ende des Spiels, die sich verändern, je nachdem was man geschafft hat, sind alle dabei, ebenso wie die Bonus-Gegenstände, die wir darüber freischalten können. Und, wenn ich es richtig rausgehört habe, hat man die gleichen Sprachaufnahmen genommen, die man auch schon im Original hatte.
Ohne Änderungen geht es aber doch nicht
Warum also überhaupt ein Remake spielen? Wenn doch alles gleich ist? Ist es eben doch nicht. Ja, vor allem die Handlung wurde nicht angetastet und das Gameplay ist weitestgehend erhalten geblieben, was mit Tarnung, Essen und so weiter zusammenhängt. Aber, wir haben noch den New Style. Hier wurde dann doch einiges geändert. Allem voran die Over-The-Shoulder-Kamera, wenn wir mit der Waffe zielen. Die neue Steuerung und Perspektive ist sehr an Metal Gear Solid 5 angelehnt, mit der alten Steuerung konnten wir uns im Kreis drehen – während wir auf dem Boden lagen, hier schaut das Ganze schon realistischer aus. Hat man gerade die alte Version gespielt, ist der New Style schon ein wenig Umgewöhnung, aber man hat den Bogen schnell raus.
Dazu hat man auch noch neue Collectibles eingebaut. Neben den Kreotan-Fröschen aus dem Original haben wir auch noch die Ga-Ko-Enten. Diese sind getarnt und nur schwer zu entdecken – aber, wir haben im Pausenbildschirm eine Übersicht, ob wir die beiden Tiere in dieser Zone bereits gefunden haben. Es ist auch egal, ob wir danach einen alten Spielstand laden oder sterben, Gefunden bleibt Gefunden. Und noch ein weiteres Collectible hat man eingebaut – manche Soldaten tragen eine Filmspule bei sich, mit der wir im Secret Theater alternative Zwischensequenzen und teilweise sogar Filme freischalten können, wie Metal Gear Sigint.
Ein besonderes Easter Egg – im Original hingen an manchen Wänden Poster – von hübschen Damen in knapper Bekleidung. Im Legacy Modus sehen wir alten Poster, im New Style sehen wir neue Aufnahmen. Konami hat die Damen um neue Bilder gebeten. Shoko Hamada schickte auch eines ein, aber nicht in knapper Bekleidung, sondern mit ihrem Baby auf dem Arm. Ein deutliches Zeichen dafür, dass Mutterschaft ihr mehr bedeutet, als Model zu sein.
Außerdem bekamen wir einige Quality of Life Upgrades. Im Original mussten wir, wenn wir einen Spielstand laden wollten, erst zurück zum Hauptmenü und dann von dort laden, was sogar in der Master Collection noch Ewigkeiten gedauert hat – hier können wir direkt laden, was etliche Zeit erspart. Wir können auch jederzeit nachschauen, ob wir einen Alarm ausgelöst oder jemanden getötet haben – das erleichtert die Jagd nach dem begehrten Titel Foxhound (der höchste) immens. Im Original konnten wir auch nicht auf Very Easy Uniformen sammeln und dann auf Extreme benutzen, hier geht dies sehr wohl. Auch dies erleichtert uns die Titeljagd, ebenso wie ein neues Bonus-Item. Der Ghillie suit erhöht unseren Tarnlevel immens und hat keine Auswirkungen auf den Rang. Ein Kinderspiel ist Foxhound damit aber immer noch nicht.
Im Original gab es das Minigame Guy Savage – dieses konnte man nur spielen, wenn man in der Zelle speichert und die Konsole ausschaltet. Bei der Rückkehr spielte man einen Albtraum, in dem man gegen Horden von Dämonen antrat. Dies ist hier nun aus dem Hauptmenü wählbar. In der XBOX Version kommt noch Snake vs. Bomberman dazu, auf PS5 und PC ist es Snake vs. Monkey.
Die Schattenseite
Die Handlung wirkt auf den ersten Blick atmosphärisch und gut durchdacht, hat aber enorme Schwächen. Wieso sollten sich die Russen nach ZWEI Atomschlägen auf ihrem Gebiet nur durch den Tod von The Boss sich beruhigen lassen? Und warum gibt man dem Irren Volgin überhaupt Atomwaffen – und dann auch noch zwei? Warum ist Sokolov ungefähr einen Kilometer hinter der Grenze gefangen, wenn er doch schon mal versucht hat, zu fliehen? Wieso hat The Boss auf dem Schlachtfeld per „Kaiserschnitt“ ein Kind bekommen, die Narbe sieht aber aus, als hätte Michael Myers mit ihr gespielt? Und wieso muss sich in MGS immer jemand einpinkeln?
Warum muss EVA sich ständig umziehen, wenn sie doch eine Spionin ist, dann macht es doch Sinn, wenn sie einfach die Uniform anbehält? Nun, sie muss dies tun, damit sie ihren Job als Eye Candy erfüllen kann. Warum aber Volgin seinem Major Raikov ins Gemächt und Ocelot EVA an die Brüste fasst , das ist fraglich.
Das sind allerdings Kritikpunkte, die auch auf das Original zutreffen. Bis auf die seltsame Sexualisierung, die 2004 noch durchging, heute aber extrem aus der Zeit gefallen wirkt, kann man dies aber verkraften. Immerhin gibt es einen Hinweis zu Beginn, dass es ein Remake ist und manche Szenen vielleicht nicht mehr in unsere Zeit passen.
Was ich aber nicht verkraften kann: Wieso gibt es nur englischen und japanischen Ton? Ich spiele zwar meistens meine Spiele eh auf Englisch, aber gerade hier hätte ich doch gerne die deutsche Version gehört. Wobei ich anmerken muss: Metal Gear Solid 1 wurde noch deutsch synchronisiert, danach aber keiner der Teile mehr.
Fazit
Ich habe vor dem Release extra das Original nochmal gespielt. Und ich muss einfach sagen, man hat den Klassiker wirklich erstklassig modernisiert. Wer das Original nie gespielt hat – Zugreifen.
Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.
Warpskala
Warpskala- Star Trek kündigt Kooperation mit Lego an - 9. September 2025
- Star Trek: Neue Webserie für Kinder noch in diesem Jahr - 9. September 2025
- Metal Gear Solid Delta: Snake Eater (Xbox Series X) - 9. September 2025