Mit Verrückte neue Welt startet die erste Peacemaker-Staffel, die gleichzeitig der Anfang vom Ende des alten DC Extended Universe ist.
Eine Serie als Bewerbung
Das DC Extended Universe, das Gegenstück zum Marvel Cinematic Universe, schaffte es nie wirklich, denselben Erfolg zu erlangen, wie das große Vorbild. Vor allem in der Endphase war es von vielen Flops geprägt. Filme wie Wonder Woman 1984 oder Black Adam enttäuschten auf ganzer Linie. Der einzige Lichtblick? The Suicide Squad von James Gunn, der 2021 herauskam. Vermutlich war dies mit der Grund, wieso der Regisseur und Drehbuchautor auf Bitten von dem damaligen DC Films-Präsidenten Walter Hamada, gebeten wurde, eine Serie zu kreieren. Offiziell ging es darum, dass das -Studio Spin-Off-Serien für den Streamingdienst HBO Max erschaffen wollte, die miteinander verbunden waren.
In jedem Fall machte sich der Filmemacher ans Werk. Er nahm sich der Figur Peacemaker an, die in dem Kinofilm von dem Wrestler John Cena dargestellt wurde. Und schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern führte auch bei vielen Episoden Regie. Ebenso war er gemeinsam mit Peter Safran Executive Producer der Reihe.
Was er damals vermutlich nicht wusste, war, dass dies für ihn eine Art Bewerbung für später war. Denn als Warner Media und Discovery Inc. zu Warner Bros. Discovery fusionierten, wurde anschließend auch DC Entertainment, dem Elternunternehmen von DC Films, umstrukturiert. Das DC Extended Universe sollte einen Soft Reboot unterlaufen, unter der Ägide zweier neuer leitenden Köpfe: nämlich James Gunn und Peter Safran. Das Ergebnis wird man hierzulande ab dem Sommer sehen, wenn zunächst der neue Superman-Film im Juli in die Kinos kommen wird. Und dann im August die zweite Peacemaker-Staffel. Die Creature Commandos-Zeichentrickreihe, die ja der eigentliche Startschuss war, ist hierzulande leider noch nicht gestartet.
Kein Vorwissen nötig
Nach den Ereignissen von The Suicide Squad wird Peacemaker aus dem Krankenhaus entlassen. Er soll sich schonen und zurückhalten. Weshalb er auch zunächst zu seinem Alten zu Hause fährt, wo er jedoch bereitets erwartet wird. Denn seine Vergangenheit lässt ihn nicht wirklich los.
Er soll für Mr. Mum und die Mission „Butterfly“ vollenden, die er einst für Amanda Waller angefangen hat. Er soll sogenannte Butterflies, begabte Menschen, aufspüren und töten. Tut er das nicht, landet er im Belle Reve-Gefängnis. Sollte er allerdings abtrünnig werden, würde die Bombe in seinem Kopf, die er noch von der Suicide Squad-Mission hat, explodieren. Widerwillig stimmt er zu und muss schon bald das erste Mal aktiv werden.
Vorab: Wer angesichts der Vorgeschichte befürchtet hat, dass man, um Verrückte Neue Welt zu verstehen, unbedingt The Suicide Squad gesehen haben muss, der kann beruhigt sein. Denn bevor die eigentliche Handlung überhaupt anfängt, wird ein kleiner Rückblick eingebaut, in dem die wichtigsten Szenen zusammengeschnitten worden sind. So das man nicht komplett ahnungslos ist, wer Peacemaker ist und wieso er zu Beginn der Episode im Krankenhaus ist.
Und der Anfang setzt auch sofort den Tonfall für die Serie. Man lernt einen Titelcharakter kennen, der etwas tumb und oberflächlich ist. Der bei einem Röntgenbild mehr Details haben möchte, um seinen Muskelaufbau bewundern zu können. Und der eine harmlose Reinigungskraft fragt, ob er wirklich unbedenklich gehen kann. Wobei er auf den Vorwurf, dass er ein Rassist ist, einfach nur mit dem Kommentar reagiert, dass er eben in Zukunft auch mehr Weiße erschießt.
Ein sehr spezielles Haustier
Dabei bemüht sich James Gunn, im Laufe der Folge seine Figur weiter auszubauen, ohne diese tumbe Darstellung aufzuweichen. So lernt man seinen Vater kennen – dargestellt von Robert Patrick – der ein alter, weißer und wütender Mann ist, der auf seinen Sohn voller Verachtung schaut. Der ihn auch als Erwachsener ständig runtermacht. Und der sich als Rassist entpuppt, der auf alle, die nicht seinem Weltbild entsprechen, voller Verachtung herabguckt. Kein Wunder, dass sein Sohn entsprechend verkorkst geworden ist.
Immerhin gibt es ebenfalls Elemente, die die Titelfigur in einem besseren Licht dastehen lassen. Es ist dabei vor allem sein Verhältnis zu seinem Haustier, dem Weißkopfseeadler Eagley, dass ihn etwas humanisiert. Jenes Tier ist auch in der gesamten Episode die einzige Lebensform, die ihm gegenüber wirklich und wahre Zuneigung ausdrückt. Alle anderen sehen in ihm eher so etwas wie eine Waffe, ein Objekt oder sind oberflächlich neugierig, was ihn ticken lässt.
Vor allem Leota Adebayo ist es, die auf ihn neugierig ist und mit ihrer gemeinsamen Tierliebe sogar gemeinsamen Grund findet. Dabei ist sie im Prinzip ja all das, was er gelernt hat zu hassen. Sie ist eine Farbige und sie ist lesbisch, auch wenn er Letzteres noch nicht weiß. Aber da zeigt sich, dass er durchaus in der Lage ist, mit Charakteren zu interagieren, die nicht dem entsprechen, was ihm indoktriniert wurde.
Typisch James Gunn
Und doch hat sie ein Geheimnis. Denn sie ist die in Wahrheit die Tochter von Amanda Waller, der Person, die das Suicide Squad-Programm geleitet hat. Und die auch gleichzeitig Menschenleben als rein optional angesehen hat. Im Prinzip ist sie es ja, die für den aktuellen Peacemaker verantwortlich ist. Und dass sie ihn auf diese Weise weiterhin ihn unter Beobachtung hält, lässt tief blicken. Mal schauen, wie sich das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, sowie zwischen Tochter und Peacemaker entwickeln wird.
Allgemein werden in dieser Episode noch weitere vielversprechende Plots eingeführt. So zeigen sich die Agenten, die den Peacemaker unter ihre Fittiche nehmen, als ein bunter Haufen. Und vor allem Mr. Mum, der anscheinend das Kommando hat, hat etwas Mysteriöses an sich.
Der finale Akt von Verrückte neue Welt ist dann typisch James Gunn. Es gibt brachialen Humor und anschließend Splatteraction. Immerhin sieht man, was der Helm von Peacemaker alles kann. Und das ist für den Angreifer nicht schön.
Der Auftakt zur Serie ist gut geworden, aber nicht überragend. Das Problem ist schlicht und ergreifend, dass der Humor der Episode manchmal zu sehr über die Stränge schlägt. Das Gespräch zwischen der Titelfigur und der Reinigungskraft zu Beginn der Folge hat so manchen Moment, der unangenehm ist. Und ob ein dummer Peacemaker auf Dauer eine ganze Season tragen kann, muss sich noch zeigen. Ich habe da so meine Zweifel und glaube, dass irgendwas geschehen muss, um den IQ des Charakters zumindest ansatzweise zu erhöhen. Am Ende wird man es allerdings auch sehen.
Info
Drehbuch: James Gunn
Showrunner: James Gunn
Regie: James Gunn
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