Eine gigantische Raumstation droht, die Erde zu verschlingen.

Der VerschlingerHandlung

Archäologen entdecken in Äthiopien eine antike Ruinenstadt, in der menschliche Skelette neben denen von humanoiden Dinosauriern liegen. Eine Armee von Feuerameisen verhindert jedoch eine weitere Erforschung der Grabstätte. Dafür folgt kurz darauf die nächste große Entdeckung: Aus dem All nähert sich ein Kristall, in dem das Hologramm eines Mädchens erscheint. Es handelt sich um eine Botschaft von Epsilon Eridani, welche die Form einer Manga-Figur angenommen hat, um schneller von der Menschheit akzeptiert zu werden. Das Mädchen warnt vor einem Verschlinger, der bereits ihre Heimatwelt vernichtet hat und in 100 Jahren bei der Erde eintreffen wird.

Ein erster Kundschafter des Verschlingers kreuzt schon wenig später auf und zerstört erst einmal mehrere Kampfjets und einen ganzen Straßenzug in Manhattan. Das Raumschiff landet direkt im großen Konferenzsaal der Vereinten Nationen. Ihm entsteigt ein Reptiloid, der an einen Tyrannosaurus Rex erinnert und die anwesenden Menschen in der Größe um das Dreifache überragt. Der Gesandte, der sich als Fang vorstellt, beißt zur Begrüßung einem hohen General den Kopf ab und wendet sich dann an den Commander der planetaren UN-Schutztruppe, der bereits den Kontakt mit dem Eridani-Kristall aufgenommen hat.

In diesem Protagonisten sieht Fang einen ebenbürtigen Gegner, den er sich bis zum Schluss aufheben will. Fortan führen die beiden die Verhandlungen, wobei es eigentlich kaum etwas zu verhandeln gibt. Immerhin steht das Schicksal der Erde bereits fest, und Fang will es lediglich einer Ameisenkolonie gestatten, die Erde nach dem Raubbau neu zu besiedeln. Warum er solchen Respekt vor den Feuerameisen hat, erklärt er in einer ausladenden Geschichtsstunde, die bereits andeutet, dass sein Volk einst auf der Erde lebte.

Der inzwischen zum Colonel erhobene Protagonist versucht, wenigstens ein paar Menschen auf den Mond zu evakuieren, der für das reptiloide Imperium uninteressant ist. Der Rest der Menschheit, der nicht durch die vom Weltenverschlinger ausgelösten Katastrophen stirbt, soll den Dinosauriern als Viehherde dienen, denn die Erdlinge gelten als Delikatessen. Die Schlachtung soll im Alter von 60 Jahren erfolgen. Einzig der Colonel erhält von Fang ein Jungbrunnenelixier, mit dem sein Leben über Jahrhunderte verlängert werden kann. So lange werden nämlich die Verhandlungen dauern.

Der nunmehr zum Marshall beförderte Protagonist nutzt die Zeit, um den Mond in eine Waffe umzuwandeln. Mit Atombomben lenkt er ihn aus der Bahn, direkt auf den Verschlinger zu. Dabei entstehen zwar große Schäden an der Raumstation und 100 Millionen Dinosaurier sterben, doch die Plünderung der Erde wird dadurch nur ausgebremst.

Nach 230 Jahren zieht sich der Verschlinger zurück und auf der inzwischen unwirtlichen, aber keineswegs toten Erde, treffen der Marshall und Fang ein letztes Mal aufeinander. Während sie gegeneinander kämpfen, erzählt Fang, dass sein Volk ursprünglich von der Erde stammt und es kein Asteroid war, der die Dinosaurier ausgelöscht hat. Vielmehr haben diese den Planeten unbewohnbar gemacht und sind danach ins All entrückt. Über Jahrmillionen haben sie den Verschlinger gebaut und andere Welten ausgebeutet, damit ihr Imperium wachsen kann. Nun müssen sie in einen anderen Spiralarm der Galaxie weiterziehen, da sie die nähere Umgebung bereits komplett ausgebeutet haben.

Neben dieser Geschichtsstunde hat Fang aber noch eine wirklich boshafte Nachricht für den Marshall. Dessen Urenkel lässt ausrichten, dass er an Bord des Verschlingers sehr glücklich sei und sich wegen des Angriffs für ihn schäme. Er wünscht ihm den Tod und will ihn nie wiedersehen. Wütend tötet der Marshall den T-Rex, nur um kurz darauf selbst von den Feuerameisen gefressen zu werden.

Rezension von Der Verschlinger

Der grundlegende Plot um eine Raumstation, welche die Erde verschlingt, ist gar nicht mal so uninteressant und erinnert ein wenig an Independence Day: Wiederkehr. Leider scheitert wieder einmal alles an der pseudowissenschaftlichen Umsetzung. Zwar werden die Gravitationskräfte des Verschlingers auf die Erde detailliert aufgezeigt, wie dies auch bei dem gigantischen Mutterschiff im zweiten Teil von Independence Day der Fall ist. Allerdings werden die Konsequenzen nicht korrekt dargestellt.

Zunächst einmal werden die Ozeane aufgetürmt und Küstenstädte von Tsunamis überrollt, was so weit noch akkurat ist. Kurz darauf werden auch Objekte wie Autos nach oben gezogen, doch die Menschen bleiben am Boden. Über die Jahre wird die Erde zu einem Gravitationsellipsoid verformt, doch weder reißt dabei die Erdkruste auf, noch werden alle Städte restlos zerstört. Die Erde bleibt sogar am Ende des Prozesses in Teilen noch bewohnbar. Und als Gipfel des Ganzen gewinnt der Planet nach dem Abzug des Verschlingers seine Kugelgestalt zurück. Das wäre aber nur möglich, wenn er sich komplett verflüssigt, was hier jedoch nicht der Fall ist.

Weiterhin ist es unbegreiflich, warum das Imperium des Verschlingers überhaupt etwas von der Erde übrig lässt. Die Erklärung, dass die Schäden an der gigantischen Ringstation nach dem Angriff der Menschen so groß waren, dass der Prozess gestört wurde, scheinen hier unzureichend. Immerhin sind dadurch enorme Reparaturen nötig und dafür braucht es Unmengen an Metall. Von daher wäre der Eisenkern von höchstem Interesse, doch der wird einfach verschmäht. Überhaupt bleibt der größte Masseanteil der Erde übrig, inklusive der bereits verarbeiteten Metalle in den Städten, deren Ruinen ebenfalls unangetastet bleiben.

Der Verschlinger scheint lediglich das Wasser als Treibstoff und Lebensquell sowie ein wenig Kohlenstoff verschlungen zu haben. Da waren die Alien aus Independence Day schon wesentlich konsequenter, denn die haben  mit ihrem Mutterschiff das Erdinnere angebohrt. Und so unausgegoren der zweite Teil auch war, hat man von deren Innenarchitektur im Film deutlich mehr zu sehen bekommen als vom Verschlinger im Comic. Das Wenige, was man zu Gesicht bekommt, kann dabei keineswegs überzeugen, sondern sorgt bestenfalls für Stirnrunzeln.

Die Bewohner des Verschlingers sind intelligente Dinosaurier. Das ist an sich jetzt nicht verkehrt, so etwas gab es mit den Voth bereits in Star Trek: Voyager. Doch hätte man sich auf eine Spezies beschränken sollen. Dass ausnahmslos alle Dinosaurierarten intelligente Vertreter hervorgebracht haben sollen, ist schlichtweg absurd! Das wäre in etwa so, als hätten sich neben den Menschen auch Katzen, Hunde und Pferde entwickelt, die auf zwei Beinen gehen und opponierbare Daumen sowie die Fähigkeit zu sprechen haben. Zu sehen sind unter anderem Triceratopse und Stegosaurier, wobei die Gehirne von Letzteren gerade einmal die Größe einer Walnuss hatten. Einzig der T-Rex Fang kann hier noch einigermaßen überzeugen.

Die Unwissenheit über die Biologie der Dinosaurier ist beklagenswert, zumal China inzwischen maßgeblich zu deren Erforschung beiträgt. Als Liu die ursprüngliche Geschichte geschrieben hat, mag es manche Erkenntnisse noch nicht gegeben haben, z. B. was die Verbreitung von Federn anbelangt. Allerdings war schon lange bekannt, dass Triceratops und Stegosaurus Pflanzenfresser waren. In Menschen dürften sie wohl eher keine Delikatesse gesehen haben. Einzig Fang nimmt man den Appetit auf Menschen ab.

Nein, das ist nicht Raptor Jesus.

Bei diesem Charakter stellt sich allerdings die Frage, warum er überhaupt mit der Menschheit verhandelt. Wenn seine Spezies ohnehin vorhat, die Erde zu verschlingen und die überlebenden Menschen zu einer Viehherde zu machen, erübrigt sich doch jede Diplomatie. Geradezu lächerlich erscheint es dann auch, dass der namenlose Protagonist Fang um Erlaubnis bittet, einige Menschen auf den Mond auszusiedeln. Vor dem Eintreffen der Ringstation kam Fang immer nur allein mit einem einzelnen Raumgleiter zur Erde, es hätte also niemand die Menschheit davon abgehalten, die Erde zu evakuieren.

Das Ganze entpuppt sich dann aber ohnehin als Trick, denn der Mond wird in Wahrheit in eine Waffe umgewandelt. Das hätte Fang eigentlich gleich dämmern müssen, denn immerhin wollten die Menschen ihren Trabanten mit Atombomben aus seiner Umlaufbahn bewegen. Damit hätte man die Exilanten jedoch verstrahlt, statt sie zu retten. Überhaupt scheinen Atombomben wieder einmal das Allheilmittel zu sein, denn schon vor dem Erstkontakt hat die Planetare UN-Schutztruppe Atomsprengsätze zur Asteroidenabwehr bereitgestellt.

Offenbar hat sich Liu hier Hollywoodfilme wie Armageddon und Deep Impact zum Vorbild genommen. Dabei wurde bereits in den 1990ern die Sinnhaftigkeit der Zerstörung von Asteroiden durch Nuklearwaffen von der Mehrheit der Astronomen und Raumfahrtingenieure stark angezweifelt. Die Trümmer wären gleich doppelt gefährlich, da sie nicht nur unkontrollierbar, sondern obendrein radioaktiv kontaminiert wären. Vielversprechender wären Methoden der Flugbahnveränderung durch Solarsegel oder Laserbeschuss. Der Autor hat, wie so häufig, keinerlei Ahnung von den grundlegendsten Erkenntnissen der Astrophysik. Man gewinnt fast den Eindruck, in China laufen keine Weltraumdokus im Fernsehen.

Nun werden die Atombomben in der vorliegenden Geschichte zwar in einem Akt der Verzweiflung angewendet, doch wie groß müsste die Sprengkraft eigentlich sein, um den Mond aus seiner Umlaufbahn zu werfen und obendrein noch auf Kollisionsgeschwindigkeit zu bringen? Auf der Erde wurden schon zahlreiche Atombomben gezündet und bisher hatte keine davon einen nennenswerten Effekt auf die Erdbahn. Dafür hat der Aufprall des Mondes auf den Verschlinger wiederum kaum einen Effekt, obwohl er dieser eigentlich verheerend sein müsste.

Offenkundig ist Liu entgangen, dass der Mond ein massiver Felsen ist, während der Verschlinger als Raumstation komplett porös ist. Die Struktur besteht aus vergleichsweise dünnen Metallwänden voller Hohlräume. Wenn dort ein Mond einschlägt, sollte dabei wenigstens der halbe Ring zerstört werden. Dieser bekommt jedoch nur ein paar Kratzer und Risse. An den Bruchkanten brechen nicht einmal größere Teile ab, nein, die Risse schließen sich gar wieder wie von Geisterhand. So würde sich vielleicht eine Planetenkruste auf einem zähflüssigen Mantel verhalten, aber gewiss keine künstliche Struktur!

Als Begründung, warum der Zusammenstoß so glimpflich abläuft, werden die offensichtlich falschen Daten über die Beschleunigungsgrenze des Verschlingers herangezogen, welche der Eridani-Kristall der Menschheit geliefert hat. Der Marshall mutmaßt, dass dieser Kristall eine Falle der Reptiloiden gewesen sein könnte, worauf Fang nur kryptisch antwortet: „Wer weiß?“ Das ist höchst unbefriedigend, zumal der Eridani-Kristall ohnehin kaum etwas zur Handlung beiträgt, abgesehen davon, dass er die Menschheit vor der Ankunft des Verschlingers warnt.

Der Kristall ist zwar bei jedem Treffen der UN mit Fang dabei, doch außer unnützen Kommentaren kommt da wenig. Obendrein erlaubt sich das Hologramm des Mädchens persönliche Meinungen und emotionale Ausbrüche, obwohl es zu Beginn auf die Frage, ob es lebendig sei, noch geantwortet hat, dass es nur eine Nachricht wäre. Zwar ausgestattet mit einer KI, die lernt und auf Nachfragen reagieren kann, aber letztendlich doch nur ein Programm. Und nicht einmal ein besonders intelligentes Programm, da es ständig wie ein Papagei wiederholt: „Der Verschlinger kommt! Der Verschlinger kommt!“ Hält der Eridani-Kristall die Menschen etwa für begriffsstutzig? Wobei das wiederum durchaus nahe liegt, denn der Protagonist staunt, wie viel die KI über die Welt der Menschen weiß, obwohl sie ihm gerade erst erklärt hat, dass sie die Funksignale der Erde ausgewertet hat. Sie weiß also so ziemlich alles, was es über die Menschheit zu wissen gibt.

Der Comic ist wirklich anstrengend zu lesen, wobei das Finale den absoluten Gipfel darstellt. Der Marshall und Fang treffen sich auf der ausgezutschten Erde zu einem finalen Schlagabtausch. Da der Kampf des Menschen gegen eine dreimal so große Killerechse nicht gerade ausgewogen ist, hat sich der Marshall einen Kampfanzug zugelegt. Dieser erinnert ein wenig an die Kampfgerüste aus Avatar oder den Powerloader aus Aliens: Die Rückkehr, mit dem Ripley der Alienkönigin gegenübertritt.

Im Comic fliegen dabei ordentlich die Fetzen, doch das hindert die beiden Kontrahenten nicht daran, ausgiebig Konversation zu betreiben. Fang findet im Kampfgetümmel sogar genügend Muße, dem Menschen die Herkunft seiner Spezies zu erklären. Wenig überraschend stammen die Dinosaurier von der Erde. Das hat bereits die Eröffnungsszene verraten, in der in Äthiopien menschliche Skelette neben denen von Dinos gefunden werden. Es handelt sich um eben jene antike Stätte, in der auch das Finale stattfindet. Der Kreis schließt sich damit ebenso wie der Ring des Verschlingers um die Erde. Nur Sinn ergibt das Ganze wieder einmal keinen.

Zunächst einmal haben Menschen und Dinosaurier nicht zusammen gelebt. Die Säugetiere waren vor 65 Millionen Jahren noch klein und unbedeutend. Die Vorstellung, dass intelligente Dinosaurier den Homo erectus erschaffen haben, scheitert an der Tatsache, dass die gefunden Skelette des Homo erectus auf gerade einmal rund 2 Millionen Jahre datiert werden konnten. Das war deutlich nach dem Aussterben der Riesenechsen zum Ende der Kreidezeit. Ebenso konnte der früheste bekannte Vorfahr der Menschheit, der Australopithecus, auf ca. 4 Mio. Jahre datiert werden und der war von einem modernen Menschen noch sehr weit entfernt. Ein Zusammenleben von Menschen und Dinosauriern könnte maximal durch Zeitreisen erklärt werden, wie in der Serie Terra Nova.

Nachdem Liu schon durch fehlende Fachkenntnis in Astronomie glänzt, macht er sich nun auch noch im Bereich der Biologie und Evolutionslehre lächerlich. Und davon mal ganz abgesehen, hätten sich die Skelette in den äthiopischen Ruinen unter den dortigen Bedingungen niemals so lange erhalten können. Da hätten sie schon von Gesteinsschichten begraben werden müssen, um durch mineralische Prozesse zu fossilieren. Überhaupt sehen auch die Ruinen noch viel zu gut für ihr Alter von über 65 Mio. Jahren aus.

Die Anwesenheit von Feuerameisen ergibt ebenfalls wenig Sinn. Wovon haben die sich über Jahrmillionen ernährt, wo sie doch verschüttet und komplett von der Außenwelt isoliert waren? Und warum hat Fang so großen Respekt vor ihnen, dass er dieser Kolonie das Fortbestehen erlaubt? Kurz zuvor hat er noch die Menschen abwertend als „Insektlein“ bezeichnet, was obendrein biologisch komplett falsch ist.

Fang scheint wenig für niedere Arten übrig zu haben, dann entwickelt er aber doch wieder Respekt für einige. Das gilt sogar für den Marshall, den er als ebenbürtig erachtet, nur um ihn dann wieder respektlos zu behandeln. Das äußert sich u. a. in der Botschaft des Urenkels, die er ihm übermittelt, um ihn zu verhöhnen. Der Junge findet es scheinbar großartig, als Vieh gehalten zu werden, wobei ihm die Schlachtung erspart bleibt, da sein Fleisch aufgrund des Stresses ungenießbar sei. Aha, und die anderen Menschen, die ihre Degradierung zur Viehherde gewiss viel weniger reizvoll finden, standen also nicht unter Stress? Und überhaupt wird Fleisch dadurch nicht ungenießbar, sonst könnten wir kein Rind und kein Schwein essen, bei dem, was wir diesen Tieren antun.

Um die Absurdität auf die Spitze zu treiben, sollen die Menschen erst mit 60 Jahren geschlachtet werden, wenn das Fleisch schon alt und zäh ist. Und da dachte man, dass Reptiloide kleine Kinder fressen, was tatsächlich mehr Sinn ergeben hätte. Wenigstens werden die Menschen artgerecht gehalten. Was allerdings keineswegs erklärt, dass sie die Aussicht auf Schlachtung glücklich macht und der Urenkel des Marshalls diesem sogar den Versuch vorwirft, die Menschheit vor diesem grausamen Schicksal zu bewahren. Okay, es gibt auch in der Realität zufriedene Sklaven, doch auf jeden Onkel Tom kommen wenigstens ein Dutzend, die weniger masochistisch veranlagt sind. Die Entwicklung der Menschen zu unbedarften Eloi (siehe Die Zeitmaschine von H G. Wells) verläuft hier eindeutig zu schnell.

Es fällt schwer, an diesem Comic irgendeinen Aspekt zu finden, der nicht komplett beknackt ist. So auch die Reise des Verschlingers an sich. Angeblich hätten die Dinosaurier nur wenig rohstoffreiche Planeten im Orionarm der Milchstraße gefunden. Das ist schwer zu glauben, selbst wenn lebensfähige Planeten eine Seltenheit wären. Nach dem aktuellen Kenntnisstand sind die grundlegenden Elemente, die für Leben notwendig sind, also allen voran Wasser und Kohlenstoffverbindungen, sehr weit verbreitet. Allein in unserem Sonnensystem hat bereits der Jupitermond Europa größere Wasservorräte als die Erde. Immerhin wird im Comic erwähnt, dass auch andere Planeten und Monde vom Verschlinger ausgesaugt werden sollen. Allerdings verlässt er das Sonnensystem am Ende, ohne dem nachzukommen.

Die Reise in einen anderen Spiralarm der Milchstraße dürfte mehr als beschwerlich werden, da der Großteil der Wasservorräte als Brennstoff für die Triebwerke draufgeht. Keine optimalen Bedingungen für eine Spezies, die so verschwenderisch lebt wie die Dinosaurier. Die haben in den Jahrmillionen ihrer Existenz in ständiger Ressourcenknappheit nicht mal eine Geburtenkontrolle eingeführt. Im Gegenteil haben sie ein Elixier entwickelt, das ihr Leben auf Jahrtausende verlängert. Das mag zwar als dramaturgisches Mittel funktionieren, um den menschlichen Protagonisten über Jahrhunderte am Leben zu erhalten. Immerhin führt er durch die Handlung. Für eine räuberische Spezies, die nicht im Einklang mit der Natur lebt, wäre dies jedoch der Todesstoß.

Überhaupt sollte eine Spezies, deren Zivilisation schon Millionen Jahre überdauert hat, gesellschaftlich wesentlich weiter entwickelt sein. Aber nehmen wir mal an, es gäbe fortschrittliche Reptiloide, die sich ihre Grausamkeit bewahrt haben, so müssten diese doch wenigstens intelligent genug sein, sich ihre Ressourcen sinnvoll einzuteilen und bei der Erschließung neuer Ressourcen geschickter vorzugehen. Wohin die Mentalität, sich rücksichtslos alles mit Gewalt zu nehmen, führt, erleben wir aktuell beim Niedergang des Kapitalismus. Ein solches Verhalten führt unweigerlich zur Selbstauslöschung. Und damit wäre auch der gesellschaftskritische Aspekt des Comics hinüber.

Bleibt eigentlich nur noch die grafische Umsetzung. Die fällt extrem grob aus. Die Linienführung wirkt, als hätte der Zeichner einen Tremor. Vor allem bei künstlichen Strukturen wie Gebäuden und Raumschiffen fallen die zittrigen Schlangenlinien, die oft nicht einmal bis zum Ende durchgezogen sind, unangenehm auf. Einzig die Charaktere sehen zumindest in den Close-Ups ganz okay aus und das Manga-Mädchen in dem Eridani-Kristall erscheint gegenüber dem Rest des Comics direkt sauber gezeichnet. Da hätte man besser gleich den gesamten Band in diesem Stil umsetzen sollen.

Ein optischer Hochgenuss ist Der Verschlinger wahrlich nicht und daran ändert auch die Koloration kaum etwas. Die Farbwahl ist nicht immer die beste und Farbverläufe sind rar gesät. Es  wird oft mit vollflächigen Einfärbungen und harten Abstufungen gearbeitet, sodass das Ergebnis sehr unnatürlich wirkt. Die Leuchteffekte beschränken sich auf Explosionen und Monitore, wobei sie dort sehr dezent wirken. Der Lichteinfall ist auch nicht optimal. Alles in allem kann der Comic weder inhaltlich noch grafisch überzeugen.

Fazit: Nicht zum Verschlingen geeignet!

Die Grundidee von Der Verschlinger hat durchaus Potential, sowohl in Hinblick auf die räuberische Raumstation als auch auf die Spezies intelligenter Dinosaurier. Dieses Potential wird jedoch fast komplett verschenkt. Weder der Autor der Romanvorlage noch jener der Comicadaption scheinen sich eingehender mit den wissenschaftlichen Hintergründen der Geschichte beschäftigt zu haben. Das Problem sind dabei nicht einmal fiktive Hilfsmittel, ohne die nur die wenigstens Science-Fiction-Werke bestehen könnten (Stichwort: Warpantrieb), sondern die völlig absurden Auslegungen wissenschaftlicher Fakten. Ein paar TV-Dokus oder Klicks auf Wikipedia hätten bereits als Recherche genügt, um der Geschichte mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Stattdessen führen eine Handvoll Charaktere ohne jeden Tiefgang durch eine verworrene Handlung, die nicht einmal gut in Szene gesetzt ist. Das betrifft ebenso die Optik, die weit hinter den Erwartungen zurückbleibt, welche das faszinierende Coverartwork von Nicolas Vallet schürt. Wenn Vallet wenigstens den kompletten Inhalt gezeichnet und eingefärbt hätte, würde wenigstens das den Kauf lohnen. So bleibt lediglich die hohe Qualität der Verarbeitung hervorzuheben, die bei Splitter Standard ist.

Info

Autoren: Cixin Liu / Jean-David Morvan
Zeichner: Yang Weilin
Farben: Hiroyuki Ooshima
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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  • Story
    3/10
  • Zeichenstil
    4/10
  • Koloration
    5/10
3/10
Total Score

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