Der Autor kategorisiert die SciFi-Geschichte mit ca. 50 Seiten Umfang als Novelle, man darf sie aber auch gerne als etwas längere Kurzgeschichte sehen.
Inhalt
Hank, Alkoholiker mittleren Alters, fällt eines Tages vom Stuhl und ist danach völlig verändert. Er hat Zugriff auf technische Konzepte, die ihm vorher abhold waren und kann überdies wie ein lebender Computer auf Daten zugreifen, Menschen und ihren Lebensweg sehen und sich auf einmal mit seinem Mops unterhalten.
Einem inneren Zwang folgend beginnt er, einen Roboter mit einem biologischen Gehirn zu bauen …
Rezension
Was sich als Handlungszusammenfassung unheimlich trocken liest, erweist sich in der Realität als derart abstrus und witzig, dass man das Heft nicht aus der Hand legen kann. Axel schreibt frei und von Konventionen ungebunden von der Leber weg. Das mag auf den ersten Blick einen Tick ungeschliffen wirken, erweist sich aber als besondere Stärke des Autors. Dabei wird auch vor deutlichen und harten Worten kein Stopp gemacht. Und das ist auch verfickt nochmal geil so! Denn Hank denkt nun einmal ungehobelt, und wenn er Menschen hasst, dann ist das so und wird durch die direkte Diktion gefestigt.
Wer sich bei der Intelligenzsteigerung und dem Zwang, etwas zu bauen, an Tommyknockers von Altmeister Stephen King erinnert fühlt, liegt nicht wirklich daneben. Die Story um den ersten RSTTR wurde, ob bewusst oder unbewusst, von King beeinflusst, zumindest in den Grundzügen. Sie weicht aber auch weit genug ab, um eigenständig, neu und frisch zu sein.
Handlungswendungen/Plottwists kann man bei einer kurzen Geschichte nicht wirklich erwarten und bekommt diese hier auch nicht. Und auch das ist gut so. Nicht immer muss man das Gefühl haben, man sei in einem Film wie THE SIXTH SENSE und der große Hammer lauert um die Ecke. Manchmal ist es einfach wohltuend, einfach eine gute Geschichte eine gute Geschichte sein zu lassen, um der Story selbst willen.
Klar hätte Axel die Werdung von Hank zum Überwesen oder die Motivation des RSTTR ausweiten können auf hunderte Seiten. Sicher, das Ende ist etwas überraschend kurz und lässt uns nachdenklich zurück. Der vorher erwähnte Stephen King hätte aus der Story locker 400+ Seiten gemacht und sie wären verdammt nochmal spannend und genial gewesen. Aber das ist nicht Axel. Axel ist kurz, schmerzhaft genau auf den Punkt und mit Zynismus getränkt. Und genau dafür gebührt ihm der allerhöchste Respekt.
In der Welt der nichtssagend aufgeblähten Geschichten ohne Seele eine extrem angenehme Ausnahme.
Bitte, mehr solcher Storys, gerne mehrere in einem Band. Auf der Warp-Skala kann ich dem ersten RSTTR selten verliehene 10/10 geben.
Autor: Axel Aldenhoven
Titel: Der erste RSTTR
Verlag: Independent
Erschienen: 10/2023
Einband: Taschenbuch
Seiten: 54
ISBN: 979-8863265544
Sonstige Informationen:
Produktseite
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